Vorstadtweiber, Folge 17: Schnitzel verändern nicht die Welt

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Episodenrückschau, Staffel zwei, Folge sieben. In der bald wirklich jeder jeden erpresst, ein Baby keinen Vater hat und Georg Schneider eine erstaunliche Entwicklung durchmacht.

Spoiler: Wir verraten den Inhalt der sechsten Folge der zweiten Staffel.

"Lemonade", das neue Album von Sängerin Beyoncé, wird seit vergangener Woche hinauf- und hinunter-analysiert. Vielleicht fallen sie einem deswegen sofort auf, die doppelten Zitronen auf dem Esstisch der Familie Schneider. In der Schüssel die echten und auf dem Tischtuch die gezeichneten. Das ist eine durchaus passende Metapher für die Doppel- und Dreifach-Malaise, in der die Familie Schneider immer noch steckt (Geld weg, Ehe kaputt, zweites Kind unterwegs). In einer der besten Szenen dieser Vorstadtweiber-Folge sitzen Maria (Gerti Drassl), Georg (Juergen Maurer) und Simon (Johannes Nussbaum) in ihrer neuen, aber ziemlich geschmacklosen Küche mit blümchenverzierter, rosa-farbener Tapete - und sauren Mienen. Während Maria sich in existenziellen Fragen rund um das Mittagessen verliert ("Ich könnt' ein Rindsgulasch machen. Mit Kroketten dazu. Oder möchtet's lieber einen Schweinsbraten, mit Knödeln dazu? Ist auch ganz fein. Mir persönlich reicht ja der Krautsalat dazu, ich brauch die Knödel gar nicht. Aber andere sagen wieder: Ohne Knödel ist ein Schweinsbraten kein Schweinsbraten. Ist mir unverständlich. Essen hilft."), hadern Vater und Sohn mit der soeben erfahrenen Neuigkeit.

Die neugeborene Josefine, die Tochter von Waltraud (Maria Köstlinger), hat doch keinen Teenager-Vater, Simon ist genetisch gesehen nicht verwandt mit ihr. Das zumindest sagt der Vaterschaftstest - und das wiederum überrascht sogar Waltraud. Denn die hatte, geldgierig wie sie ist, die Idee gehabt, die Blutprobe ihres Babys zu vertauschen und damit den Vaterschaftstest zu fälschen, aber letztendlich bot sich ihr keine Gelegenheit dazu und sie ließ den fiesen Plan wieder fallen. Die Eltern Schneider trauern nun vor allem dem Erbe ihres Sohnes nach, das ihm zugestanden wäre, wenn er der leibliche Vater des Babys gewesen wäre. Derselbe allerdings ist tatsächlich verletzt und kann es nicht glauben, dass er wirklich nicht der Erzeuger von Josefine sein soll. Maria hat schlussendlich zwei Lösungen parat, eine für das Mittagessen ("Ich mach einfach Schnitzel mit Kartoffelsalat, das passt immer, egal, wie's einem geht.") - und eine für das Testamentsproblem. Eine Koryphäe sei der behandelnde Gynäkologe und Geburtshelfer Dr. Felix Heldt (Michael Masula), der habe doch einen Ruf zu verlieren, da könne doch niemand so mir nichts, dir nichts einen Vaterschaftstest in seiner Klinik manipulieren. Bei Georg tanzen die Synapsen, als die Worte "Koryphäe" und "Ruf verlieren" fallen. Mit Erpressung kennt er sich ja aus.

Zu einer Handgreiflichkeit kommt es zwischen Vanessa (Dalik) und Günter (Franz Josef Stein).
Zu einer Handgreiflichkeit kommt es zwischen Vanessa (Dalik) und Günter (Franz Josef Stein).ORF/Petro Domenigg

Sohn Simon hat zwar zwischendurch wieder ein bisschen Achtung für seinen Vater gewonnen, als der in der Geburtsklinik bei einem gewalttätigen Vorfall zwischen Günter (Franz Josef Stein) und Vanessa (Hilde Dalik) mit seinen Krücken dazwischen geht. Letztlich bleibt der junge Mann fatalistisch, ein bisschen frech, aber klug. Zu seiner Mutter sagt er nach ihrem gastrophilosophischen Exkurs trocken: "Schnitzel verändern nicht die Welt, Mama."

