„Universum“ startet neue Österreich-Reihe

Universum History
Universum History(c) ORF (Günther Pichlkostner)
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In neun Teilen sollen „die Seele und der Selbstwert“ der österreichischen Bundesländer erforscht werden.

Eine junge Frau macht sich 1961 von Tirol auf den Weg Richtung Südtirol. In ihrem getupften Kleid und mit dem Kopftuch, das die Frisur im Cabrio vor dem Fahrtwind schützt, wirkt die Hochschwangere feminin und ungefährlich. Dass sie und ihr Mann im Picknickkörbchen auf der Rückbank Sprengstoff transportierten, konnten die Grenzbeamten nicht ahnen. Die beiden kamen unbehelligt durch – und jagten in Südtirol Strommasten in die Luft. Herlinde und Klaudius Molling gehörten in den 1960er-Jahren zu den „Bumsern“, die mit Bombenanschlägen für ein vereintes Tirol kämpften. Die Geschichte der Familie Molling steht im ersten Teil der neuen „Universum History“-Reihe „Tirol – Geteilte Heimat“ stellvertretend für den Schock der Teilung in Nord-, Süd- und Osttirol, für den Weg zur Autonomie Südtirols . . . und für den Fortgang der Geschichte: Mollings Tochter, die damals als Ungeborene mit dabei war, kann heute noch nicht glauben, dass ihre Mutter sich als Terroristin betätigt und ein so hohes Risiko für sich und die Familie in Kauf genommen hat. Der Enkel versteht das alles noch viel weniger.

Aufwendige Schauspielszenen

ORF-Redakteur Tom Matzek betreut die neunteilige Reihe und nimmt sich bis zum Republiksjubiläum 2018 ein Bundesland nach dem anderen vor. Erzählt wird immer ein zentraler historischer Konflikt – anschaulich gemacht wird er anhand der Geschichte einer in der Region verwurzelten Familie. „Es ist ein Balanceakt“, sagt er: „Man erzählt eine sehr persönliche Geschichte, aber es muss auch das Informative drin sein.“ Für den dokumentarischen Teil werden regionale Historiker befragt, Aufnahmen aus dem Archiv geholt – entscheidende Szenen werden in aufwendigen Reinactments von Schauspielern nachgespielt. In der Tirol-Folge etwa wird Herlinde Molling von Julia Rosa Stöckl dargestellt, die in Andreas Prochaskas „In 3 Tagen bist du tot“ spielte. ORF-Finanzchef Richard Grasl machte 200.000 Euro pro Folge locker. Die Idee stammt von Fernsehdirektorin Kathrin Zechner. Was sie sich von der Reihe erhofft? „Dass sie tief an die Seele und das Selbstwertgefühl dieses Landes rührt.“ In der Tirol-Folge ist das gelungen. (i. w.)

„Tirol – Geteilte Heimat“: 29. 12., 21.05 Uhr, ORF2

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2015)

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