Wien-Wahl: Gemeinsame "Elefantenrunde" ohne ATV

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ATV MEINE WAHL: BP HEINZ FISCHER(c) APA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET)
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"ATV lässt sich weder vom ORF noch von der Politik instrumentalisieren", heißt es vom Privatsender. Der ORF weist die Unterstellung zurück.

Die Gespräche über eine gemeinsame "Elefantenrunde" von ORF, Puls 4 und ATV zur Wiener Landtagswahl sind geplatzt. ATV zieht sich aus der Kooperation zurück und plant ein eigenes Format, teilte der Sender am Donnerstag mit. Eine gemeinsame TV-Konfrontation sei nur bei gleichberechtigter Beteiligung aller Sender möglich, sagte ATV-Geschäftsführer Martin Gastinger.

"ATV lässt sich nicht instrumentalisieren"

"ATV war und ist der unabhängige TV-Sender Österreichs und lässt sich weder vom ORF noch von der Politik instrumentalisieren", so Gastinger. Hintergrund: Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) zeigt sich im Vorfeld der Wien-Wahl am 11. Oktober nur zu einer Fernsehkonfrontation bereit, insbesondere mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. Der Landeshauptmann wünschte deshalb eine Kooperation der TV-Anstalten.

"Wir hatten von Anfang an Zweifel, ob eine Sendung mit ORF und Puls 4 zusammen machbar sei", meinte der ATV-Chef nun dazu. "Wir werden aber die Umsetzung einer so entscheiden Wahldebatte nicht anderen überlassen. Eine Sendung, bei der der ORF für Gesprächsführung, Regie und Produktion verantwortlich sein soll, ist für uns unvorstellbar", begründete Gastinger den Ausstieg seines Sender. ATV werde daher ein eigenes innovatives Sendungskonzept entwickeln. "Wir werden keine von Gebührenzahlern finanzierte Sendung des ORF auf ATV ausstrahlen. Wer Sendezeit bei ATV möchte, kann gerne Werbung bei uns buchen", so Gastinger.

ATV will Häupl zur Diskussion einladen

Ähnlich ATV-Infochef Alexander Millecker: "Eine gemeinsame Sendung ist nur dann sinnvoll, wenn sie von gleichberechtigten Partnern produziert wird. Alles andere ist für uns inakzeptabel. Insbesondere, wenn die politische Unabhängigkeit der Sendung dadurch nicht gewährleistet wäre. Unsere journalistischen Ansprüche können wir nur in einer eigenen Sendung wahren. Weichgespülte Interviewfragen oder gar politische Beißkörbe wird es in einer ATV-Wahlsendung niemals geben." Selbstverständlich werde man auch den SPÖ-Listenersten Häupl zur ATV-Auseinandersetzung einladen, so Millecker.

ORF-Reaktion: "Absurde Unterstellung"

Am Donnerstagnachmittag antwortete der ORF auf den Ausstieg des Privatsenders: "Es gab bis zuletzt mit den Beteiligten sehr konstruktive Gespräche, in denen die meisten zu klärenden Punkte bereits abgehakt waren", so ORF-Kommunikationschef Martin Biedermann in einer Aussendung.

Man sei deshalb überrascht, dass ATV sich nun plötzlich aus der geplanten Kooperation zurückzieht. "Die absurde Unterstellung seitens ATV, die politische Unabhängigkeit einer solchen Diskussionssendung sei nur bei einer Beteiligung von ATV gewährleistet, weist der ORF scharf zurück. Dass ATV offensichtlich nicht auf Werbeunterbrechungen verzichten wollte, die dem ORF schon per Gesetz untersagt sind, und nun den Spieß mit haltlosen Untergriffen umzudrehen versucht, ist sehr bedauerlich", meinte Biedermann.

"Keinerlei Verständnis" bei ORF-Journalisten

Die ORF-Journalisten reagierten verärgert auf die ATV-Erklärung. Die Redakteursvertretung zeigt "keinerlei Verständnis" dafür, dass ATV die Unabhängigkeit der ORF-Berichterstattung in Bausch und Bogen anzweifelt.

Den Journalisten der anderen beteiligten Sendern zu unterstellen, sie würden "weichgespülte Interviewfragen" stellen und "politische Beißkörbe" tragen, sei eine pauschale Verunglimpfung von Journalisten anderer Medien und eine unnötige Unterstellung, um die Konkurrenz schlecht zu reden. "Auch bei sachlichen Differenzen zwischen Privatsendern und dem ORF gibt es keinen Grund, einander zu beschimpfen und Unprofessionalität zu unterstellen", so der Redakteursratsvorsitzende Dieter Bornemann.

Selbstverständlich bleibe es ATV unbenommen, bei der geplanten Konfrontation zur Wien-Wahl nicht mit dem ORF und Puls 4 zu kooperieren. Die ORF-Redakteure wiesen aber darauf hin, dass ATV mit dem Wunsch auf den ORF zugekommen sei, eine gemeinsame Wahl-Sendung zu produzieren. "Wir haben auch großes Verständnis dafür, dass ATV als Privatsender auf die Werbefinanzierung angewiesen ist und deswegen auf Werbepausen in der Diskussions-Sendung besteht. Da es dem ORF aber gesetzlich verboten ist, Informationssendungen für Werbung zu unterbrechen, ist es offensichtlich schwer, ein gemeinsames Konzept zu finden", so Bornemann.

(APA)

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