ProSiebenSat.1 und Springer wollen doch nicht fusionieren

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GERMANY AXEL SPRINGER PUBLISHING HOUSE BERLIN(c) EPA (Wolfgang Kumm)
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Die beiden Medienkonzerne haben ihre Fusionsgespräche beendet. Stattdessen wollen sie gemeinsam Start-ups fördern.

Die deutschen Medienkonzerne Axel Springer und ProSiebenSat.1 planen keine Fusion. Beide Unternehmen teilten am Mittwoch mit, gemeinsame Digital-Projekte anpacken zu wollen. Darüber hinaus sei aber keine weitere Zusammenarbeit geplant, erklärte ein ProSiebenSat.1-Sprecher. Bei Springer hieß es: "Weitere gesellschaftsrechtliche Veränderungen sind nicht vorgesehen."

Der Münchner Fernsehkonzern und der Verlag mit Sitz in Berlin hatten Insidern zufolge Möglichkeiten eines Zusammenschlusses ausgelotet. Beide Unternehmen hatten sich selbst nicht dazu geäußert. Unmittelbar vor Veröffentlichung der Quartalszahlen teilten sie nun mit, sie wollten künftig digitale Geschäftsideen und Start-ups zusammen fördern.

Dazu seien gemeinsame Investitionen in Unternehmen und Fonds, eine Vernetzung von Programmen und die Beteiligung an Firmen im Tausch gegen Werbezeiten und Werbeflächen geplant. "Es gibt einige Ideen. Wir hoffen, in den nächsten Wochen Konkreteres sagen zu können", sagte die Axel-Springer-Sprecherin.

Veto vor zehn Jahren

Springer-Vorstand Andreas Wiele erklärte: "Im globalen Wettbewerb ist es wichtiger denn je, auf der nationalen Ebene dort die Kräfte zu bündeln, wo es sinnvoll und möglich ist. ProSiebenSat.1 ist hierfür aufgrund seiner Digitalisierungserfolge und des komplementären Digitalportfolios unser Wunschpartner." ProSiebenSat.1-Vorstand Christian Wegner begrüßte, "dass wir gemeinsam mit Axel Springer als einem der führenden deutschen digitalen Player an Initiativen arbeiten, um Deutschland als Digitalstandort voranzubringen".

Springer hatte vor zehn Jahren ProSiebenSat.1 kaufen wollen, war damals aber auch am Widerstand des Bundeskartellamts gescheitert. Ein Zusammenschluss hätte demnach zu einer zu großen Marktmacht geführt. Beide Unternehmen verdienen ihr Geld überwiegend mit Werbung. Ein Veto der Medien-Kontrollkommission KEK gegen die geplante Übernahme hatte vor Gericht dagegen keinen Bestand.

Wenig Synergien im Digitalgeschäft

Auch diesmal hatten Experten nach Bekanntwerden der Spekulationen Anfang Juli Skepsis über die kartellrechtlichen Chancen einer Fusion geäußert. Verlegerin Friede Springer hatte nach den ersten Pressemeldungen sofort klargestellt, dass sie die Kontrolle im Konzern behalten wolle. Damit wäre eine Fusion allerdings schwierig geworden, da der Münchner Konzern an der Börse rund 10 Mrd. Euro und damit etwa doppelt so viel wert ist wie Springer. Als Käufer hätte sich Springer also viel Geld von Investoren besorgen müssen.

Analysten der Deutschen Bank hatten beim Vermarkten von Werbeplätzen sowie bei der Produktion und beim Einkauf von Inhalten das größte Potenzial einer Fusion gesehen. Im Digitalgeschäft gebe es dagegen weniger Überlappungen, weil beide in unterschiedlichen Marktsegmenten unterwegs seien. Die Synergien wären daher hier begrenzter gewesen.

Beide Konzerne wachsen am stärksten im Digitalgeschäft. ProSiebenSat.1 betreibt neben dem klassischen Fernsehen mehrere Internet-Portale. Springer hat Traditionstitel wie das "Hamburger Abendblatt" und die "Berliner Morgenpost" verkauft und erwirtschaftet die Hälfte seines Umsatzes im Netz, unter anderem mit Immobilien- und Jobportalen. ProSiebenSat.1 legt seinen Quartalsbericht an diesem Donnerstag, Axel Springer seine Zahlen am kommenden Dienstag vor.

(APA/Reutes)

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