Häupl will, dass der ORF-Wien im Zentrum bleibt

(c) APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Wiens Bürgermeister will das Landesstudio weiter in der Stadt haben. Fürsprecher des Funkhauses wollen ein Gemeinschaftsangebot legen.

Der Kampf um den Verkauf des ORF-Funkhauses und die Übersiedlung der dortigen Radiosender auf den Küniglberg geht in die nächste Runde. Im Rahmen eines Pressegesprächs sprach sich der Wiener Bürgermeister, Michael Häupl, gestern, Dienstag, dafür aus, dass zumindest der ORF-Wien nicht nach Hietzing zieht, sondern in zentraler Lage bleibt – etwa eben weiterhin im Funkhaus. Ein Landesstudio brauche eine sichtbare Präsenz in der Stadt und solle nicht „in einem Hinterzimmer am Küniglberg“ untergebracht sein, sagt Häupl. Das Funkhaus könne künftig ja multifunktional genutzt werden. Bis heute, 11. November, können Kaufangebote für das Funkhaus unterbreitet werden. Gefordertes Mindestgebot: 18 Millionen Euro.

Deutlich mehr wäre eine Bietergemeinschaft bereit zu zahlen, die das Funkhaus als innerstädtischen Standort von Ö1, FM4 und Radio Wien erhalten will: 60 Millionen Euro hat sie der ORF-Geschäftsführung bereits vor Wochen in einem persönlichen Gespräch in Aussicht gestellt – und angeboten, dass der Sender die Flächen für die dort untergebrachten Redaktionen zurückmietet und die Mitarbeiter nicht gegen ihren Willen auf den Küniglberg übersiedelt – und damit „entwurzelt“. Darunter ist auch der Wirtschaftsprüfer und ehemalige Vorstandsvorsitzende von Price Waterhouse, Günther Robol. Im Gespräch mit der „Presse“ kündigt er an, dass die Gruppe ein Angebot für das Funkhaus legen werde.

Crowdfunding wäre denkbar

Mit dabei sind Prominente aus Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik – „aber keine Finanzinvestoren, Oligarchen oder Hedgefonds, die ein großes Geschäft machen wollen“, so Robol. Die Finanzierung sei noch in Diskussion. Man wolle auch die Ö1-Fangemeinde von etwa 100.000 Personen zum Engagement animieren, z. B. wäre ein Crowdfunding-Modell denkbar. „Wenn jeder im Durchschnitt einen Hunderter investierte, wären es auch schon zehn Millionen Euro.“

Ihn stört u. a., dass der Entscheidung für die Übersiedlung seiner Ansicht nach „weltfremde und absurde“ Berechnungen zugrunde liegen. So habe man etwa für die Funkhaussanierung 74 Mio. Euro veranschlagt. Das sei laut Immobilienexperten viel zu hoch – das Haus in keinem so schlechten Zustand. Dass sich andererseits der ORF durch die Zentralisierung auf dem Küniglberg 2021 bis 2041 insgesamt 150 Mio. Euro spart, wie es in einem internen Papier heißt, sei nicht nachvollziehbar, so Robol. Eine Prognose auf so lange Zeit sei mit großen Risken behaftet, die erwarteten Synergieeffekte seien nirgends begründet und die Kosten für die Zusammenlegung der Sender auf dem Küniglberg seiner Meinung nach nicht mitberechnet. Um sich ein genaues Bild machen zu können, wäre es – auch im Interesse der Gebührenzahler – gut, wenn Gutachten und Detailberechnungen vorlägen, so Robol. (i. w./uw)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Medien

ORF: Wiener Landesstudio dürfte im Funkhaus bleiben

Während Ö1 und FM4 auf den Küniglberg übersiedeln sollen, dürfte das Landesstudio Wien nun doch im Funkhaus bleiben.
Medien

31 Interessenten für ORF-Funkhaus

"Viele namhafte Immobilieninvestoren" meldeten sich bis Mittwochmitternacht beim ORF. Die Zusammenführung der Wiener ORF-Standorte soll bis 2020 erfolgen.
Medien

Funkhaus: "Große Anzahl an Interessenten"

Ein Gutachten kritisiert "mehrere grundlegende Mängel" bei der Aussschreibung des Funkhaus-Verkaufs. Die Grünen setzen sich für den Erhalt des Funkhauses ein.
Pizzicato

Am Funkhaus

Robert Menasse hat sich nun also in einer wagemutigen Aktion an das ORF-Funkhaus gekettet.
AKTION INITIATIVE RADIO: ´DER LETZTE SCHREI. RADIOMEER VOR DEM FUNKHAUS: SCHALT DICH EIN´: MENASSE
Medien

Protest: Robert Menasse kettet sich an Funkhaus

Die Initiative "Radio muss im Funkhaus bleiben" organisiert am Montagabend ein "Radiomeer", um gegen den Verkauf des Funkhauses zu protestieren.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.