Serien: Drei Neue im Netz

Das Paar Collien Fernandes und Christian Ulmen spielt in der Webserie „Mann/Frau“.
Das Paar Collien Fernandes und Christian Ulmen spielt in der Webserie „Mann/Frau“. BR/Puls
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Christian Ulmen macht eine und Kai Wiesinger ebenso. Die Webserie kommt gerade wieder in Mode – und sogar ins Fernsehen.

Sie war nie richtig weg in den vergangenen Jahren, jetzt gibt sie aber wieder ein besonders kräftiges Lebenszeichen. Zumindest im deutschsprachigen Fernsehen taucht die Webserie plötzlich gehäuft auf. Gleich drei Produktionen sind in den vergangenen Monaten online gegangen: die MyVideo-Serie „Der Lack ist ab“ über das Leben von Mittvierzigern, die WG-Groteske „Das Apartment“ und die Beziehungsserie „Mann/Frau“. Im Unterschied zu früheren Serien zeigt sich nun, dass sich vor allem prominente Fernsehgesichter vor die Kamera begeben oder sogar bei der Produktion mit an Bord sind.

Der Schauspieler und „Tatort“-Kommissar Christian Ulmen etwa hat mit seiner Firma Puls und dem Bayerischen Fernsehen die Webserie „Mann/Frau“ produziert. Am 8. September gehen die ersten Folgen der zweiten Staffel online. Nicht nur Ulmens Frau Collien Ulmen-Fernandez, auch der Sänger Friedrich Liechtenstein, bekannt durch seinen Song „Supergeil“, hat eine kleine Rolle in „Mann/Frau“. In den Hauptrollen zu sehen sind Lore Richter (als Frau) und Mirko Lang (als Mann). Sie spielen zwei Endzwanziger oder Anfangdreißiger (so genau lässt sich das nicht sagen), die mit ihrem Singledasein, der Jobsuche oder den Mitbewohnern in ihrer WG hadern. Zufall oder nicht: Ganz ähnlich sind Charaktere und Plot in der kleinen Produktion „Das Apartment“, die seit Anfang August zwei Folgen online gestellt hat. Dort wird der chaotische Alltag in einer schmuddeligen Dreier-WG geschildert, in der abwechselnd Englisch und Deutsch geredet wird. Auch dort geht es um wechselnde Liebespartner und den schwierigen Einstieg ins Privatleben.

Sanfte Midlife-Crisis. Eine andere Zielgruppe hat das Team rund um Schauspieler Kai Wiesinger und Bettina Zimmermann im Visier. Ihre Serie „Der Lack ist ab“ ist seit dem Frühjahr kostenlos auf der Video-on-demand-Platform My Video zu sehen und richtet sich an Mittvierziger. Die stehen mitten im Leben, haben Berufe, die sie mehr oder weniger erfüllen und Kinder im Teenageralter, die sie mehr oder weniger verstehen. Zum ganz normalen Alltagschaos gesellen sich bei manchen Protagonisten erste Anzeichen einer Midlife-Crisis.

Der Charme der drei Produktionen liegt einerseits in ihrer betont einfachen Machart und in der Kürze. Nicht länger als drei bis zehn Minuten sind die einzelnen Folgen und dennoch haben sie, vor allem im Fall von „Mann/Frau“, Suchtpotenzial. Man will wissen, wie es den strauchelnden Großstädtern bei der Suche nach dem richtigen Job und der großen Liebe ergeht. Sender wie der Bayerische Rundfunk haben das erkannt, weshalb sie die Serie zusätzlich am späten Freitagabend zeigen. So will man auch die jüngere YouTube-erprobte Zielgruppe an den Sender heranführen. Sind dann aber alle Folgen heraußen, kann man sie so konsumieren wie Serien: alle auf einmal und ohne Pause. Nur ist man bei Webserien auch schneller damit durch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2015)

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