"Liebenswürdig und hart"

Karikaturist Gustav Peichl, der Erfinder des "Tigers", erinnert sich an einen humorvollen, hochgebildeten Gerd Bacher.

„Er war einer der größten und wichtigsten Menschen, die auf dem weiten Feld der Kultur in Österreich etwas geschaffen haben. Gerd Bacher hat den Österreichischen Rundfunk, der unter der Herrschaft der Parteien stand, zum unabhängigen ORF umgewandelt. Das sieht man schon daran, welche Leute er bestellt hat: Ihm war immer nur die Qualität der Arbeit wichtig“. Der Karikaturist Gustav Peichl war mit Gerd Bacher eng befreundet – er erinnert sich an dessen Liebenswürdigkeit, aber auch an dessen „Härte“. „Er hatte starke Gegner – etwa Karl Blecha und Bruno Kreisky – aber er hat sich trotzdem durchgesetzt.“

Von Gustav Peichl stammt auch jene, vom damaligen „Presse“-Chefredakteur Otto Schulmeister in Auftrag gegebene Karikatur, die dem ORF-General den Spitznamen „der Tiger“, gab. Es war der Tag der Wahl des Intendanten, Peichl wartete mit anderen vor verschlossenen Türen auf die Entscheidung und sah dabei aus dem Fenster. Unten hing ein Plakat der Firma Esso: „Tu den Tiger in den Tank“. Daraus machte Peichl „Tu den Tiger in den Kasten“ – durch eine Seitentür sieht man die Proporz-Vertreter von ÖVP und SPÖ das Weite suchen. Das Original hing später in Bachers Salzburger Bibliothek.

„Er war ein hochgebildeter Mann, der viel Humor hatte“, so Peichl. Das gehe den heutigen Mächtigen ab, darum „werden auch Entscheidungen getroffen, die dem ORF schaden“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.06.2015)

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