"Ein ORF, der es wert ist, öffentliches Geld zu erhalten, muss alle Parteien gleich behandeln", findet FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger. Er schlägt den ORF III-Chef als Informationsdirektor vor.
Nach der Missstimmung zwischen FPÖ und ORF rund um die Bundespräsidentschaftswahl wünscht sich FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger für die nächste Geschäftsführungsperiode einen unabhängigen Journalisten als Informationsdirektor. "Ein ORF, der es wert ist, öffentliches Geld zu erhalten, muss alle Parteien gleich behandeln", meinte Steger im Wochenmagazin "News". Er plädiert deshalb für "jemanden wie ORF III-Chef Peter Schöber" in zentraler Position.
Schöbers Antwort: "Senderchef von ORF III ist einer der schönsten und spannendsten Jobs im deutschsprachigen Raum und es gibt hier noch viel zu tun." Er sei "sehr glücklich" mit dem, was er tue.
Einen zentralen Infodirektor gibt es nicht
Einen Posten als Informationsdirektor gibt es derzeit nicht, doch es gab immer wieder Überlegungen, diesen wieder einzuführen. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hatte etwa im Zuge der Planungen für den trimedialen Newsroom, der bis 2020 entstehen soll, über eine neue Grundstruktur mit einem integrierten Informationsbereich für Fernsehen, Radio und Online samt eigenem Direktor nachgedacht. Von einzelnen Stiftungsräten und ORF-Journalisten gab es massive Vorbehalte. Sie befürchten durch eine mögliche Zentralisierung der Informationen mit nur einem Verantwortlichen verstärkte politische Einflussnahme in die Berichterstattung.
Steger drohte Wrabetz zuletzt, ihn bei der ORF-Wahl im August wegen der ORF-Berichterstattung über einen Israel-Besuch von FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer nicht zu unterstützen.
Wirft Wrabetz parteipolitische Besetzungen vor
Seine Stimme gebe es nur, wenn die Objektivität der ORF-Berichterstattung strukturell abgesichert sei, bekräftigte Steger nun gegenüber "News". "Ich halte es für richtig, wenn sich der Generaldirektor nicht in die Berichterstattung einmischt, aber die Personalauswahl, mit der Wrabetz vor allem die Parteisekretariate zufriedenstellt, die werfe ich ihm vor.
ORF-General Wrabetz räumte zuletzt auch in der "Kleinen Zeitung" Fehler in der Causa ein. Wahlduell-Moderatorin Ingrid Thurnher habe "in einem Fall ein ihr von einer anderen ORF-Redaktion zugeliefertes unvollständiges Recherche-Ergebnis" in eine Frage an Hofer eingebaut. Dies "haben wir in unserer weiteren Berichterstattung richtiggestellt", so Wrabetz.
Wrabetz rechnet auch nach dem Wechsel an der SPÖ-Spitze und der Neuaufstellung der Regierung mit seiner Wiederbestellung bei der Wahl der ORF-Geschäftsführung im Sommer. In einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" warnte der SPÖ-nahe amtierende ORF-Chef zugleich vor einem politischen Schaukampf um die ORF-Spitze. "Im persönlichen Gespräch haben mir mehr als zwei Drittel der Stiftungsräte von allen Seiten zu verstehen gegeben, dass eine Verlängerung meiner Geschäftsführung gut wäre", sagte Wrabetz.
Grasl soll sich "nicht hineinreiten lassen"
Für ein mögliches Antreten des zuletzt von der ÖVP favorisierten ORF-Finanzdirektors Richard Grasl will Wrabetz keine Signale vernommen haben. "Er hat mir diesbezüglich nichts gesagt, und wir arbeiten auch so gut zusammen, als gäbe es diese Frontstellung nicht. Daher hoffe ich, dass er sich nicht in irgendetwas hineinreiten lassen wird - ich mache mir dabei keine Sorgen über den Ausgang, sondern über die Diskussion darüber. Das wären dann Hahnenkämpfe zum Gaudium einiger, aber sicher nicht des Publikums", so der ORF-General. "Das würde ein schlechtes Bild abgeben. Seit letztem Sonntag ist es noch sichtbarer, dass jeder, der nur im Entferntesten etwa an das Bild der parteipolitischen Doppelspitze der AUA in den 70er-Jahren erinnern will, falsch beraten ist."
(APA)