Durchblick im News-„Bäm-Bäm-Bäm“

Die neue Plattform Der Kontext zerlegt komplizierte Themen, um die Hintergründe zu erklären: jung, interaktiv, visuell interessant, aber etwas zerstreut.

Die Idee ist gut: Man nehme ein komplexes Thema, zerlege es in große, kleine und kleinste Teile, die man mithilfe von kurzen Texten, Interviews oder Grafiken erklärt, dann ziehe man Verbindungslinien zu anderen Bereichen, die damit zusammenhängen, zerlege und erkläre wiederum diese . . . Am Ende hat man eine verzweigte Karte, auf der Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Geschichte ineinandergreifen.

Nach diesem Prinzip soll die digitale Erklär-Plattform Der Kontext, ein Medien-Start-up aus München, funktionieren. Dahinter steht ein kleines Team um Julia Köberlein (die per Crowdfunding 10.000 Euro Startgeld gesammelt hat). Die Idee: Man wolle „aktuelle Themen wieder begreifbar darstellen“, heißt es auf der Website. Im ständigen „Bäm-Bäm-Bäm – Achtung! Sondermeldung!“, im News-Dauerfeuer in allen Medien wolle man dem Leser wieder Durchblick verschaffen, ihm Zusammenhänge und Hintergründe erklären.

Diese Woche ist Der Kontext online gegangen – und will sich ab nun jeden Monat einem Thema widmen. Zum Auftakt ist es das Freihandelsabkommen TTIP. Die Fragen dazu – von „Was spricht für und was gegen TTIP“ über „Warum wird gegen TTIP demonstriert?“ bis zu „Alternativkonzepte“ – scheinen auf dem Bildschirm in Blasen auf. Sie können interaktiv angesteuert werden. Wenn man daraufklickt, kommen Texte, Links oder Videos zum Vorschein. Wer weiter ins Detail gehen möchte, zoomt näher heran – dann tauchen weitere Blasen mit mehr Fragen und Details auf, die man wiederum anklicken kann. Allerdings: Bis auf das Einführungsvideo sind alle Inhalte hinter einer Paywall verborgen.

80 Euro für das Jahres-Abo

Das Jahres-Abo kostet 80 Euro, ermäßigt 60 Euro. Für das Test-Abo zahlt man 25 Euro. Was wird dafür geboten? Die Inhalte sind nicht exklusiv, aber solide recherchiert und für junges Publikum aufbereitet. Dazu wurden Interviews mit Experten, Aktivisten, Lobbyisten und Politikern (pro und kontra TTIP) geführt, Info-Texte verfasst, Links zu Fremdtexten und Websites platziert. Als Leser steuert man intuitiv durch die Bubbles, muss sich die zum Teil recht verstreuten Einzelteile aber selbst zusammensuchen: Die Interviews sind in Einzelfragen zerlegt – jede Antwort ein eigenes Video. Nur so bildet sich der Zusammenhang. Nächsten Monat kommt das nächste Thema, und die Plattform bekommt neue Blasen . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2016)

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