„Daily Show“: Der brachialkomische Nachfolger Jon Stewarts

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Trevor Noah kommt vor seinem Antritt als Conférencier wegen Juden- und Frauenwitzen in die Bredouille.

Die feine Klinge ist seine Sache nicht: Trevor Noah, der 31-jährige südafrikanische Komiker, der Jon Stewarts „Daily Show“ auf dem US-Kabelsender Comedy Central übernehmen soll, scherzt auf Twitter gern über Juden, Israel und dicke Frauen. Oft ist das ebenso geschmacklos wie unlustig.

Im Jahr 2009 zum Beispiel schrieb Noah: „Habe beinahe ein jüdisches Kind überfahren. Es hat vor dem Überqueren der Straße nicht geschaut, aber ich hätte mich in meinem deutschen Auto trotzdem schlecht gefühlt.“ Ein Jahr später meinte er: „Südafrika kann genauso gut recyceln, wie Israel friedlich ist.“ Und ein Jahr darauf: „Oh ja! Das Wochenende. Die Leute werden sich ansaufen und denken, ich sei sexy“ – ein innerer Monolog, den er „fetten Tussis überall“ zugedachte.

Bemerkenswerterweise dürften ihm diese und mehrere ähnlich getönte Wortmeldungen nicht zum Verhängnis werden. „Wie viele Komiker reizt Trevor Noah Grenzen aus“, so Comedy Central am Dienstag. „Er ist provokant und verschont niemanden, nicht einmal sich selbst. Ihn oder seine Comedy anhand von ein paar Witzen zu beurteilen, ist unfair. Er ist ein talentierter Komiker mit einer strahlenden Zukunft bei Comedy Central.“ Indirekt erteilte ihm auch Abraham Foxman, Präsident der jüdischen Anti-Defamation League, die Absolution: „Wir hoffen, dass er nicht die Grenze von legitimer Satire zu Widerwärtigkeit mit antisemitischen Stereotypien und Frauenhass überschreitet.“

Noah selbst hielt sich bedeckt; in einem später gelöschten Tweet meinte er sinngemäß bloß, Twitter sei ungeeignet für diese Debatte. Wann genau der Sohn eines Schweizers und einer schwarzen Südafrikanerin Jon Stewart folgt, ist offen. Stewart will sich neuen Projekten zuwenden. (go)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2015)

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