„Servas, pfiat Gott“, Karl Moik

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Karl Moik ist tot. 25 Jahre lang hat er den „Musikantenstadl“ moderiert, oft vor Millionenpublikum. Das machte ihn stolz – aber auch resistent gegen Kritik. Ein Nachruf.

Karl Moik war ein Entertainer, wie er im Buche steht. Ein Unterhalter, wie man in seiner Generation noch sagte. 1938 in Linz geboren, lernte er zunächst den Beruf des Werkzeugmachers, arbeitete bei Porsche und Ford, war Vertreter für Elektrogeräte und spielte privat nicht nur Klavier und Akkordeon, sondern auch gern den „Kasperl vom Dienst“. Erst 1972 gelang es ihm, sich den Traum vom Job beim Radio zu verwirklichen.

Das Radio hat ihn von klein auf interessiert, vor allem, als es nach 1945 andere Töne anschlug als deutsche Marschmusik und stramme Reden. Die Liebe zu den großen Meistern des Jazz und Swing begleitete ihn ein Leben lang. Privat hörte er lieber Benny Goodman, Glen Miller, Klassik – beruflich hatte Moik genug volkstümliche Musik um die Ohren: Ab 1974 war er für die volkstümliche Radio-Hitparade zuständig, 1980 konzipierte er für das ORF-TV den „Musikantenstadl“, der am 5. März 1981 Premiere feierte. Mehr als 25 Jahre lang hat Moik die Sendung geleitet und präsentiert, hat die Musikanten ausgesucht – und so manchen Grundstein für zünftige Musikerkarrieren gelegt, darunter für jene von Hansi Hinterseer.

Einen „Bunten Abend“ nannte Moik seine Sendung einmal. Er wolle „die Volksmusik aus dem Mief des Bierzelts herausholen“ – nicht alle fanden es gelungen. Udo Jürgens kritisierte das Gastspiel in Peking 1999: „Das kann nicht die Kultur sein, mit der wir Deutschsprachigen uns in der Welt zeigen. Das passt ins Bierzelt, aber das auf dem Platz des Himmlischen Friedens zu sehen war eine schlimme Erfahrung.“ Literaturkritikerin Sigrid Löffler sprach von der „Vermoikung der Republik“. Das TV-Publikum aber zeigte sich ungerührt: Bis zu drei Millionen Österreicher sahen die Sendung in den 80er-Jahren. Viele folgten ihrem Idol nach Deutschland, Italien, Moskau, Toronto, Kapstadt und Peking.

Moik war stolz darauf: „Es gibt keine Sendung, die derart in der Welt herumkommt. Und ich kenne auch keinen Präsentator, der die Ehre hatte, Nelson Mandela die Hand zu schütteln.“ Kritik prallte an ihm ab – Udo Jürgens litt für ihn schlicht an „Altersstarrsinn“. Selten zeigte sich der Showman reuig – und scheute auch vor großen Vergleichen nicht zurück: „Auch ein Star wie Frank Sinatra gefiel nicht jedem, und sogar der liebe Gott hat Gegner.“ Für den „Spaghetti-Fresser“-Sager 2004 entschuldigte sich Moik aber doch – und ließ sich, ganz Entertainer, selbst beim Spaghetti-Essen fotografieren.

Abschied nach 25 „Stadl“-Jahren

Als die Quoten stetig sanken, entschieden ORF und ARD über seinen Rücktritt. Zu Silvester 2005 verabschiedete sich Moik nach 25 Jahren mit einem „Servas, pfiat Gott und auf Wiedersehen“ schweren Herzens von den Fans. Bereits seit Längerem litt er an gesundheitlichen Problemen. Ein leichter Herzinfarkt 2004, ein „Schlagerl“ nach dem „Stadl“-Aus, im März 2014 folgte ein lebensbedrohlicher Herzinfarkt, von dem er sich nie mehr richtig erholte. Zuletzt hatte er Nieren- und Herzprobleme. Am Donnerstag starb Karl Moik im Alter von 76 Jahren in Salzburg. Die letzten Jahre lebte er zurückgezogen. Bis zuletzt an seiner Seite: Ehefrau Edith, mit der er seit 1964 verheiratet war. Ein seltenes Glück im Showbusiness. (i. w.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2015)

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