Erich Fenninger: „Bin kein Erfüllungsgehilfe“

PR�SENTATION DER PLATTFORM ´SOLIDART FOR REFUGEES!´: FENNINGER
PR�SENTATION DER PLATTFORM ´SOLIDART FOR REFUGEES!´: FENNINGER(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Vor der ORF-Wahl: SPÖ-„Freundeskreis“-Leiter Erich Fenninger will „Aufsichtsrat, nicht Strippenzieher“ sein – und lobt die ORF-Flüchtlingsinitiative.

Als SPÖ-„Freundeskreis“-Leiter ist Erich Fenninger eine überraschende Besetzung. Im Gegensatz zu Vorgängern wie etwa dem politischen Strategen Karl Krammer oder dem karrierebewussten Niko Pelinka ist er vor allem eines: „Ich bin ein NGOler mit Leib und Seele.“ Als Bundesgeschäftsführer der Volkshilfe hat er mit der Flüchtlingskrise viel zu tun. „Bei der Volkshilfe kann man etwas bewegen – das ist mein Leben“, sagt der studierte Sozialarbeiter. Das wirkt authentisch. Und es klingt so gar nicht nach Parteisoldat. Auch nicht wie ein Karrierist. „Ich bin kein Erfüllungsgehilfe“, stellt er klar – und wundert sich noch immer ein wenig über seine Ernennung zum „Freundeskreis“-Leiter: „Ich mag das Wort nicht, da es die ernsthafte Arbeit für den ORF und die Anliegen der Zuseher und Zuseherinnen in ein falsches Licht rückt.“


„Meine erste ORF-Wahl.“ Es wird aber seine Aufgabe sein, den roten „Freundeskreis“ vor wichtigen Entscheidungen zusammenzutrommeln. Nicht zuletzt dann, wenn es im kommenden Sommer darum geht, einen neuen ORF-General zu bestellen – beziehungsweise Alexander Wrabetz (wenn er antritt) in eine dritte Amtsperiode zu schicken. „Das ist die erste ORF-Wahl, die ich miterlebe“, sagt der 51-Jährige. Mit Querschüssen und Interventionen sei zu rechnen, wenn sich die Kandidaten in Stellung bringen. „Noch ist aber nichts im Busch.“ Ob Wrabetz antreten wird? „Ich habe da denselben Wissensstand wie Sie.“ Fenninger versteht sich jedenfalls auch bei der ORF-Wahl „als Aufsichtsrat, nicht als Strippenzieher“: „Ich bin der Meinung, wir Stiftungsräte sollten dem ORF dienen.“

Und dieser sollte seiner Ansicht nach der Gesellschaft dienen. Sich also noch mehr in der aktuellen Flüchtlingskrise engagieren. „Ich sehe die ORF-Berichterstattung dazu positiv. Man hat versucht, den Flüchtlingen ein Gesicht zu geben. Man muss die realen Ängste der Menschen ernst nehmen und sich mit den Gründen dafür auseinandersetzen. Die meisten Österreicher kennen ja keinen einzigen Flüchtling.“ Derzeit werde eine Plattform von ORF, Diakonie, Caritas, Rotem Kreuz, Hilfswerk, Samariterbund und Volkshilfe vorbereitet. „Helfen. Wie wir“ soll im September starten und hat sich zum Ziel gesetzt, dafür zu sorgen, dass jeder Flüchtling im Winter ein Dach über dem Kopf hat.


Aufschreien erlaubt. Als Aufsichtsrat ist Fenninger einerseits der Umbau auf dem Küniglberg ein Anliegen, „dass dieses Großprojekt weder finanziell noch von der Zeit her aus dem Ruder läuft“. Zweitens ist es die neue Organisationsstruktur. Hier müsse der Stiftungsrat ein Auge darauf haben, „dass es im Informationsbereich eine gute Kontrolle gibt“: „Es darf nicht dazu kommen, dass eine Person so viel Macht hat, um inhaltlich in die Berichterstattung einzugreifen.“ Dass die ORF-Redakteure auf die Barrikaden steigen, wenn sie den Verdacht haben, dass es bei Postenbesetzungen zu Manipulationen kommt, findet Fenninger gut: „Es ist wichtig, dass Journalisten in einem so sensiblen Unternehmen die Möglichkeit haben, aufzuschreien – egal, gegen welche Partei sich das richtet. Was ich aber nicht verstehe, ist, dass immer wieder Details an die Öffentlichkeit kommen, etwa, wer sich um welchen Job beworben hat.“ Das desavouiere die Kandidaten.

Und was wünscht sich Fenninger von der Politik? „Die Gebührenrefundierung.“ Wenn Menschen – zu Recht – von der ORF-Gebühr befreit werden, müsse der Staat den Betrag ersetzen. „Derzeit erinnert mich das an die Arbeit der NGOs: Wir leiden auch darunter, dass wir eine Dienstleitung erbringen und dann hoffen müssen, dass wir eine Finanzierung kriegen. Wenn sie nicht kommt, bin ich als Geschäftsführer voll haftbar. Im ORF haften 35 Stiftungsräte für eine Milliarde.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2015)

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