Expansion: Netflix nun fast weltweit verfügbar

Den Weltmarkt im Blick: Netflix-Chef Reed Hastings auf der CES 2016 in Las Vegas.
Den Weltmarkt im Blick: Netflix-Chef Reed Hastings auf der CES 2016 in Las Vegas.(c) APA/AFP/ROBYN BECK
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Der Online-Videodienst Netflix hat sein Angebot von 60 auf rund 190 Länder ausgeweitet. Die Aktie hat um neun Prozent zugelegt. China sperrt sich weiter gegen den Dienst.

Wien. Der Online-Videodienst Netflix ist seit Mittwoch fast in jedem Land der Welt präsent. „Netflix ist nun ein globales Internet-TV-Netzwerk“, sagte Reed Hastings, CEO und Mitbegründer des kalifornischen Unternehmens auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas. Bisher hatte sich der Anbieter von Serien wie „Jessica Jones“ und „House of Cards“ hauptsächlich auf Nord- und Südamerika sowie Europa konzentriert. Mit der Expansion hat das Unternehmen sein Ziel, weltweit verfügbar zu sein, fast erreicht. Die Online-Videothek startete unter anderem auch in Indien, einem Land mit 1,3 Milliarden Einwohnern – fast ein Fünftel der Bevölkerung ist online.

Ein wichtiger Staat fehlt dem Unternehmen allerdings noch: „In China braucht man die Zustimmung der Regierung für den Betrieb. Im Rest der Welt können wir einfach loslegen“, sagte Hastings dem Technologieblog „Recode“. Diese Zustimmung fehlt bis heute. Außerdem wird es in Nordkorea, Syrien und auf der Krim-Halbinsel wegen US-Sanktionen auf absehbare Zeit kein Netflix geben.

Aktie reagierte mit Kurssprung

Die Netflix-Aktie hat nach der Bekanntgabe der Expansion im US-Handel um 9,31 Prozent an Wert gewonnen. Mit 117,68 US-Dollar liegt die Aktie nun wieder in Reichweite zum im Dezember erreichten Rekordhoch von 133,27 US-Dollar. 2015 ist der Preis der Netflix-Aktie bis Jahresfrist um 174 Prozent in die Höhe geschossen.

Der Grund: die überragenden Wachstumsraten. Die 1997 gegründete Firma fungierte zunächst als Online-Videothek und verschickte Filme auf DVD und Blu-ray an seine Abonnenten. 2007 stieg Netflix in das Video-on-Demand-Geschäft ein. Dort macht es seine Inhalte für die Abonnenten per Streaming zugänglich. Mittlerweile hat Netflix mehr als 70 Millionen Kunden, bietet Programme in 21 Sprachen an und produziert einen immer größeren Anteil seines Programms exklusiv und mit eigenem Geld.

Markt in den USA gesättigt

Doch warum expandiert Netflix so rasant? Die nun erfolgte Expansion war ursprünglich erst für Ende 2016 geplant. Hastings nennt als Grund, dass bereits etwa die Hälfte der Haushalte in den USA Netflix-Kunden sind. Da das Wachstum auf dem heimischen Markt mittlerweile nachlässt, ist das Unternehmen auf das internationale Geschäft angewiesen und muss expandieren. Derzeit investiert die Firma massiv in die Produktion eigener Serien und Filme. Bislang gab es 16 Netflix-Eigenproduktionen. Allein in diesem Jahr sollen schon 31 eigens produzierte Serien sowie zwei Dutzend Filme und Dokumentationen veröffentlicht werden. Netflix engagierte dafür auch Stars wie Leonardo DiCaprio oder Angelina Jolie. Für die Produktion eigener Programme und den Zukauf fremder Inhalte sind 2016 Investitionen in der Höhe von fünf Milliarden Dollar geplant, was zum Teil mit geliehenem Geld finanziert wird.

Inhalt variiert wegen Rechten

Welche Dokumentationen, Spielfilme und Serien man als Netflix-Abonnent sehen kann, hängt zum Teil immer noch davon ab, wo man sich befindet. So wird etwa die vierte Staffel der erfolgreichen und eigenproduzierten Serie „House of Cards“ am 4. März zwar in beinah allen Ländern sofort verfügbar sein, in Österreich und Deutschland jedoch nicht.

Die Rechte habe Netflix schon schon vor Jahren an Sky verkauft, als man noch nicht wusste, ob die Serie ein Erfolg wird, so Hastings. Solche Probleme sollen in Zukunft nicht mehr vorkommen: In fünf bis zehn Jahren sollen laut Hastings alle Eigenproduktionen sowie eingekaufte Inhalte weltweit gleichzeitig gezeigt werden. (jp)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2016)

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