BBC suspendiert „Top Gear“-Star Jeremy Clarkson

Television presenter Jeremy Clarkson leaves an address in London
Television presenter Jeremy Clarkson leaves an address in London(c) REUTERS (PETER NICHOLLS)
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Die Motorshow hat weltweit 350 Mio. Zuseher. Den Moderator zu feuern dürfte der BBC daher schwerfallen.

Vom höchsten Gang („Top Gear“) in den Leerlauf: Die BBC hat Jeremy Clarkson, den Präsentator der Motorshow „Top Gear“, wegen angeblicher Tätlichkeit gegen einen Mitarbeiter von der Produktion suspendiert. Die verbleibenden drei Episoden der Staffel wurden abgesetzt. Während die BBC mitteilte, dass Clarkson „für die Dauer einer aktuellen Untersuchung suspendiert“ sei, unterschrieben binnen Stunden 250.000 Menschen (Stand 12. März, 10:45 Uhr: 683.000) eine Online-Petition, den Bann sofort rückgängig zu machen. Clarkson, der für Kontroversen bekannt ist, machte sich über die BBC lustig: „Kein ,Top Gear‘ am Sonntag? Ich habe auch einige ziemlich gute Kriegsdokumentationen gemacht“, twitterte er.

Eine Geldmaschine für die BBC

Mit Genugtuung kommentierte er die große Aufmerksamkeit der Medien. Seit Clarkson 2002 das Kommando übernommen hat, ist „Top Gear“ zum Welterfolg geworden. 350 Millionen Zuseher in 170 Ländern verfolgen, wie er und seine Ko-Präsentatoren James May und Richard Hammond sich in beispielloser Form dem Thema Auto annähern. Abseits jeder politischen Korrektheit, jedes ökologischen Bewusstseins oder des Bierernsts der Autoindustrie wird dem PS-Zauber gehuldigt, werden Produkte verrissen und sinnlose Test durchgeführt. So fuhr Clarkson 2004 einen Pick-up absichtlich gegen einen Baum – um die Stärke des Baums zu testen. Das empörte Umweltschützer, sollte sich aber als einer seiner harmloseren Scherze herausstellen. Nach sexistischen, antireligiösen, minderheitenfeindlichen und rassistischen Bemerkungen erteilte ihm die BBC 2014 eine „letzte Warnung“.

Den TV-Star nun hinauszuwerfen wird dem Sender dennoch schwerfallen: „Top Gear“ ist für die BBC eine reine Geldmaschine. Clarksons Vermögen aus seiner Produktionsfirma, an der die BBC beteiligt ist, wird auf 30Millionen Pfund geschätzt. Im Jahr bekommt er 1,5Millionen als Moderator. Im oft politisch korrekt glattgebügelten BBC-Programm stellt der 54-Jährige einen Kontrapunkt dar. Der Erfolg des Programms sagt nicht nur über die Sendung etwas aus. Allzu betrübt dürfte man im Hause Clarkson über die Zwangsbeurlaubung nicht sein. Seine Tochter twitterte: „Um Gottes Willen, BBC, bitte nehmt ihn zurück! Er hat gerade zu kochen angefangen.“ (gar)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2015)

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