Bombendrohung bei "Germany's Next Topmodel: Und Heidi ging als Erste

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Eine Bombendrohung warf das Finale der TV-Show „Germany's Next Topmodel“ über den Haufen. Moderatorin und „Modelmutter“ Heidi Klum trat als Erste die Flucht an.

Wien/Mannheim. Statt der resoluten Blondine stöckelte eine resolute Brünette durchs Bild, und statt der Nachwuchsmodels auf dem Catwalk im TV-Studio feuerte sie einen jungen Schwarzen auf dem Footballfeld an. Hier wie dort ging es um die vermeintlich große Chance, um den Platz im Rampenlicht, um den Durchbruch an die Spitze.

Im Film „The Blind Side“, den Pro7 am Donnerstagabend ganz unerwartet ins Programm genommen hat, schafft es der lernschwache Collegestudent Michael Oher – angetrieben von seiner Mentorin – tatsächlich ins Footballteam der Baltimore Raven. Und Hauptdarstellerin Sandra Bullock trug die Rolle als ambitionierte Übermutter einen Oscar ein.

Millionen TV-Zuseher waren am Donnerstagabend indessen verdutzt über die Programmänderung: Statt Sandra Bullock, den Hollywood-Star mit deutschen Wurzeln, hatten sie Heidi Klum erwartet, die deutschstämmige Mode-Celebrity mit dem Zickenruf, zumindest ein Stammgast auf Hollywoods roten Teppichen. Eine Bombendrohung hatte den Programmablauf auf Pro7 über den Haufen geworfen. Nach nicht einmal einer Stunde der Liveshow vom Finale der zehnten Staffel von „Germany's Next Topmodel“ in Mannheim, nachdem sie von der Decke geschwebt war und sich eine rote Pappnase aufgesetzt hatte, verließ Klum mit Tochter Leni an der Hand Hals über Kopf als erste die SAP-Arena – und mit ihnen die Jurymitglieder um Designer Wolfgang Joop und ein Teil der Crew.

„Sicherheit geht vor“

Um kurz nach neun Uhr abends war eine Bombendrohung beim Sender Pro7 eingegangen. Eine Anruferin drohte damit, während des Finales der Castingshow eine Sprengstoffladung in die Luft zu jagen – eine haltlose Drohung, wie sich im Lauf der Nacht im Zuge einer akribischen Durchsuchung herausstellte. „Sicherheit geht vor“ lautete die Devise der Moderatorin Klum, die sie später via Twitter absetzte, um die verunsicherte Fangemeinde zu beruhigen.

In Deutschland hatten Bombenwarnungen in den vergangenen Monaten bereits mehrfach Absagen erzwungen, so den Karnvalsumzug in Braunschweig oder ein Radrennen in Frankfurt am 1.Mai, nachdem die Polizei einen Anschlagsplan aufgedeckt und ein Ehepaar verhaftet hatte. In Mannheim tappten die Ermittler vorerst noch im Dunkeln.

In der SAP-Arena und vor den TV-Schirmen waren die Zuseher zunächst im Ungewissen geblieben. Ein Sprecher in der Halle begründete die Unterbrechung mit einem technischen Defekt, die TV-Zuschauer wurden mit einer rund 20-minütigen Werbepause vertröstet – ehe die Show abgesagt und die Halle evakuiert wurde. Die Vorgangsweise provozierte umgehend Kritik; vor allem in den Internetforen ergoss sich Häme über Heidi Klum, die umstrittene Modeldompteuse. Um eine Massenpanik zu verhindern, so die Rechtfertigung vonseiten der Veranstalter, habe man die Halle erst mit Verspätung geräumt. Der Abgang der rund 10.000 Zuseher erfolgte in geordneten Bahnen, erst im Freien kam es vereinzelt zu chaotischen Szenen. Viele hatten Jacken und Taschen auf ihren Sitzen zurückgelassen. Um 22.30 Uhr bestätigte der Sender schließlich offiziell die Bombendrohung, um drei Uhr früh gab die Polizei Entwarnung.

Polarisierte Öffentlichkeit

Die bald 42-jährige Klum, selbst 1992 in einer Castingshow als Model entdeckt und von Thomas Gottschalk gekürt, polarisiert die deutsche Öffentlichkeit durch ihren Stil, die forschen Sprüche und Tipps. Seit dem Start von „Germany's Next Topmodel“ 2006 halten ihr Kritiker vor, die Mager- und Gefallsucht von Teenagern sowie ein stereotypes Schönheitsideal zu fördern.

In den USA galt Klum als Wiedergeburt des „deutschen Fräuleinwunders“ der Nachkriegszeit, in Deutschland zunächst als robust-rheinische Frohnatur mit Geschäftssinn. Zuletzt machte sie in den Regenbogengazetten vor allem durch ihre Scheidung von dem britischen Sänger Seal und ihre Beziehung mit dem Kunstmanager Vito Schnabel von sich reden.

Die drei Finalistinnen, Vanessa, Ajsa und Anuthida, müssen sich nun bis zur Kür zum Topmodel noch zwei Wochen gedulden.

AUF EINEN BLICK

„Germany's Next Topmodel“. Seit 2006 präsentiert Heidi Klum die Castingshow auf Pro7. Bei der Liveshow des Finales der zehnten Staffel am Donnerstagabend ging eine Bombendrohung in der SAP-Arena in Mannheim ein. Eine Anruferin hatte gedroht, während der Übertragung eine Bombe in die Luft zu jagen. Die Halle wurde geräumt und die Sendung abgebrochen. In der Garderobe wurde ein verdächtiger Koffer entdeckt, jedoch keine Bombe. „Sicherheit geht vor“ lautete die Devise. Das Finale soll nun am 28. Mai über die Bühne gehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2015)

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