„Master of None“: Liebe in Zeiten des Smartphones

 „Liebe ist immer schwierig, kompliziert, herzzerreißend, aber auch wundervoll“: Aziz Ansari als Dev Shah mit Noël Wells als seiner Freundin Rachel.
„Liebe ist immer schwierig, kompliziert, herzzerreißend, aber auch wundervoll“: Aziz Ansari als Dev Shah mit Noël Wells als seiner Freundin Rachel.(c) Netflix
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In „Master of None“ spürt der US-Komiker Aziz Ansari dem Leben der Dreißigjährigen in New York nach – mit viel Humor, aber auch ernsten Untertönen.

Dev ist ein indischstämmiger Schauspieler, dessen bisher größter Erfolg eine Rolle in einer Fernsehwerbung für Joghurt war. Nicht viel besser steht es um sein Liebesleben. Als er Rachel von einer Party nach Haus bringt, passiert ein Missgeschick, das beiden die Stimmung verdirbt. Es ist nicht das einzige in „Master of None“, der Comedy-Serie des US-Komikers und -Schauspielers Aziz Ansari. „Ich wollte so nahe am wirklichen Leben bleiben wie möglich“, erklärt er der „Presse“. Das ist ihm so gut gelungen, dass er für sein Regiedebüt gleich für einen Golden Globe nominiert wurde.

Eine zentrale Rolle im Leben der Dreißigjährigen in New York, wie es Ansari porträtiert, spielen Smartphone, Apps und Notebook. In einer der zehn Episoden sucht Dev so lange online nach den besten Tacos der Stadt, dass sie schließlich ausverkauft sind, als er endlich etwas gefunden hat. Anbahnungen erfolgen grundsätzlich nur über Whatsapp. Und Devs Vater bombardiert ihn geradezu mit SMS-Nachrichten, weil er mit seinem neuen iPad nicht umgehen kann.

Es spielen Ansaris wirkliche Eltern

Der Auftritt der Eltern ist einer der Höhepunkte: Es spielen Ansaris wirkliche Eltern, und sie machen ihre Sache bravourös: „Mein Vater war sofort begeistert von der Idee“, berichtet Ansari. „Meine Mutter war eher reserviert.“ In einer Episode führen Dev und sein Freund Ben ihre Eltern zum Essen aus und fragen sie nach ihrer Vergangenheit: „Wir sind uns durch den Film sicher nähergekommen“, sagt Ansari.

Mit viel Humor, auch über sich selbst, aber auch mit ernsten Untertönen, berührt die Serie das Spannungsfeld für ethnische Minderheiten zwischen Anpassung und Identitätswahrung. Als Dev beim Vorsprechen einen dummen indischen Akzent verwenden soll, schmeißt er die Rolle. Als er wieder mit Rachel zusammenkommt und das seinen Eltern ein Jahr lang verschweigt, rechtfertigt er sich mit „kulturellen Unterschieden“. Woraufhin ihm seine Mutter über den Mund fährt: „Wir leben seit 40 Jahren hier. Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Sein Vater, ein angesehener Arzt, wird nicht müde, ihm zu sagen: „Du solltest Jus studieren.“

Über den Aufstieg von Donald Trump und seine ausländerfeindliche Hetze zeigt sich Ansari aber nicht beunruhigt: „Er will doch nur, dass wir über ihn reden. Aber wir sind seiner längst müde.“ Trumps gegenwärtiger Aufschwung werde verfliegen: „Alles wird wieder in Ordnung kommen. Es gibt immer Verrückte, aber dann verschwinden sie wieder. Geschieht ihnen recht.“

Durch die Episoden ziehen sich Devs ständige Suche nach neuen Rollen (mit eher traurigen Ergebnissen), die Beziehung zwischen Dev und Rachel (mit Auf und Abs) und Devs Freundeskreis: Arnold (ein Riese mit einem Kleinkinderherzen), Ben (ein von den Eltern gedrillter Sohn taiwanesischer Einwanderer) und Denise (eine Lesbe mit sehr viel Hausverstand), die Trost, Rat und Mut zusprechen. Nicht immer erfolgreich für Dev, aber immer unterhaltsam für das Publikum.

Produziert wurde die Serie für die Internetplattform Netflix. Nach dem Erfolg der ersten Staffel – von den „New York Times“ bis zum „Guardian“ wurde die Serie als eine der zehn besten TV-Produktionen 2015 gefeiert – wird mit einer Fortsetzung gerechnet. Ansari: „Wir haben noch nichts offiziell gehört, aber die Zeichen weisen in diese Richtung. Wir sind sehr geschmeichelt.“

Neben Auftritten als Kabarettist veröffentlichte der 32-Jährige zuletzt das Buch „Modern Romance: An Investigation“. „Es wird immer Platz für Liebesgeschichten geben“, sagt er: „Egal, wie wir auf Partnersuche gehen, Liebe ist immer schwierig, kompliziert, herzzerreißend, aber auch wundervoll.“ Das Smartphone kann da eine ganz wichtige Rolle spielen. Es sei denn, es ist schon wieder Dad, der ein SMS wegen seines iPads schickt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2016)

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