Wirbel um „Profil“-Bericht über ORF-Patzer

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Wahl 16(c) ORF (Thomas Ramstorfer)
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Das „Profil“ berichtete, ORF-Moderator Armin Wolf habe Ingrid Thurnher dazu gedrängt, FPÖ-Präsidentschaftskandidat Nobert Hofer zu seiner Israel-Reise zu befragen. Stimmt nicht, sagen nun Wolf, Thurnher und sein Chefredakteur.

Die Israel-Reise des FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer sorgt noch immer für Nachwehen. Diesmal auch ORF-intern. Im Wahl-Duell Mitte Mai hatte ORF-Moderatorin Ingrid Thurnher Hofer mit einer Erzählung von seiner Reise konfrontiert: er soll damals Zeuge eines Attentats geworden sein, bei dem eine mit Handgranaten und Maschinenpistole bewaffnete Frau erschossen worden sein soll, hatte er mehrfach geschildert. Auf Sendung unterstellte Thurnher, dass  Hofers Geschichte nicht stimme – und untermauerte diese Vermutung mit einer Aussage eines israelischen Polizei-Sprechers. Doch es gab tatsächlich einen Zwischenfall, bei dem Hofer Zeuge wurde, allerdings nicht in dem von dem FPÖ-Politiker geschilderten Ausmaß: Einer Frau, Mitglied einer radikalen Sekte, war ins Bein geschossen worden. Der ORF stellte dies später unter anderem in der „Zeit im Bild“ richtig.

In der aktuellen Ausgabe des Nachrichtenmagazins „Profil“ heißt es nun, dass Thurnher die Fragen zur Israel-Reise auf Drängen von „ZiB2“-Moderator Armin Wolf gestellt habe. Thurnher selbst sei dagegen gewesen. Wolf hatte nach dem TV-Duell die Verantwortung für die fehlerhafte Recherche übernommen. Doch gegen den Bericht, wonach er Thurnher gedrängt habe, wehrt er sich. „Die Entscheidung, das Thema im 'TV-Duell' zu behandeln, kam nicht von mir“, schreibt der Moderator auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

Das „Profil“ hat den Artikel zwischenzeitlich von der Website genommen, am Dienstagnachmittag aber offenbar wieder online gestellt. „Laut 'Profil'-Informationen lehnte Thurnher die Frage vor der Sendung ab, wurde aber von „ZIB 2“-Moderator und Chefredakteur-Stellvertreter Armin Wolf – er recherchierte den Fall – dazu gedrängt, sie zu stellen – was Wolf gegenüber 'Profil' dementiert“, heißt es in dem Bericht. In der ORF-Redaktionssitzung am Tag nach dem 'TV-Duell' sei Wolf von Kollegen attackiert worden, die ihm vorhielten, es habe es sich um einen Fehler gehandelt, den man korrigieren müsse.

Auch Kritik am „Zeit im Bild“-Bericht

Der „Zeit im Bild“-Bericht, in dem der Vorfall klargestellt wurde, sei auch kritisiert worden, heißt es im „Profil“. Den Fernsehbeitrag hätten einzelne ORF-Journalisten als zu nachgiebig gegenüber der FPÖ empfunden. ORF-Chefredakteur Fritz Dittlbacher und Fernsehdirektorin Kathrin Zechner hätten den Bericht aber abgesegnet.

Dittlbacher nahm Wolf gegenüber dem „Kurier“ am Dienstag in Schutz. Er habe nichts damit zu tun gehabt, ob die Frage in dem Wahl-Duell gestellt werde oder nicht, so Dittlbacher. Im ORF zwinge man Moderatoren auch nicht dazu, bestimmte Fragen zu stellen.

Ingrid Thurnher hat sich am Mittwoch via Twitter zu den Behauptungen im "Profil" Stellnug genommen: "Mich hat niemand gedrängt, und keiner hat mir was angeschafft. Hätte auch gar keinen Sinn." Der herbei geredete "Streit" sei hiermit "abgesagt".



Der verantwortliche „Profil“-Autor bleibe trotz der Kritik bei seiner Darstellung, laut ihm sei der Artikel korrekt, berichtet das Branchenmagazin „Horizont“.

@chonstantinos Ja, die Profil-Behauptung ist nachweislich falsch. Die Entscheidung, das Thema im "TV-Duell" zu behandeln, kam nicht von mir.

— Armin Wolf (@ArminWolf) 30. Mai 2016

>> Bericht im "Horizont"

>> Bericht im "Kurier"

>> Bericht im "Profil" (wieder online)

(Red.)

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