Geschwister im Geiste

Aber zurück zu Vater Georg. Der bekommt in dieser Folge eine überraschende Chance, zu reifen. In der letzten Episodenrückschau haben wir uns die Frage gestellt, womit er bisher Geld verdient hat, bevor er den (nun geplatzten) Autobahn-Deal einzufädeln versuchte und dafür auch seine Liebe zu Minister Joachim Schnitzler (Philipp Hochmair) opferte. Was er bitter bereut, wie wir nun erfahren. Der Mann hat also doch so etwas wie Gefühle. Georg hat bisher offenbar nichts weiter gemacht, als für seine Schwester zu arbeiten und die Drecksarbeit zu erledigen, sprich: Altmieter aus Spekulationsobjekten hinausjagen. Frau Maria übernahm den Job nur kurz, weil er durch seine Gehbehinderung aus dem Gefecht gezogen war. In einem ehrlichen Gespräch mit seiner Schwester Sylvia (Julia Stemberger) erkennt Georg, dass sie und er aus dem selben Holz geschnitzt sind, was den Betrug und den distanzierten Umgang mit ihren Kindern angeht. Georg hat nämlich herausgefunden, dass Sylvia gemeinsam mit dem verstorbenen Josef Steinberg (Simon Schwarz) die versteckte Kamera im Puffzimmer installiert hat und seither die so Gefilmten - und auch ihren Ex-Mann Hadi (Bernhard Schir) - erpresst. Und das überrascht sogar den nicht minder auf seinen Vorteil bedachten Bruder: "Ich dachte, es gibt auch für Arschlöcher wie uns eine Grenze."

Hat Dr. Heldt den Vaterschaftstest von Waltrauds Baby manipuliert?
Hat Dr. Heldt den Vaterschaftstest von Waltrauds Baby manipuliert?ORF/Petro Domenigg)

Sylvia war uns eigentlich sympathisch, weil sie so stark und selbstbewusst wirkte. Doch nun stellt sich heraus, dass sie den Verlust von Ehemann Hadi an die Sekretärin, die sie einst für ihn ausgesucht hat, alles andere als verwunden hat. Darum erpresst sie ihn auch, darum geht sie weiterhin mit ihm ins Bett. Dass er sich jetzt endgültig von ihr verabschiedet, bringt sie auf direktem Weg in die Bar von Anwältin Tina (Proschat Madani), in der sich die Alkoholikerin nicht nur mehrere Whiskeys gönnt, sondern auch die Schutzgeldzahlungen ihrer Mieter abholt. Die Botin ist Anwältin Tina. Eigentlich keine große Überraschung. Auch die hat allerdings in dieser Folge einen kurzen Anflug von Selbstkritik. Und Ex-Banker Hadi bekommt plötzlich das Angebot, als Kanzler-Kandidat in die Politik quereinzusteigen. Für Minister und Möchtegern-Kanzler Schnitzler dürfte es ab jetzt eng werden.

Ziemlich unübersichtlich dürfte das Leben von Schönheitschirurg Dr. Heldt sein. In dieser und der vorigen Folge bandelt er mit gleich drei Frauen an. Mit Sabine (Adina Vetter) teilt er kurzzeitig Bett und leer stehende Villa, bei Caro (Marina Emb) beißt er zwar auf Granit, bietet ihr aber einen Job als Assisstentin an, dafür reagiert Waltraud auf seine Avancen etwas freudiger. Zudem erfahren wir, dass er offenbar auch mit der Helikopter-Mum Vanessa angebandelt hat. Das Kind, das sie am selben Tag und in der selben Klinik wie Waltraud zur Welt brachte, ist offenbar nicht von Ehemann Günter, aber auch nicht von ihrem Ex-Liebhaber und Geburtshelfer Dr. Heldt. Oder hat der schöne Doktor gleich beide Vaterschaftstests manipuliert? Sieht danach aus.

Ungewöhnliche Annäherung zwischen Nicoletta (Nina Proll) und Kommissar Pudschedl (Thomas Mraz).
Ungewöhnliche Annäherung zwischen Nicoletta (Nina Proll) und Kommissar Pudschedl (Thomas Mraz).ORF/Petro Domenigg

Drei kleine Hintergrunddetails zum Schluss: In dieser Folge treffen sich Sylvia und Hadi bei einem Teich in einem Park, das ist der südliche Teich im Währinger Türkenschanzpark. In einer Szene im Ministerium sieht man für wenige Sekunden eine blonde Mitarbeiterin, das ist ein kleiner Gastauftritt von Dora Varo, einer Wiener Journalistin, die einige Jahre bei der "Bild"-Zeitung gearbeitet hat und seit kurzem eine der Chefredakteurinnen von "Österreich" ist. Außerdem ist Nina Proll diesmal nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören. Es wird nämlich ihre 2004 aufgenommene Single "The Art of Pretending" eingespielt - als Intro zur ziemlich überraschenden und durchaus amüsanten Szene, in der sie in ihrer Rolle als Nicoletta Kommissar Jörg Pudschedl (Thomas Mraz) ohne Vorankündigung in seiner Sexualtherapiestunde besucht und vorgibt, so etwas wie seine Partnerin zu sein. Was nicht nur die Therapeutin (Nicole Beutler) erstaunt. Uns auch.

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