ORF überlegt Einsparung von Korrespondenten

An nur fünf Standorten soll es Korrespondenten-Büros geben, so Chefredakteur Seledec. Der ORF spricht von "Zukunftsszenarien" und weist einen geplanten Kahlschlag zurück.

Im Rahmen des ORF-Zukunftskonzepts überlegt der Sender derzeit eine Neuordnung des Korrespondentennetzes. Unter Federführung des zentralen Chefredakteurs Walter Seledec wurde ein entsprechendes Papier erstellt, demzufolge fixe ORF-Büros nur mehr in Washington, Brüssel, Moskau, Peking und Berlin betrieben werden könnten. Laut "Oberösterreichischen Nachrichten", die das Papier am Dienstag veröffentlichten, würde durch diesen "Kahlschlag" rund eine Million Euro eingespart.

Der ORF wies einen "geplanten 'Kahlschlag'" in einer Aussendung zurück. Es würden derzeit "Zukunftsszenarien" entwickelt, um den "unverzichtbaren Beitrag" der Korrespondenten "auch in wirtschaftlich schwieriger werdenden Zeiten absichern zu können". Es gebe keine "konkreten Schließungspläne oder in diese Richtung gehenden Entscheidungen".

Eingreiftruppe statt Büro?

Das unter Chefredakteur Seledec erarbeitete Konzept unterteilt die verschiedenen Auslandsstandorte in fünf Kategorien, von denen nur in Kategorie eins "aus geopolitischen Gründen" ein eigenes ORF-Büro betrieben werden soll. In Kategorie zwei, in London, Paris, Rom, Kairo, Tel Aviv sollten Freelancer oder externe Firmen zum Einsatz kommen.

Warschau, Istanbul und Belgrad könnte von einer "schnellen Eingreiftruppe" von Wien aus betreut werden. In Stockholm, Oslo, Madrid, Lateinamerika, Afrika und Australien würde der ORF mit anderen öffentlich-rechtlichen Sendern wie ARD und ZDF kooperieren. Sämtliche Nachbarstaaten Österreichs sollen von den Landesstudios mitversorgt werden.

Löw kennt Plan nicht

Raimund Löw, Leiter des ORF-Brüssel-Büros und gemeinsam mit Birgit Schwarz Redakteurssprecher der Korrespondenten, habe von der Geschäftsführung die Zusicherung erhalten, dass die Korrespondenten gegebenenfalls in einen solchen Entscheidungsprozess einbezogen werden. Das Papier mit dem Titel "ORF-Korrespondentenbüros. Eckpunkte für eine Neuordnung" kennt Löw nicht.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass der ORF auf einen Großteil seiner Auslandskorrespondenten verzichtet. Das wäre Selbstmord", findet Löw. Die Korrespondenten seien "ein Markenzeichen des ORF", eine Schließungswelle "gegen das Interesse der Geschäftsführung". Eine Einsparung von Korrespondenten hätte finanziell vergleichsweise wenig Vorteile im Vergleich mit dem Imageschaden, weshalb Löw nicht davon ausgeht, dass es dazu kommen wird.

Wrabetz: Brennpunkte verschieben sich

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz meinte, dass der ORF auch in Zukunft "ein sehr umfassendes Auslandsbüronetz" haben werde - "das größte des Landes". Dass Standorte "immer wieder überprüft werden, weil sich die Brennpunkte des Weltgeschehens verschieben", sei normal, stünde im April aber nicht zur Debatte.

(APA)

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