Karl Habsburg: „Kaiser Karl hat sich für den Frieden geopfert“

Dokumente 'Der selige Kaiser - Kaiser Karl I. von Oesterreich'
Dokumente 'Der selige Kaiser - Kaiser Karl I. von Oesterreich'ORF
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Der derzeitige „Chef“ der Familie Habsburg sieht die Schuld bei allen Beteiligten. Eine ORF-Dokumentation berichtet über die Leistungen der ersten Fotografen im Dienst der Luftaufklärung.

Wien. Die Dreharbeiten für eine neue ORF-Doku, die im Herbst ausgestrahlt werden soll, sind dieser Tage beendet worden. „Zum Himmel ich marschiere“ wird die Anfänge der österreichischen Heeresfliegerei im Ersten Weltkrieg zeigen. Als Vorlage dient das gleichnamige Buch von Carina Klemmer, das an dieser Stelle bereits rezensiert wurde. Beraten von Hans Petschar (Nationalbibliothek) und Mario Christian Ortner (Heeresgeschichtliches Museum), wurde in den Karnischen Alpen, im Isonzotal, in Klagenfurt, Kapfenberg, Fohnsdorf, Udine, Görz, Wien und Wiener Neustadt gedreht.

Karl Habsburg, der Enkel des letzten österreichischen Kaiserpaares, kommt im Interview zu Wort. Im Wiener Büro von Paneuropa fand die Aufzeichnung statt, „Die Presse“ war exklusiv dabei. Um es kurz zu machen: Überraschendes kam dabei nicht zur Sprache. Wie soll auch der amtierende „Chef des Hauses“ Kaiser Franz Joseph etwa als Hauptschuldigen am Weltkrieg bezeichnen? Der 55-jährige Karl, der seit 2000 dem Orden vom Goldenen Vlies als Souverän und Großmeister vorsteht, im Deutschen Orden Ehrenritter ist, zitiert zu diesem Vorwurf „seriöse Historiker“, die heute nicht mehr von Schuld sprächen. „Entweder waren alle schuld oder keiner.“ Die Schüsse von Sarajewo seien der Auslöser gewesen, meint Habsburg, „aber ohne sie hätte der Krieg woanders begonnen“.

Auch seinen Großvater Karl, den unglücklichen letzten Kaiser Österreichs, der das Schlamassel des Krieges geerbt hatte und verzweifelt nach einem Exit suchte, sieht der Enkel als beliebten Offizier („Er war als einziges Staatsoberhaupt aller Krieg führenden Staaten an der Front“). Dass er versuchte, verwandtschaftliche Kontakte zu nützen, um endlich Frieden herbeizuführen („Sixtus-Affäre“), könne man ihm doch nicht zum Vorwurf machen. „Er wusste, dass der Krieg nicht zu gewinnen war, also musste man ihn unter allen Umständen beenden. Er hat sich selbst aufgeopfert.“

Der Film, den auch ARD und 3sat zeigen werden, beruht auf den Aufzeichnungen von Carina Klemmers Großvater Franz Pachleitner, der im Ersten Weltkrieg ein Pionier der Luftaufklärung mit Fotoapparaten war. Er kam 1916 an die Flieger-Offiziersschule Wiener Neustadt als Lehrer für Flugfotografie. In halsbrecherischen Einsätzen schulte er die Aufklärungsflieger, fast täglich gab es Abstürze, meist mit tödlichem Ausgang.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2016)

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