Ein Journalist, der die Clintons gesponsert hat

Journalist Stephanopoulos and his wife Alexandra arrive for the annual White House Correspondents´ Association dinner in Washington
Journalist Stephanopoulos and his wife Alexandra arrive for the annual White House Correspondents´ Association dinner in Washington(c) REUTERS (JONATHAN ERNST)
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Der den Demokraten nahestehende ABC-Star George Stephanopoulos hat der Clinton-Stiftung heimlich 75.000 Dollar gespendet. Nun ist seine Glaubwürdigkeit als Moderator erschüttert.

George Stephanopoulos hat, glaubt man seinen Worten, zwei Herzensanliegen: den Kampf gegen HIV/Aids und jenen gegen die Rodung der Regenwälder. Diesen würdigen Causen spendet er seit Jahren, ein Jahresgehalt von neun Millionen Dollar als Nachrichtenstar von ABC News macht das möglich.

Nun aber steckt der 54-Jährige in einer zähen berufsethischen Krise: Am Freitag tat er recht kleinlaut kund, er habe von 2012 bis 2014 jährlich 25.000 Dollar an die Clinton Foundation gespendet. Das hat zumindest eine unschöne Optik, denn er war 1992 einer der führenden Propagandisten in Bill Clintons Wahlkampf und später in dessen Weißem Haus für die Formung der politischen Botschaften zuständig. Angesichts des Umstandes, dass er nächstes Jahr die TV-Debatten der Präsidentschaftskandidaten moderieren dürfte, ließen die 75.000 Dollar Spenden an die Stiftung der Clintons eine allzu große Nähe zwischen dem Journalisten Stephanopoulos und dem Objekt seiner Befragung, der Kandidatin Hillary Clinton, vermuten.

Zerknirscht fand Stephanopoulos zur Einsicht, es sei ein Fehler gewesen, als Journalist der Stiftung einer Politikerdynastie Geld zu spenden. Doch ABC News sah keine ethische Verfehlung und stellte sich vor seinen Star. Verteidiger der Clintons und von Stephanopoulos wiesen darauf hin, dass die News Corporation Foundation, die Familienstiftung des erzkonservativen Medienzaren Rupert Murdoch, der Clinton Foundation mehr als eine halbe Million Dollar gespendet hatte. Auch der einstige republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney und der erratische Immobilieninvestor Donald Trump stehen auf der Spenderliste.

„Grundlegende Unvereinbarkeit“

Warum also ein Aufsehen machen um die vergleichsweise kleinen Spenden eines früheren Clinton-Mitarbeiters, an dessen politischer Schlagseite ohnehin kein Zweifel bestehen kann? Weil diese Zuwendung offenbare, wie sehr Stephanopoulos daran gelegen sei, sich mit den Clintons gut zu stellen, meinen Ezra Klein von der Nachrichtenplattform Vox und Alessandra Stanley von der „New York Times“. „Es besteht eine grundlegende Unvereinbarkeit dazwischen, eine Berühmtheit und ein vertrauenswürdiger Nachrichtenmoderator zu sein“, schreibt Stanley: „Stars dieser Größe leben in einer Blase, in der die normalen Regeln nicht mehr gelten; Journalisten mit großem Namen, die Politiker vor der Kamera hart anpacken müssen, können es sich nicht leisten, mit ihnen in dieser selben Sphäre zu existieren.“ Stanley erinnert zudem daran, dass Stephanopoulos es sich mit den Clintons ziemlich verscherzt hat, als er seine Zeit im Weißen Haus 1999 mit dem Memoirenband „All Too Human“ versilberte und allerlei Tratsch ausplauderte.

„Wenn Sie eine mächtige Medienfigur sind, die ihre guten Beziehungen mit den Clintons erhalten will, dann machen Sie diese Spende“, schreibt Klein. Und: „Größere Besorgnis erregt die Frage, ob die Clintons jenen Leuten und Unternehmen gegenüber geneigt sind, die ihrer Stiftung Millionen geben.“ Eine wichtige Frage öffentlichen Interesses, bei deren Beantwortung der ABC-Mann Stephanopoulos fortan kaum mehr glaubwürdig sein dürfte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2015)

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