Kein Grimme-Preis für ORF und Privatsender

Tatort
Tatort(c) ORF (HR/Philip Sichler)
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Die beiden ORF-Koproduktionen "Polt" und "Unter Menschen" gingen leer aus. Eine "Tatort"-Folge mit Ulrich Tukur wurde ausgezeichnet.

Die deutschen Privatsender und der ORF gehen beim Grimme-Preis 2015 leer aus. ARD, ZDF und die weiteren deutschen Öffentlich-Rechtlichen räumten alle zwölf Auszeichnungen für vorbildliches Qualitätsfernsehen ab. Lediglich der private britische Kanal Channel 4 kam in einer Co-Produktion mit dem ZDF und Arte in "Die Kinder von Aleppo" mit zum Zuge. Die beiden ORF-Koproduktionen "Polt" und "Unter Menschen" wurden indes nicht ausgezeichnet.

Durchsetzen konnten sich unter 65 Nominierten auch die ARD-Filme "Bornholmer Straße", "Der Fall Bruckner" und "Altersglühen - Speed Dating für Senioren" mit Senta Berger. Der "Tatort" wurde ebenfalls prämiert - mit der Folge "Im Schmerz geboren" mit Ulrich Tukur.

Von den Sendungen und Akteuren des Privatfernsehens waren nur wenige nominiert gewesen, darunter Vox mit "Sing meinen Song" und Stefan Raab wegen seines Intros zum Bundesvision Song Contest (ProSieben). 2014 war die ProSieben-Show "Circus HalliGalli" prämiert worden.

Die Nachkriegsfamiliensaga "Tannbach" ging ebenso leer aus wie der Politthriller "Die Spiegel-Affäre". Ausgezeichnet wurde der Grenzöffnungsfilm "Bornholmer Straße" - 25 Jahre nach dem Mauerfall termingerecht programmiert. Darin stehen die Grenzbeamten (Hauptrolle: Charly Hübner) nach dem 9. November 1989 ratlos dem Ausreiseansturm aus der DDR gegenüber.

Grimme will Schwerpunkte in der Unterhaltung setzen

"Dieses Fernsehjahr war in ganz besonderer Weise vielfältig und zeigt erfreuliche Ansätze zu programmlichen Innovationen", sagte Grimme-Direktorin Frauke Gerlach. Künftig will sie mehr Schwerpunkte in der Unterhaltung setzen. Dazu zählt der Preis für "Mr. Dicks - Das erste wirklich subjektive Gesellschaftsmagazin" (EinsFestival/WDR).

Radiomoderator Jochen Rausch von WDR 1Live habe in Zusammenarbeit mit WDR-Fernsehmachern ein junges, schräges Format entwickelt, das "alle 30 Sekunden überrascht", so die Jury. Frontmann ist die Puppe "Mr. Dicks". Die vier Macher werden im Gefolge gleich mitausgezeichnet.

Opfer und Täter eines nordkoreanischen KZ

Die Preise in der Informationskategorie teilen sich vor allem ARD, ZDF und Arte. In "Camp 14" schafft es Filmemacher Marc Wiese, Opfer und Täter in einem nordkoreanischen Konzentrationslager vor die Kamera zu bekommen. Die Schilderungen eines entkommenen Häftlings über seine jahrelangen Qualen sind erschütternd. Auch ein Aufseher spricht. Er gibt offen zu, so wie auch andere Wächter gut aussehende Frauen aus dem Lager mit nach Hause genommen zu haben. Wenn sie schwanger wurden, mussten sie unter einem Vorwand sterben.

Insgesamt wurden beim Grimme-Preis überwiegend Auslandsthemen geehrt. Mit "Nach Wriezen" machte aber auch ein aktuelles deutsches Geschehen das Rennen. Daniel Abma hat drei jugendliche Straftäter aus dem Gefängnis Wriezen in Brandenburg nach der Entlassung drei Jahre begleitet. Einer hatte im Jugendalter einem Opfer ähnlich wie in dem US-Drama "American History X" den Kopf an einem Bordstein zerschmettert.

>> Alle Preisträger: www.grimme-institut.de

(APA/dpa)

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