Pulitzerpreis an Journalist, der Medien verließ

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Rob Kuznia wechselte nach der Aufdeckung eines Korruptionsfalls in die besser bezahlte PR- Branche.

14 Pulitzerpreise werden jedes Jahr für herausragenden Journalismus in den USA vergeben, weitere sieben für die Bereiche Literatur, Theater und Musik. Bei der Bekanntgabe der Preise am Montagabend war eines auffallend: Heuer wurden so viele kleine, regionale oder nationale Medien ausgezeichnet wie selten zuvor. Sogar die wichtigste Auszeichnung, jene in der Kategorie „Public Service“ (öffentlicher Dienst), ging an ein Regionalblatt. Die Zeitung „Post and Courier“ aus South Carolina fiel mit ihrer Recherche „Bis dass der Tod uns scheidet“ auf, in der es um mysteriöse Todesfälle von Frauen geht, die meist auf häusliche Gewalt zurückzuführen sind, aber nie als solche aufgeklärt wurden. Das Blatt hat eine Auflage von 85.000 Stück und 80 Mitarbeiter – zum Vergleich: für die „New York Times“, die jedes Jahr einige Preise einheimst, arbeiten 1100 Journalisten. Auszeichnungen gingen auch an „Seattle Times“, „Buffalo News“ und „St. Louis Post“.

Der Preis für die beste Lokalrecherche ging an einen Journalisten der kalifornischen Regionalzeitung „The Daily Breeze“. Die Journalisten Rob Kuznia und Rebecca Kimitch deckten einen Korruptionsfall in einer Schule in einem armen Stadtteil auf, der sogar zu einer Gesetzesänderung führte. Doch gerade diese Auszeichnung zeigt unfreiwillig die Schattenseiten der Medienbranche, denn der preisgekrönte Reporter Kuznia hat dem Journalismus vor einiger Zeit den Rücken gekehrt. Weil er von der Arbeit im Journalismus nicht mehr leben konnte, wechselte er in die besser bezahlte PR, wie das Blatt „LA Observed“ berichtet.

Drei Preise für „New York Times“

Auch einige der großen, in aller Welt bekannten Zeitungshäuser sind mit ihrer Arbeit aufgefallen. Die „New York Times“ gewann gleich drei Preise: Die gesamte Redaktion wurde für ihre Berichterstattung über die Ebola-Epidemie in Westafrika und der freie Fotograf Daniel Berehulak für die dazugehörigen Fotos geehrt. Der Journalist Eric Lipton gewann den Investigativ-Preis für seine Recherchen über den Einfluss von Lobbyisten – er muss sich den Preis aber mit dem „Wall Street Journal“ teilen, das für seine Geschichten über Verschwendung und Missmanagement bei der Krankenversicherung geehrt wurde. Die „Los Angeles Times“ wurde für ein Feature über die Dürre im kalifornischen Central Valley und einen Kommentar über die Veränderung der TV-Landschaft geehrt. Die „Washington Post“ erhielt einen Preis für ihre nationale Berichterstattung.

Der Gewinner des Belletristik-Pulitzers ist Anthony Doerr. Er erhielt den Preis für seinen Weltkriegsroman „Alles Licht, das wir nicht sehen“. Das Buch erschien bereits 2014 auf Deutsch, fand hier aber wenig Beachtung. Den Biografie-Preis erhielt David Kertzer für sein Werk über die Beziehung zwischen Papst Pius VI. und Mussolini. Das Preisgeld in allen Kategorien beträgt 10.000 Dollar, nur für die Public-Service-Kategorie gibt es eine Gold-Medaille. (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2015)

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