Jon Stewart tritt ab, Brian Williams auch

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Der „Daily Show“-Star hört auf dem Höhepunkt auf, der NBC-Nachrichtenmoderator in tiefster Krise.

Am Mittwoch überschnitten sich die Laufbahnen zweier Fernsehberühmtheiten, die kaum unterschiedlicher sein könnten und dennoch eine Gemeinsamkeit teilen: die mittlerweile fast komplette Verwischung der Grenze zwischen Unterhaltung und Journalismus im US-Fernsehen.

Zunächst gab der Sender NBC News bekannt, dass Brian Williams, der Moderator der Abendnachrichten, als Strafe für seine erlogenen Heldengeschichten aus dem Irak-Krieg und dem vom Hurrikan Katrina zerstörten New Orleans ein halbes Jahr lang suspendiert wird. Williams hat behauptet, er sei 2003 bei einem Flug in einem US-Hubschrauber unter Beschuss gekommen und nur durch Glück mit dem Leben davongekommen. Vergangenes Wochenende haben US-Veteranen diese Räuberpistole als solche entlarvt. Kurz darauf stellte sich auch heraus, dass einige besonders dramatische Erlebnisse, die Williams 2005 in New Orleans gemacht zu haben behauptete, frei erfunden waren (etwa der Anblick eines Toten, der in einer überfluteten Straße an seinem Hotelfenster vorbeitrieb).

Williams, der in jüngerer Vergangenheit immer öfter als Gast in Talkshows und anderen Unterhaltungssendungen aufgetreten ist (oft nur wenige Stunden, nachdem er mit ernster Miene die Nachrichten verlesen hat), hat 2004 die „NBC Nightly News“ von Tom Brokaw übernommen; ein Programm, das trotz allgemein schrumpfender Zuschauerzahlen bei TV-Nachrichten noch immer rund 200 Millionen Dollar (177 Millionen Euro) an Werbeeinnahmen für NBC brachte. Daraus erklärt sich auch Williams' Jahresgehalt von zehn Millionen Dollar; auf die Hälfte davon muss er heuer verzichten.

Lachen, wenn einem zum Weinen ist

Wenige Stunden nach Williams' Suspendierung erklärte ein Mann seinen Rücktritt, der gewissermaßen die entgegensetzte Entwicklung zwischen den Polen Spaß und Ernst genommen hatte. Jon Stewart, Moderator und Aushängeschild der satirischen Nachrichtensendung „The Daily Show“, erklärte am Ende seiner Sendung, dass er nach knapp 17 Jahren aufzuhören gedenke. „Ich habe viele Pläne im Kopf. Ich werde zum Beispiel an einem Schultag mit meiner Familie zu Abend essen, die laut mehreren Quellen wunderbare Leute sein sollen“, sagte Stewart. Seine humoristische Kunst machte die wachsende Feindseligkeit und Dysfunktionalität des amerikanischen politischen Systems für Millionen von Amerikanern (und Amerikas überseeische Freunde) ein bisschen erträglicher.

Stewarts Vertrag endet im September. Wann genau er aufhört und wer ihm folgt, ist ebenso offen wie seine Pläne. Sein erster Spielfilm „Rosewater“, ein Drama über die Absurdität des iranischen Regimes, war jedenfalls sowohl bei der Kritik als auch beim Publikum ein Erfolg.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2015)

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