„Jeder hat die Fähigkeit zu töten“ – jetzt in einer neuen Serie

Chosen
Chosen(c) Lewis Jacobs/ Still Photographer
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Hollywoodstar Milo Ventimiglia stellte in Wien seine neue Serie „Chosen“ vor. Darin wird er gegen seinen Willen Auftragskiller.

Wie reagiert ein Durchschnittsbürger, wenn er den Auftrag erhält, jemanden zu töten? Diese Frage bildet den Ausgangspunkt der Thriller-Serie „Chosen“. Beantworten muss sie der Anwalt Ian Mitchell, der von Milo Ventimiglia dargestellt wird. Eines Morgens findet er vor seiner Haustür eine Holzschachtel mit einer Waffe, einem Foto und einer klaren Botschaft: Innerhalb von 48 Stunden muss er die abgebildete Person töten. Mitchell reagiert zunächst vernünftig: Er sucht seine Zielperson auf, will einen gemeinsamen Ausweg und die Auftraggeber finden. Als aber seine Tochter entführt wird, muss er umdisponieren und entscheidet sich: Das Leben eines Zahnarztes gegen das seiner Tochter und sein eigenes.

„Chosen“ wurde ursprünglich nur für das Internet gedreht, hat bereits drei Staffeln mit je sechs 30-minütigen Folgen und demnächst startet der Dreh für Staffel vier. „Die wird wahrscheinlich länger“, sagt Hauptdarsteller Milo Ventimiglia, der die Serie zum Österreich-Start in Wien vorstellte. „Vielleicht drehen wir auch in Europa oder Asien.“ Sein Ziel ist, „die Serie größer zu machen.“ Bisher arbeitete sie mit wenigen Schauspielern – in Staffel zwei und drei stoßen Serienstar Chad Michael Murray („One Tree Hill“) und Tarantino-Darstellerin Rose McGowan dazu – und spielt nur in Los Angeles. Die Figuren versuchen zu ergründen, welchen Sinn dieses „Spiel“ haben könnte. Neben der Frage nach dem Warum baut „Chosen“ auf Cliffhanger und seinen Hauptdarsteller Ventimiglia.

Herzensbrecher und Arbeitgeber

Bekanntheit erlangte der Schauspieler als rebellischer Teenager Jess in „Gilmore Girls“ Anfang der 2000er. Es war sogar ein Spin-off zu seiner Figur geplant, das aber nie gedreht wurde. „Es gibt sicher einen Grund, aber ich kenne ihn nicht“, sagt Ventimiglia. Seinen bisher größten Erfolg hatte er mit der Science-Fiction-Serie „Heroes“, in der er die Welt mit übernatürlichen Kräften zu retten versuchte. Im Kino war er in „Rocky Balboa“, dem bisher letzten Film der Reihe, als Sylvester Stallones Sohn zu sehen. Im Vergleich dazu wirkt „Chosen“, produziert für den Digitalvertrieb durch Sonys US-Streamingdienst Crackle, nicht wie ein Prestigeprojekt. Auf der wichtigen Kritikenseite Metacritic fehlt die Serie völlig. Ob sich das mangelnde Echo negativ auf seine Karriere auswirken könnte, beschäftigt Ventimiglia nicht. „Onlineserien fordern die TV-Sender heraus. Die Möglichkeiten, in Filmen mitzuspielen, werden weniger, weil weniger Filme produziert werden.“ Hollywoodstudios setzen zunehmend auf Großproduktionen, die den Großteil ihrer Budgets verschlingen. Der Schwerpunkt vieler Schauspieler hat sich aufs Fernsehen verlagert – auch Hollywoodstars wie Matthew McConaughey, Paul Giamatti und Kate Winslet oder Regisseure wie Martin Scorsese und David Fincher experimentieren mit seriellen Formaten. „Schauspieler feilen immer an der perfekten Karriere. Alle wollen Filmstars sein. Was sie nicht verstehen ist, dass es wichtiger ist, als Schauspieler zu arbeiten, damit man seine Rechnungen zahlen kann“, sagt Ventimiglia. „Ich bin lieber der Typ, der die ganze Zeit Arbeit hat.“ An „Chosen“ reizte ihn auch ganz profan die Möglichkeit, Arbeitsplätze zu schaffen: „Es gibt nichts Befriedigenderes, als zu wissen, dass man 70 Leuten Arbeit gibt.“ Sein nächstes Großprojekt dürfte jedenfalls wieder weltweit Aufmerksamkeit erregen: Er spielt eine Hauptrolle in der Mystery-Serie „The Whispers“, die im Sommer in den USA startet und unter anderem von Steven Spielberg produziert wird.

Wie Ventimiglia handeln würde, stünde er an der Stelle seiner Figur aus „Chosen“? „Ich weiß es nicht und will es auch nicht herausfinden“, sagt er und ergänzt: „Wenn es hart auf hart kommt, muss man mitmachen. Jeder hat die Fähigkeit zu töten.“

„Chosen“: ab 2.2. ab 22.10 Uhr auf 13th Street bei Sky

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2015)

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