Ende 2015 ist für Stefan Raab und seine TV-Shows Schluss. Das gab sein Sender ProSieben überraschend bekannt.
Seit 1999 war Stefan Raab nicht mehr aus dem abendlichen Fernsehprogramm wegzudenken. Damit ist jetzt Schluss. Wie der Fernsehsender ProSieben bekannt gab, zieht sich der gelernte Metzger und TV-Show-Veteran Stefan Raab zurück. Nur noch bis Ende 2015 wird er noch in seinen Shows TV-Total, Schlag den Raab und Co. zu sehen sein.
"Ich habe mich entschlossen zum Ende dieses Jahres meine Fernsehschuhe an den Nagel zu hängen. ProSieben hat mir eine mehrjährige Vertragsverlängerung angeboten. Das hat mich sehr geehrt. Dennoch habe ich meine Entscheidung getroffen", erklärt Raab.
Stefan Raab hört auf. Der Entertainer, ProSieben-Moderator und Medienmacher beendet seine TV-Karriere. DiePresse.com blickt auf seine 22-jährige Laufbahn beim Fernsehen zurück:Der gebürtige Kölner und Metzgersohn studierte in den 1980ern Rechtswissenschaften, gleichzeitig absolvierte er eine Metzgerlehre. Einen Namen machte sich Raab aber als Produzent von Werbejingles und Musik (u.a. für die Prinzen). (c) imago stock&people (imago stock&people)
1993 startete er auch im Fernsehen durch. Beim neu gegründeten Musiksender Viva modererierte Raab - meist mit einer Ukulele - zwei Sendungen ("Vivasion", "Ma kuck'n"). Blödeleien und Live-Musik waren zwei Eckpfeiler, die Stefan Raab fortan kommerziellen Erfolg brachten. (c) APA/EPA/MARCUS BRANDT (MARCUS�BRANDT)
Etwa 1994, als er einen Satiresong auf den damaligen Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aufnahm. "Böörti Böörti Vogts" erreichte Platz vier der Charts. Noch erfolgreicher war er mit "Hier kommt die Maus" (Platz 2) und dem "Maschen-Drah-Zaun". Letzerer verkaufte sich mehr als eine Million Mal. (c) imago stock&people (imago stock&people)
Fasziniert von einem Fernsehgroßereginis, dem Eurovision Song Contest, nahm Raab selbst daran teil. Im Jahr 2000 wurde er mit der Disco-Nummer "Wadde hadde dudde da?" Fünfter. Zwei Jahre zuvor hatte er den Beitrag von Guildo Horn komponiert. (c) REUTERS (Reuters Photographer / Reuter)
Der größte Coup gelang dem Kölner aber mit der ESC-Vorausscheidung 2010. Die ARD ging nach einigen schlechten Platzierungen deutscher Vertreter eine erstmalige Kooperation mit Raabs Unternehmen ein. Es sollte sich als Glücksgriff herausstellen. (c) EPA (JULIAN STRATENSCHULTE)
Die Siegerin der Shows, die auf ProSieben und ARD liefen, wurde Lena Meyer-Landrut. Raab, der auch Jurypräsident von "Unser Star für Oslo" war, produzierte "Satellite". Mit dem Song gewann Lena den ESC für Deutschland. Auch in den beiden Folgejahren war Stefan Raab für die deutsche ESC-Vorausscheidung mitverantwortlich. (c) EPA (JOERG CARSTENSEN)
Neben der Musik hatte auch der Sport in seinen Sendungen einen Fixplatz. Raab, der seit 1999 das Late-Night-Geblödel - nicht selten unter Gürtellinie - "TV total" auf ProSieben moderiert, startete Fernseh-Events wie die "WOK-WM". Dieser Wettbewerb fand in unregelmäßigen Abständen in Deutschland, Österreich und der Schweiz statt und wurde auf ProSieben live übertragen. (c) APA/EPA/MICHAEL REICHEL (MICHAEL REICHEL)
Raab vermarktete die Veranstaltung nicht nur, er nahm auch daran teil, genauso wie C-Prominenz à la Joey Kelly (von der Kelly Family) und ehemalige Profisportler (Georg Hackl). Weitere Raab'sche "Sport"-Veranstaltungen: Das "TV total"- Turmspringen, Stockcar-Rennen, eine Reihe von Poker-Nächten, Eisfußball-Pokal und die Autoball-Europameisterschaft. (c) APA/EPA/MARTIN SCHUTT (MARTIN SCHUTT)
Der (übertriebene) Ehrgeiz von Raab zeigte sich auch bei der ausufernden Samstagabend-Show "Schlag den Raab". Ein Kandidat bzw. eine Kandidatin trat dabei in diversen , manchmal an "Dalli Dalli" erinnernden, Sport-Disziplinen und Denksport-Bewerben gegen Raab an. Die - zugegeben oftmals unterhaltsamen - TV-Schlachten um eine hohe Geldsumme dauerten bis weit nach Mitternacht. (c) imago/Plusphoto (imago stock&people)
Eine zu hohe Hürde war hingegen - die damalige - Boxweltmeisterin Regina Halmich. Raab forderte sie zweimal zu einem Ringduell heraus. Er verlor beide Auseinandersetzungen, durfte sich aber über ein Millionenpublikum und viel Publicity freuen. 2001 verfolgten 7,35 Millionen Zuschauer den ersten TV-Kampf, 2007 waren es 7,74 Millionen. (c) EPA (Rolf Vennenbernd)
Ende 2015 wird Raab, der die deutsche Unterhaltungslandschaft über 20 Jahre lang prägte, seine letzte Fernsehshow moderieren. "Ich habe mich entschlossen, zum Ende dieses Jahres meine Fernsehschuhe an den Nagel zu hängen", sagte er. Raab hat offenbar also genug von den Blödeleien und den sportlichen Auseinandersetzungen. Sollte er sich allerdings doch für einen Rücktritt vom Rücktritt entscheiden, stehen ihm "alle Türen offen", so ProSieben-Senderchef Wolfgang Link. (c) EPA (Oliver Berg)
Vom Metzger zum Medienmacher
Eine bewegte Karriere bei ProSieben
Er kann auf eine bewegte Karriere zurückblicken. Neben TV-Total entwickelte und prägte er folgende Formate: "Die TV total WOK-WM", "Bundesvision Song Contest", "Schlag den Raab", "Schlag den Star", "Unser Star für Oslo", aus der auch seine Kandidatin Lena Mayer-Landrut beim Eurovision Song Contest als Siegerin hervorging. Zu seinem Portfolio zählen auch "Die TV Stock Car Crash Challenge" und "Der große TV total Parallelslalom".
Aber auch musikalisch war Stefan Raab immer wieder vertreten. Er selbst trat 2000 in Stockholm mit "Wadde hadde duude da?" an und wurde Fünfter.
Nach bislang 2180 "TV total"-Moderationen und vielen neuen Formaten will Raab zurücktreten und sein Privatleben genießen.
Bei TV-total war die Luft raus
Die Sendung ging 1999 erstmals über den Äther und wurde ab 2001 vier Mal pro Woche ausgestrahlt. Waren in den ersten Jahren die Zuschauerquoten noch bei bis zu 60 Prozent, lagen sie im Schnitt immer öfter nur im einstelligen Bereich. In den vergangenen Monaten hagelte es für den Moderator immer mehr Kritik, dass es seiner Show an Originalität fehlt und an Gags sowie Gästen.
Dennoch ist "TV total" die am längsten existierende Late-Night-Show im deutschen Fernsehen. Und diesen Titel wird ihm so schnell keiner abspenstig machen.
