Vorstadtweiber-Finale: Und wieder fällt ein Schuss

Zur sexuellen Annäherung zwischen Nicoletta (Nina Proll) und Jörg (Thomas Mraz) kommt es... nicht.
Zur sexuellen Annäherung zwischen Nicoletta (Nina Proll) und Jörg (Thomas Mraz) kommt es... nicht.ORF/Hubert Mican
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Episodenrückschau auf die letzte Folge der zweiten Staffel. In der ein neues Baby ankommt, eine Hochzeit platzt, jemand überraschend zu Gott findet und am Ende genügend Chaos entsteht, das in der dritten Staffel aufzuklären sein wird.

Spoiler: Wir verraten den Inhalt der zehnten Folge der zweiten Staffel.

Mit Mozarts Requiem beginnt die finale Folge der zweiten Vorstadtweiber-Staffel - und es ist die passende musikalische Einleitung für das, was 50 Minuten lang folgt. Drama, Baby! Offenbar ist etwas Zeit seit der vergangenen Folge verstrichen. Maria (Gerti Drassl) hat, wie wir vermutet haben, nach dem Treppensturz mit Ehemann Georg (Juergen Maurer) - Gottseidank! - ein gesundes Baby zur Welt gebracht. Und wie so oft verstehen wir erst mit Verspätung, was es mit Georgs Solarium-Besuchen auf sich hatte. Er will seinen Teint ein wenig an den des Babys angleichen. (Das ist ja eigentlich, wie hier bereits hinlänglich besprochen wurde, das Kind von Callboy Timo, gespielt von Peter Marton). Wenn er meint. Sein engstes Umfeld lässt sich ohnehin nicht täuschen. Großmutter Anna (Gertraud Roll) etwa kann sich bei der ersten Sichtung ihres Enkels trotzdem nicht die Spitze verkneifen: "No, das hat aber eine gesunde Farbe." Georg hat auch in spirituellen Dingen eine Wandlung durchgemacht und "seine Liebe zu Gott gefunden", wie er sagt. Er geht nun also regelmäßig in die Kirche (in der Eröffnungsszene ist es die wunderschöne Otto-Wagner-Kirche auf der Baumgartner-Höhe) und betet. Seine Mutter nimmt die Nachricht gelassen, aber nicht ohne Anspielung auf die Homosexualität ihres Sohnes: "Jesus war ja irgendwie auch ein Mann."

Den größeren Teil der aktuellen Folge beobachten wir Nicoletta (Nina Proll) und den Kriminalbeamten Jörg (Thomas Mraz) beim Aneinander-näher-kommen. Etwa beim Joggen oder beim Schießen. Nicoletta versucht dabei tapfer und recht glaubhaft sein Selbstbewusstsein aufzupolieren, in dem sie Sätze sagt, wie: "Kannst du bitte einfach einmal ein Kompliment annehmen, wenn man dir eines macht" - oder  "Was ist dein Problem, Jörgi? Warum glaubst Du ständig, alle Leute machen sich über dich lustig?" Es liegt in seinem Fall wohl vor allem an den Eltern, die sich permanent über ihn lustig machen. Aus der zögerlichen körperlichen Annäherung, auf die es Nicoletta sehr offensichtlich absieht, wird dann aber doch nichts, weil Jörg kneift. Und zum Schluss der Folge wird endlich klar, was die blonde Schöne die ganze Zeit im Schilde führte. Aber dazu später mehr.

Jörg Pudschädl (Thomas Mraz) kann mit den Avancen von Nicoletta nicht recht umgehen.
Jörg Pudschädl (Thomas Mraz) kann mit den Avancen von Nicoletta nicht recht umgehen. ORF/Hubert Mican

Wobei, wozu noch länger mit Einzelheiten aufhalten: Zum Schluss folgt wieder ein Schuss. Und der kommt nach einigen überraschenden Wendungen. Waltraud (Maria Köstlinger) war tatsächlich gewillt, den Minister Joachim Schnitzler (Philipp Hochmair) zu ehelichen. Nicht ohne ihm am Vorabend der Trauung zu sagen, dass sie auch von seinem zweiten Mord weiß und ihn deshalb ein Leben lang erpressen werde. Doch zum "Ja-Sagen" kommen sie am nächsten Tag nicht, weil Minister Schnitzler mittlerweile überzuckert hat, dass ziemlich viele Vorstadtmitglieder von seinen Straftaten wissen. Auch sein Ex-Liebhaber Georg zum Beispiel, der ihn zwingt, seine Kanzlerkandidatur zurückzunehmen. Wenn er nun Waltraud heiratet, löst das seine Probleme eben doch nicht, weshalb er die Hochzeit platzen lässt.

Und dann laufen er und die verdutzte Waltraud, die ihm nach draußen gefolgt ist, Nicoletta in die Arme. Die hat sich die Waffe von Jörg angeeignet und auch wenn wir ihr glauben wollen, dass sie den jungen Mann wirklich ganz gern hat, sieht es eben so aus, als ob sie sich dem Kriminalbeamten nur deswegen so süßlich angenähert hat, um an eine Waffe zu gelangen. Ein Schuss löst sich, prallt gegen Marmor im Hochzeits-Palais, trifft schließlich Waltraud in der Bauchgegend. Wen Nicoletta treffen wollte, ob Schnitzler oder Waltraud, bleibt unklar. Dummerweise nimmt Jörg Nicoletta die Waffe ab - was Minister Schnitzler, der immer schon ein paar Schritte weiter denkt, die Möglichkeit gibt, den Vorfall vor den mittlerweile herbei geeilten Hochzeitsgästen auf den Kriminalbeamten zu schieben: "Er war's, er wollte mich erschießen". Die Szene ist zu dick aufgetragen, was auch am Zeitlupentempo liegt, in dem Waltraud nach dem Kugeltreffer zu Boden sinkt und dem rasch größerer werdenden Blutfleck, der sich auf ihrem weißen, spitzenbesetzten Hochzeitskleid ausbreitet.

Zu Gast auf der Hochzeit, die nicht stattfindet: Hadi (Bernhard Schir) und Caro (Martina Ebm).
Zu Gast auf der Hochzeit, die nicht stattfindet: Hadi (Bernhard Schir) und Caro (Martina Ebm).ORF/Hubert Mican

Aber gut, das Finale bietet auf jeden Fall genügend Fragen und Verwechslungen für die nächste Staffel, die schon fixiert wurde und im Herbst gedreht wird. Die Frage wird sein, wer sich dann welchen Vorteil durch die neue Lage verschaffen wird. Denn dass Minister Schnitzler der Oberbösewicht unter den Vorstadt-Bösewichtern ist, wissen nun wirklich alle Beteiligten.

Ein kleines Zuckerl hat Drehbuchautor Uli Brée uns für die letzte Folge aufgehoben. In einer gelungenen Tennis-Szene erfahren wir endlich, wer der Ehemann von Anwältin Tina (Proschat Madani) ist, über den sie so oft gejammert hat:  Schönheits-Doktor Felix Heldt (Michael Masula). So schließt sich der Kreis.

Den treuen Lesern dieses Episodenrückschau sei hiermit gedankt und Adieu gesagt. Fortsetzung folgt an dieser Stelle, vermutlich im März 2017, wenn die dritte Staffel der "Vorstadtweiber" losgeht.

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