Episodenrückschau Staffel zwei, Folge neun: Die mit einem Begräbnis beginnt und einem kleinen Treppensturz endet. Es wird Zeit für die letzte Folge dieser Staffel.
Spoiler: Wir verraten den Inhalt der fünften Folge der zweiten Staffel.
Die vorletzte Folge der Vorstadtweiber vor zwei Wochen ging ja unerwartet tragisch, weil mit dem suizidalen Fenstersturz von Sylvia Melzer, geborene Schneider (Julia Stemberger) zu Ende. Und was folgt auf einen Todesfall? Richtig, Begräbnis und Besuch beim Notar. Weil aber Erbschaftsdinge meist ihre Zeit brauchen, geht es diesmal noch um den Nachlass eines schon länger Verblichenen. Die Hinterbliebenen von Josef Steinberg sitzen zu Beginn der neuen Folge bei Anwältin Tina (Proschat Madani) und lernen mit Schrecken, dass es kaum etwas zu erben gibt. Kein Bargeld zumindest, aber immerhin auch keine Schulden. "Deswegen haben wir uns so gestritten, obwohl eh nix da ist", fragt Maria Schneider (Gerti Drassl) konstaniert. Aber halt, es gibt da doch etwas. Eine Immobilie und zwar - aufgelegt! - jene, in der sich das bereits gut bekannte Stundenhotel befindet, in dem Josef Steinberg, Sylvia Melzer und Bertram Selig (Lucas Gregorowicz) die Gäste abgehört, gefilmt und anschließend erpresst haben.
Der immer noch auf Krücken gehende Georg Schneider (Juergen Maurer) kann sich die hämische Bemerkung in Richtung seiner Frau nicht verkneifen, dass sie sich wohl nicht habe träumen lassen, einmal als "Puff-Mutter" zu enden. Doch die Angesprochene bleibt angenehm abgeklärt: "Irgendwo muss das Geld ja herkommen." Und freundet sich rasch mit dem Herrn Sedlacek von der Rezeption an, während sie einen Puzzlestein nach dem anderen in der Erpressungssache zusammen setzt. Sie weiß jetzt, dass offenbar auch Anwältin Tina beteiligt war, zumindest wurde ihr regelmäßig das Schmiergeld der Erpressten zugestellt.
Am meisten von der Rolle ist auch in dieser Folge Georg. Beim Begräbnis seiner Schwester kann er kaum still sitzen und den salbungsvollen Worten des Priesters lauschen. Dass so wenige Menschen zum Adieu-Sagen gekommen sind, darunter nicht einmal Sylvias Sohn und - wie es zunächst aussieht - Sylvias Mutter, treibt ihn in Rage und zu bissigem Sarkasmus. "Die Leut' haben überhaupt keinen Anstand mehr, wissen überhaupt nicht mehr, was sich gehört." Vielleicht weil er sich ausmalt, wer und wie viele Menschen einmal zu seiner Trauerfeier kommen werden. Mit den Worten "Leckt's mich doch am Oasch" verlässt er die Aufbahrungshalle. Kurz darauf verabschiedet sich auch noch sein Übergangs-Liebhaber, Friseur Francesco (Xaver Hutter). Die Zeiten werden nicht besser für Georg. Sylvias Mutter Anna (Gertrud Roll) war dann übrigens doch beim Begräbnis, leckte dort aber mehr ihre Liebeswunden anstatt ihrer Tochter nachzutrauern. Weil sich nämlich die Taxlerin mit der Oma Anna spontan nach Indien durchbrennen wollte am fernen Kontinent ziemlich schnell aus dem Staub gemacht hatte. Die vom Sohn gestohlenen 100.000 Euro im Gepäck.
Im Stundenhotel arbeitet nach wie vor Callboy Timo (Peter Marton). Seine ehemalige Kundin Maria ist nun seine Chefin - und sie weiht ihn spät, aber doch ein, dass sie ein Kind von ihm erwartet. Das Baby wollte sie nicht abtreiben lassen, wie sie ihm erklärt, "weil du der einzige Mann bist, der mich in den letzten Jahren wenigstens für ein paar Momente glücklich gemacht hat. Du musst auch keine Alimente zahlen, musst dich auch nicht ums Kind kümmern, ich will mich nur an dich erinnern, jedes Mal, wenn ich es anschaue. Und ich will auch, dass mein Mann sich an dich erinnert, jedes Mal, wenn er es anschaut. Weil es hätt' auch seines sein können." Warum die Figur der Maria in dieser Serie konstant die spannendste ist, liegt auch an Szenen wie diesen. Während sie zu Beginn der Serie noch wie das naiv-prüde Dummchen aus der Vorstadt wirkte, dass in traditionellen Rollenmustern feststeckte, ist sie mittlerweile zur zwar resignierten, dabei aber realistischen Geschäftsführerin eines Stundenhotels geworden, die ein Kind von einem Callboy erwartet. Die ihm gleichzeitig für seine Zuneigung danken kann, ihn von sämtlichen väterlichen Pflichten freispricht und im nächsten Atemzug kühl anmerkt: "So, Schluss mit Kuscheln. Machs gut, Timo, bist ein Feiner. Aber vielleicht suchst du dir in Zukunft eine andere Wirkungsstätte. Wär' mir lieber." Georg hingegen agiert wie immer verzweifelt und im Neandertaler-Modus: Er verprügelt Callboy Timo.
