Deutsche Branchenmedien lachen über ORF-Panne

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Der ORF berichtete in der "Zeit im Bild" über einen Vulkanausbruch in Island und zeigte dazu Bilder aus dem Vorjahr. "Ja, das war falsch", heißt es aus dem ORF.

"Der ORF und die Vulkan-Ente: von einem Ausbruch, der niemals stattfand" titelt das Branchenportal Meedia, Branchenkollege Turi2 stimmt ein: Der ORF sende "Heiße Luft". Anlass für die Häme: Der ORF zeigte in der "Zeit im Bild" vom 7. März einen Bericht über einen Vulkanausbruch in Island. Dieser ist bereits seit Ende Februar vorbei, die gesendeten Bilder stammen aus dem November 2014. Das machte der Medienblog Kobuk.at am Sonntag nach einem Hinweis der Journalistin Claudia Zettel öffentlich.

Druck auf Redaktion

Kobuk.at erhebt dabei schwere Vorwürfe gegen den ORF: Der Fehler sei auf Druck des Chefs vom Dienstes passiert. Der betreffende Redakteur habe den Beitrag gar nicht machen wollen – das sei ein Verstoß gegen das Redaktionsstatut. Insgesamt müsse die "Zeit im Bild"-Redaktion den Sendungsblock oft unter hohem Zeitdruck füllen, auf Kosten der inhaltlichen Recherche.

Dieser Darstellung widerspricht Andreas Pfeifer, außenpolitischer Ressortleiter im aktuellen Dienst des ORF-Fernsehens. Den inhaltlichen Fehler räumt er ein. "Die ZIB hat in einer Blockmeldung behauptet, dass ein isländischer Vulkan, der derzeit nicht aktiv ist, derzeit aktiv ist. War das falsch? Ja, das war falsch. Was war der Grund? Das Bildmaterial ist kurz vor der Sendung eingelangt, in der Eile ist es misslungen, zwischen aktuellen und archivierten Bildern geflissentlich zu unterscheiden. Die ZIB bedauert, ich bedauere auch", heißt es in einer Stellungnahme Pfeifers gegenüber Kobuk.at.

Nicht zu "vulkanologischen Falschmeldungen" gezwungen

Doch die Erklärung des Blogs für das Zustandekommen des Fehlers sei falsch, schreibt Pfeifer: "Ihr Blog behauptet, dass dieser Vorfall strukturelle Hintergründe habe: Druckausübung auf Redakteure, niedrig gelegte Latten für zu sendende Informationen, Angst vor dem Eindruck von Arbeitsverweigerung. Ist das richtig? Nein, das ist auch falsch. Weil nicht geschehen. Weil es eine Mythenbildung betreibt, die sich weder von diesem Vorfall noch von unserem Redaktionsalltag und Redaktionsethos ableiten lässt. Weil es lächerlich ist, anzunehmen, dass ORF-Redakteure zu vulkanologischen Falschmeldungen gezwungen werden."

Kobuk.at kontert: "Natürlich ist der Beitrag ein Fehler der beteiligten Journalisten", heißt es auf dem Blog. "Unsere Gesprächspartner in der ZIB-Redaktion sind jedoch offenbar der Ansicht, dass dieser Fehler auch mit den Arbeitsbedingungen in der Redaktion zusammenhängt."

Aktuell ist der ORF-Bericht noch in der TVthek nachzusehen.

>> Blog auf Kobuk.at

>> Bericht in "Meedia"

>> Bericht auf "Turi2"

>> Bericht in der TVthek

(Red.)

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