Die Zeitung auf dem Weg zur „Ein-Satz-Story“

(c) EPA (Justin Lane)
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Neues vom Newspaper Congress: Die „New York Times“ macht Kurzmeldungen für die Apple-Watch.

Wem Gratiszeitungen zu oberflächlich sind und Twitter mit seinen maximal 140 Zeichen zu kurzatmig ist, der wird mit der Apple-Watch auch nicht viel Freude haben: Die Uhr kann zwar Nachrichten empfangen und wiedergeben – aber nur, wenn sie auf ein Handgelenk passen. Das stellt Verlage vor neue Herausforderungen. Die im Digitalgeschäft umtriebige „New York Times“ hat eine eigene App für die Apple-Watch entwickelt und versendet nun „Ein-Satz-Geschichten“, berichtete der Senior Product Manager der "New York Times" Andrew Phelps beim derzeit in Wien stattfindenden European Newspaper Congress. Man produziere dafür „Geschichten, die aus einem Satz bestehen – kurze, knackige Stories, denn wer zu lange auf der Apple-Watch liest, dem schläft der Arm ein“. Das sei „möglicherweise die Zukunft des Journalismus“, glaubt er.

Während sich das neue Tool aber erst den Markt erobern muss, haben sich andere Geräte durchgesetzt: Bereits 60 Prozent der „NYT“-User kommen von mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets, die klassischen Homepage-Zugriffe seien seit 2011 um die Hälfte zurückgegangen. Das Digitalgeschäft bleibt der Hoffnungsanker der Verleger: Die „NYT“ will heuer eine Million Digital-Abonnenten erreichen.

„Google will digitale Weltherrschaft“

Kongress-Gastgeber Johann Oberauer („Der Journalist“, kress.de) meldete in seiner Eröffnungsrede Skepsis gegen die „Digital News Initiative“ von Google an. Der Internetriese will in den kommenden drei Jahren 150 Millionen Euro für Innovationen im digitalen Journalismus bereitstellen. Mit dabei sind unter anderem die „Zeit“, die „FAZ“ und die „Neue Zürcher Zeitung“. Laut Google geht es darum, die Bedürfnisse von Verlegern stärker in Google-Produkten zu berücksichtigen. „Ganz im Ernst: Glaubt hier jemand im Saal, dass Google Ihre Zukunft nur im Mindesten interessiert?“, fragte Oberauer in die Runde. „Was sollen dann die 150 Millionen Euro? Schweigegeld, um sich lästige Kritiker zu kaufen? Oder die Überlegung eines Parasiten, dass das Opfer nur dann nützlich ist, solange es lebt?“ Die Verleger mögen lieber selbst Geld in die Hand nehmen, denn: „Google will die digitale Weltherrschaft und kennt nur ein Ziel – Google selbst.“ (i. w./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2015)

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