Unterm Dach mit dem Mörder meines Mannes
Müsste man die aktuelle und vorletzte Folge der zweiten Staffel zeichnen, sie würde aussehen wie ein sternförmiges Mandala. Denn so gut wie alle Vorstadtweiber finden in ihrem eigenen Tempo und auf unterschiedliche Art und Weise heraus, welche Verbrechen und Machenschaften sich in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis abgespielt haben. Es stellt sich nur die Frage, wer in der finalen Folge der Staffel als erste den kompletten Durchblick hat, und sich traut, die Täter zu überführen. Caro Schneider (Martina Ebm) ist zwar vorrangig damit beschäftigt, ihren Mann Hadrian Melzer (Bernhard Schir) bei seinen ersten Schritten in der Politik in Stildingen zur Seite zu stehen, aber der Datenstick mit den Videos aus dem Stundenhotel lässt ihr keine Ruhe. Endlich sieht sich einmal jemand wirklich alle darauf vorhandenen Videos an. Wir lernen: Da ist noch ein Verbrechen passiert und die Liste der Delikte von Minister Schnitzler (Philipp Hochmair) wird länger.
Der versucht in der Zwischenzeit noch immer fleißig das Bild des sauberen Politikers und baldigen Familienvaters zu vermitteln, in dem er Waltraud Steinberg (Maria Köstlinger) als seine künftige Ehefrau präsentiert. Doch auch Waltraud erkennt, dass dieses Geschäft mit dem Mörder ihres Mannes vielleicht nicht ihre beste Idee war. Allerdings, so lang er in ihrer Villa wohnt, kann sie ihn auch besser beobachten.
Eine gar nicht mehr so unerwartete Annäherung findet ihre Fortsetzung. Ausgerechnet beim Lauftraining im Schönbrunner Schlosspark drückt Nicoletta (Nina Proll) dem Kriminalbeamten Jörg Pudschädl (Thomas Mraz) einen Kuss auf die Lippen. Was genau sie damit bezweckt, bleibt offen und wird wohl vermutlich in der nächsten Folge näher erläutert.
Unnötigste Szene der Folge ist übrigens die Solarium-Expedition von Georg Schneider. Der Scherz mit der zu starken Bräune wurde schon zu oft (und oft besser) gemacht, zum Beispiel vor 13 Jahren in der US-Serie "Friends". Schon das unbeholfene Herumgetapse von Ross (David Schwimmer) in einer Solarium-Dusche war mäßig lustig. Hautfarben-Witze sind wirklich over.
Der beste Satz der Folge kommt vom aalglatten Schönheits-Doktor Felix Heldt (Michael Masula). Vor dem etwas plötzlich kommenden lukullischen Liebesspiel mit Sabine Herold (Adina Vetter) in der Küche von Betrams Villa verrät er, dass er eine Ehefrau hat, auch wenn er derzeit nicht mit ihr in einem Haushalt wohnt: "Wir machen momentan keinen Gebrauch von unserer Ehe. So etwas nennt sich Auszeit."
Auch wenn die Staffel zwei ab der zweiten Hälfte Fahrt aufgenommen hat, sind wir doch recht froh, wenn das ewige "Wer hat was getan" bald ein Ende hat. Allerdings: Der ORF hat bereits die dritte Staffel in Auftrag gegeben, die im Herbst gedreht wird. Mit den Fisimatenten ist also vermutlich noch lange nicht Schluss. Immerhin, die Cliffhanger zwischen den Folgen steigern sich. Diesmal stoßen in den letzten Sekunden der Folge Georg und seine Frau auf einem Treppenabsatz zusammen und landet so der gehandicapte Georg auf der hochschwangeren Maria. In der nächsten Folge kommt also wieder (ein hoffentlich gesundes) Baby zur Welt.
Als P.S.ein kleiner Nachtrag zur vergangenen Episodenrückschau: Das war die, in der ein Politiker zurückgetreten ist - und zwar just am Tag von Bundeskanzler Werner Faymanns Rücktritt am 9. Mai. Nun gibt es verschiedene Lesarten des Geschehens. Die einen meinten (und dazu gehört auch die Autorin), dass auch in der Serie der Kanzler zurückgetreten ist. Andere wiederum waren sich sicher, dass hier nur der Kanzlerkandidat einer Partei (und damit der Konkurrent von Minister Joachim Schnitzler) seinen Rückzug verkündet hat. Klingt ebenso plausibel, das mit dem Kanzler hätte halt irgendwie noch besser gepasst. Kanzler hin oder her, fest steht: Am Tag des Faymann-Rücktritts gab es einen politischen Rücktritt in der Serien-Vorstadt. Um Präsidenten gings bisher noch nicht.