Fox News zeigt IS-Mordvideo und erntet Kritik

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Der US-Sender Fox News stellte den Folterfilm auf seine Website und zeigte Bilder in seinem Live-Programm.

22 Minuten dauert der Propagandafilm der Terrorarmee des Islamischen Staates (IS), der zeigt, wie der 26-jährige jordanische Kampfpilot Muath al-Kasaesbeh in einem Käfig bei lebendigem Leib verbrannt wird. Wer einen sehr starken Magen hat, kann sich diese Bilder auf der Website des amerikanischen Fernsehsenders Fox News in voller Länge ansehen. Der Sender zeigte zudem am Dienstagabend im Rahmen seines Programms ein Standbild aus dem Mordvideo. „Die Bilder sind brutal, sie sind drastisch, sie sind verstörend“, kündigte der Moderator Bret Baier an. „Möglicherweise wollen Sie sich wegdrehen. Möglicherweise wollen Sie jetzt Ihre Kinder aus dem Zimmer schicken. Aber wir zeigen Ihnen das, um Ihnen die Realität des islamischen [sic] Terrorismus vor Augen zu führen und ihn als solchen zu benennen.“

Die Frage sei dahingestellt, für wie verroht oder ahnungslos man seine Zuseher halten muss, um es als notwendig zu erachten, ihr Bewusstsein für die Grausamkeit der IS-Terroristen mit solch entsetzlichen Bildern wecken zu müssen. Jedenfalls gab es seither scharfe Kritik an Fox News – und zwar, bemerkenswerterweise, auch aus den eigenen Reihen. „Wieso machen wir es für die Leute leichter, diese monströsen Aufnahmen zu sehen?“, fragte der Fox-Medienkommentator Howard Kurtz am Mittwochabend in der populären Sendung „The Kelly File“. Es missfalle ihm, wie Fox News „dabei hilft, jene Angst zu verbreiten, die IS so dringend verbreiten will“.

Kein anderer US-Sender tat dies, auch die Zeitungen verzichteten auf Bilder vom Todeskampf des Piloten – so auch der US-Ableger des katarischen Staatssenders al-Jazeera. „Der Sender, der fälschlich behauptete, dass al-Jazeera Enthauptungen zeigt, strahlt nun echte Hinrichtungen aus“, ätzte der al-Jazeera-Produzent Jeremy Young. Das stimmt zwar, unschuldig im Krieg der Bilder ist der katarische Sender aber nicht: Im September veröffentlichte er einen Bericht, in dem er die ebenfalls gefilmten Köpfungen der US-Journalisten James Foley und Steven Sotloff durch IS-Terroristen als unglaubwürdig und Produkte von Hollywood verhöhnte – allerdings, fernab der globalen englischsprachigen Öffentlichkeit, auf seiner arabischen Website. (go)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2015)

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