Fernsehen zu Kaffee und Ei

Frühaufsteher Florian Rudig (v. l.), Andrea Schlager, Kathi Wörndl, Andreas Jäger.
Frühaufsteher Florian Rudig (v. l.), Andrea Schlager, Kathi Wörndl, Andreas Jäger. (c) Servus TV
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In Deutschland ist Servus TV mit Frühstücks-TV gescheitert. In Österreich matcht man sich morgens mit Puls4. Quotensieger ist aber die 9-Uhr-"ZiB".

Wie schaffen es diese gut gelaunten Menschen, schon um sechs oder sieben Uhr früh so tadellos auszusehen, dass nicht einmal die Schärfe eines HD-Bildschirms ein Knitterfältchen zum Vorschein bringt? Während sich die Zuschauer beim ersten Kaffee Fragen wie diese stellen, servieren die Moderatoren des Frühstücksfernsehens ein bisschen News, viel Info- und Entertainment sowie Service und Tipps als Beilage zu Kipferl und Ei. Außer beim Update der aktuellen Nachrichtenlage gibt man sich im wohnzimmerähnlichen Ambiente in Jeans und ohne Krawatte leger. Da kann es sogar vorkommen, dass Andreas Jäger im Red-Bull-Sender Servus TV als Kuh verkleidet durch das Studio schlendert – Fasching ist, und sogar dazu hat man eine „Expertin“ auftreiben können.

Auf der Frühstücks-TV-Karte stehen „Servus am Morgen“ und „Café Puls“. ATV serviert zwischen sechs und neun Uhr Serien und Teleshopping nur durchschnittlich 5000 Zuschauern. Servus TV veröffentlicht keine Daten. Beim Nachbarn war der Appetit auf das Gebotene mäßig: Im Jänner wurde das im April 2013 gestartete „Servus am Morgen“ in Deutschland eingestellt, jetzt laufen wieder Dokus. Offenbar sind ARD und ZDF mit ihrem „Morgenmagazin“ (mit durchschnittlich 660.000 Zuschauern zwischen 5.30 und 9 Uhr; 19,2 Prozent Marktanteil) und RTL mit „Guten Morgen Deutschland“ (6 bis 8.30 Uhr) zu starke Konkurrenz. Gleichzeitig wurde „Servus am Morgen“ in Österreich von bisher drei auf zwei Stunden (7 bis 9Uhr) gekürzt.

Bei Puls4 ist man hingegen zufrieden mit dem Gusto auf „Café Puls“. Die Sendung (sie läuft von 6 bis 10 Uhr) erhielt 2014 einen Relaunch und erreichte im Vorjahr auf Puls4, Sat1 Österreich und Pro7 Austria einen Marktanteil von 23 Prozent (bei 12- bis 49-Jährigen). Jüngste Neuerung ist eine Rubrik, für die Redakteurin Kerstin Gutleder Freizeitaktivitäten testet – zuletzt ein Lawinenseminar in Tirol.

Der ORF schaut zu. Während ARD und ZDF Informationsjunkies schon am frühen Morgen mit ausführlichen News, Reportagen und Korrespondentenberichten bedienen und Anke Engelke zehn Minuten Zeit geben, um von der Berlinale (und der Premiere des diesjährigen Aufregers „Fifty Shades of Grey“) zu berichten, muss sich das Publikum des heimischen Öffentlich-Rechtlichen mit einer vergleichsweise bescheidenen Fünf-Minuten-„ZiB“ um neun Uhr zufrieden geben.

Die Zeitzone zwischen sechs und neun überlässt der ORF kampflos der Konkurrenz und gibt sich mit Wiederholungen, „Kasperl“ und Bildern von Wetterkameras den Privaten geschlagen: sieben Prozent Marktanteil für ORF eins, zehn Prozent für ORF2 (12+). Um neun Uhr sorgt die „ZiB“ dann aber täglich für einen deutlichen Ausschlag nach oben: 121.000 Zuschauer waren im Jänner durchschnittlich dabei – ein Drittel aller, die um diese Zeit überhaupt fernsehen wollten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2015)

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