"Servus Krone": Zwei Welten, eine Sendung

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Red Bull und »Krone« machen Fernsehen: »Servus Krone« soll Servus TV Quote, der »Krone« besseres Image bringen. Gemeinsamer Gegner: der ORF.

Die zwei Herren haben zumindest zwei Dinge gemein: ein großes Imperium – und den Hang, sich in der Öffentlichkeit rar zu machen: „Krone“-Herausgeber, Chefredakteur und Miteigentümer Christoph Dichand und Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz. Der eine verwaltet das publizistische Erbe seines überdimensionalen Vaters, der andere hat selbst ein Milliardenunternehmen hochgezüchtet.

Auch die Zugangsweise könnte kaum unterschiedlicher sein: Währen die „Kronen Zeitung“ es sich auf den Lorbeeren als Österreichs größte Tageszeitung relativ gemütlich gemacht hat und wenig Innovationsgeist an den Tag legt, traut man sich im Red-Bull-Konzern sogar verwegene Projekte zu, nach dem Motto „Je mehr öffentliche Aufmerksamkeit, umso besser“, und wenn dafür einer aus dem Weltall springen muss.

Im Sog des Printriesen

Aus dieser Sicht lässt sich erklären, warum der TV-Sender sich just die „Kronen Zeitung“ als Vehikel für seine Offensive ausgesucht hat: Das in puncto Zuschauerzahlen nicht verwöhnte Servus TV (es liegt mit 1,5Prozent Marktanteil am unteren Ende der Rangliste österreichischer Privatsender) begibt sich in den Sog des Printriesen „Kronen Zeitung“ (2,285 Millionen Leser, 31,6Prozent Reichweite). Morgen starten die beiden ein TV-Magazin unter dem Titel „Servus Krone“ – eine Bundesländer-Sendung, die die „Krone“-Lokalredaktionen und Servus TV gemeinsam gestalten (und die online die „Krone“-Website aufbessern soll).

Journalistisch gesehen prallen da zwei Welten aufeinander. Die „Krone“ ist der Inbegriff eines Boulevardblatts: kleingliedrig, weitgehend oberflächlich und – vor allem im Onlineauftritt – oft zu grell. Red Bull ist auch nicht leise, setzt aber auf Hochglanzprodukte: Servus TV widmet seinen Dokumentationen oder auch der Diskussionssendung „Talk im Hangar 7“ lange Sendestrecken, leistet sich eine Kultursendung mit Ioan Holender, baut demnächst die Infoschiene mit einem zweiten „Servus Journal“ im Hauptabend aus. Nun gedenkt man also, die mediale Schlagkraft der „Krone“, die dem eigenen Haus fehlt, zu nützen – dafür profitiert die Zeitung vom besseren medialen Image von Servus TV.

Mateschitz hat erkannt, was Österreichs Politiker im ersten Parteiseminar lernen: besser mit der „Krone“ als gegen sie. Just an dem Tag, an dem die TV-Kooperation verkündet wurde, zierte ein Red-Bull-Bolide das „Krone“-Cover (ohne ein Formel-1-Rennen). Das Servus-TV-Programm wird in der „Krone“ gleich groß abgedruckt wie das des ORF. Hier verläuft die neue Demarkationslinie: gemeinsam gegen den ORF. „Servus Krone“ läuft künftig auf ServusTV täglich um 18.30 Uhr – vor „Bundesland heute“; das „Servus Journal“ startet um 19.20Uhr knapp vor der „Zeit im Bild“. ORF-Finanzdirektor Richard Grasl sagt, dass „alles, was Servus TV und die ,Kronen Zeitung‘ machen, ernst zu nehmen ist“. Sicher.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2015)

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