NZZ.at: "Im Zentrum" tendiert nach links

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IM ZENTRUM(c) ORF (Milenko Badzic)
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Das Online-Portal NZZ.at hat die Gästeliste der ORF-Talk-Sendung ausgewertet. Der ORF wehrt sich gegen diese Darstellung: Die Gäste werden "nicht nach der Stoppuhr" eingeladen.

Der ORF-Polit-Talk "Im Zentrum" hat zuletzt mit seiner Einladungspolitik für einige Diskussionen gesorgt. Vor allem der Solo-Auftritt von Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) in der vergangenen Woche erhitzte die Gemüter. Insbesondere ÖVP, FPÖ und Grüne kritisierten das Einzelinterview mit dem SPÖ-Chef.

Das Online-Portal NZZ.at hat nun die Gästeliste der ORF-Talk-Sendung der vergangenen Monate unter die Lupe genommen. Demnach gebe es ein tendenzielles Übergewicht an politisch links stehenden Diskussionsteilnehmern. So hätten 2015 die Sozialdemokraten 18 der insgesamt 67 Politgäste gestellt. Vom Koalitionspartner ÖVP wurden zwölf Vertreter eingeladen. Die Grünen stellten genauso viele Gäste wie die ÖVP. Von der FPÖ wurden acht Politiker eingeladen. Fünfmal saß ein Repräsentant der linken griechischen Syriza-Partei von Ministerpräsident Alexis Tsipras im Studio.

SPÖ und Grüne liegen laut NZZ.at punkto Gäste-Präsenz bei "Im Zentrum" im Verhältnis über ihrer Sitzstärke im Nationalrat, ÖVP, FPÖ und Neos darunter. 43 Prozent der Talk-Gäste waren im Vorjahr Experten, knapp 32 Prozent Politiker, der Rest verteilt sich auf Kommentatoren und Involvierte.

68 Prozent waren übrigens männlich, 32 Prozent weiblich. Seit Jahresanfang 2016 ist laut NZZ.at in der Einladungspolitik übrigens ein Rückgang der politischen Tendenzen bemerkbar.

"Gäste nach Relevanz eingeladen, nicht nach Stoppuhr"

Der ORF weist die Analyse zurück. "Grundsätzlich werden ORF-Diskussionsrunden und Studiogäste nach Relevanz und nicht nach der Stoppuhr zusammengestellt", hieß es aus dem öffentlich-rechtlichen Sender.

Die Präsenz von Parteien und Politikern über alle politischen Formate des ORF hinweg würden unabhängig davon regelmäßig von APA mediawatch erhoben und auch regelmäßig publiziert. "Wenn nun eine einzelne Sendung in einem bestimmten Zeitraum 'analysiert' wird, hat das noch weniger Aussagekraft und lässt bestimmte Motive dahinter vermuten", teilte der ORF mit.

ORF: Zahlen sind falsch

Die von NZZ.at publizierten Zahlen seien darüber hinaus falsch. Tatsächlich seien im Vorjahr elf SPÖ-Vertreter, zehn Politiker der ÖVP, sechs von den Grünen, vier von der FPÖ sowie zwei von den Neos bei "Im Zentrum" eingeladen gewesen.

"Im Zentrum" wird Sonntags von Ingrid Thurnher ab circa 22.00 Uhr in ORF 2 präsentiert.

>> Bericht in NZZ.at

(APA)

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Der Bundeskanzler also allein in einer Diskussionssendung.

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