ORF 2016: Fußball-EM vor der Generalskür

(c) Clemens Fabry
  • Drucken

ORF-Chef Alexander Wrabetz stellte im Stiftungsrat die neue Führungsstruktur ab 2017 vor.

Die Redakteure des ORF mögen warnen, unabhängige Plattformen Unterschriften für den Erhalt des Radiokulturhauses sammeln, doch die ORF-Geschäftsführung bleibt gelassen. Sorge herrscht unter den ORF-Journalisten aufgrund der geplanten neuen Führungsstruktur, die schon ab 2017, also drei Jahre vor dem Umzug in den neuen multimedialen Newsroom am Küniglberg, gelten soll. Am Donnerstag warnten sie vor „politischen Personalpaketen“ und forderten die „Sicherung der journalistischen Unabhängigkeit“.

Seinen Vorschlag einer neuen Führungsstruktur präsentierte ORF-Chef Wrabetz im Stiftungsrat: Statt dem TV- und Radiodirektor soll es einen „Head of Information“ und einen „Head of Creative“ geben. Neben den Chefredakteuren für jede Marke (also ORF eins, ORF2 oder Ö3) sollen Multimedia-Ressort-Manager dem Infodirektor unterstellt werden. Nicht ganz zufrieden mit diesem Modell sind die bürgerlichen Stiftungsräte, deren Sprecher Thomas Zach sieht darin einen „monolithischen Infoblock“ und wünscht sich mehr Pluralität. Nichts auszusetzen hatten die Räte daran, dass sich der ORF die TV-Rechte an der Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich sichern konnte. Wenige Wochen danach wird der Stiftungsrat übrigens einen neuen ORF-Chef bestellen.

Ethikrat auf dem Prüfstand

Abgesegnet hat der Stiftungsrat den Finanz- und Stellenplan 2015. Somit können ab Juni 250 Mitarbeiter, die bisher als Leiharbeitskräfte und freie Mitarbeiter für den Sender tätig waren, in den neuen, allerdings schlechteren ORF-Kollektivvertrag übernommen werden. Für die Verstärkung der regionalen TV-Berichterstattung werden zusätzliche 18 Mitarbeiter in den ORF-Landesstudios angestellt.

Auf Antrag des Kärntner Stiftungsrats Siegfried Neuschitzer wurde schließlich über die Nebenbeschäftigungen von Armin Wolf und Dieter Bornemann diskutiert. So sei Wolf „auffallend aktiv außerhalb des Hauses“ und habe Bornemann 2014 bei einer Veranstaltung des ÖVP-nahen Thinktanks Academia Superior diskutiert. Wrabetz sieht hier „keine Auffälligkeiten“. Bornemann hatte zuletzt als Ethikrat Kritik an Auftritten von Kollegen bei Parteiveranstaltungen geübt. Rolle und Zusammensetzung des Ethikrates sei zu prüfen, regten einige Räte an. (awa)

(awa/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.