„Parks And Recreation“: Eine Sitcom wie ein Ponyhof

Parks And Recreation
Parks And Recreation(C) NBC
  • Drucken

Sechs Jahre lang gab die TV-Serie „Parks And Recreation“ der Hoffnung, die Amerikaner könnten einfach nett zueinander sein, eine komische und rührende Form.

Wie es ausgeht, sei hier nicht verraten, nur eines sei gewiss: Es bleibt alles gut. Nach 125 Folgen ist in der Nacht auf Mittwoch die amerikanische Sitcom „Parks And Recreation“ zu Ende gegangen. Sechs Jahre lang hat diese Serie des Fernsehkonzerns NBC ein drolliges Paralleluniversum in der fiktiven Stadt Pawnee im US-Bundesstaat Indiana geschaffen, in dem die wachsende Feindseligkeit und Unversöhnlichkeit in der amerikanischen politischen Realität nur als dumpfes, fernes Grollen zu vernehmen waren.

Was für eine prachtvolle Gesellschaft von Exzentrikern bevölkerte dieses „department for parks and recreation“! In dessen Zentrum rotierte Leslie Knope, die sich von der stellvertretenden Leiterin der, wenn man diese Nomenklatur in österreichische Verhältnisse übersetzt, Magistratsabteilung für öffentliche Parks und Erholungsgebiete in eine gehobene Position der US-Behörde für Nationalparks hocharbeitete. Amy Poehler verkörperte Knope, eine ehrgeizige, fröhliche, zum obsessiven Mikromanagement neigende Bürokratin, die ihre Arbeitsräume mit Porträts der früheren Außenministerinnen Madeleine Albright und Hillary Clinton schmückte und den US-Vizepräsidenten Joe Biden anhimmelte. Knope arbeitete mit einer Tatkraft für das Gemeinwohl, die in einem wohltuenden Kontrast zur Desavouierung des Public Service im echten Leben stand. Sie war zudem eine überzeugte und überzeugende Feministin, umringt von einem Ensemble mit zahlreichen starken Frauen.

„Parks And Recreation“ begann im April 2009, vier Monate nach dem Amtsantritt von Barack Obama und knapp vor dem Erstarken der reaktionären Tea-Party-Bewegung, die sich eifrig daranmachte, den ideologischen Graben zwischen Demokraten und Republikanern noch tiefer auszuschaufeln. Einen regierungsfeindlichen Libertären gab es auch in „Parks And Recreation“, doch in Ron Swansons Brust, dem Theodore Roosevelt wie aus dem schnurrbärtigen Gesicht geschnittenen Chef von Leslie Knope, schlug ein gutes Herz. Nick Offerman machte diesen selbstgenügsamen Liebhaber schottischen Whiskys und fachmännischer Holzarbeit zum heimlichen Star der Serie.

Fernsehserien als Spiegelbilder der Zeit

Das Fernsehen sei die einzige originäre Kulturhervorbringung Amerikas, hat der Schriftsteller und scharfzüngige Kulturkritiker Gore Vidal festgehalten. Insofern spiegelt sich in den Fernsehserien das Selbstverständnis dieser Gesellschaft. Stets steht eine optimistische, ein wenig naive Version ihrem pessimistischen und oft sehr zynischen Pendant gegenüber.

In den Jahren der vom Wahltag an problematischen Präsidentschaft von George W. Bush konnten die Amerikaner, die ihn nicht gewählt hatten, sich in die heile Parallelwelt von „The West Wing“ flüchten, in der Martin Sheen als gebildeter, fachkundiger US-Präsident umringt von einem idealistischen Stab Sachpolitik zu machen versuchte. Alternativ dazu zeigten „The Wire“ und „Treme“ die trostlose, moralisch abgewrackte Seite des politischen Geschehens.

Heute steht dem fröhlichen Pawnee, wo man Waffeln mampft und einem Pony namens Lil' Sebastian huldigt, das finstere „House of Cards“ gegenüber, in dem kein Mittel zu verkommen ist, um auf der Machtleiter emporzuklettern. Die Reichweiten von „Parks And Recreation“ haben sich in sechs Jahren fast halbiert, die dritte Staffel von „House of Cards“ hingegen wird ab Freitag wieder Lobeshymnen ernten. Auch daran kann man Amerikas Zustand ablesen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.