Wrabetz eröffnet intensive Phase des Wahlkampfs

ORF-Generaldirektor Dr. Alexander Wrabetz
ORF-Generaldirektor Dr. Alexander WrabetzORF
  • Drucken

Der ORF-Chef präsentierte Pläne für seine dritte Amtszeit. Die Privatsender kritisieren das Start-up-Konzept des ORF.

Auf dem Küniglberg beginnt die intensive Zeit des Vorwahlkampfs. Am 9. August bestellt der Stiftungsrat einen neuen ORF-Chef. Der bisherige, Alexander Wrabetz, tritt zum dritten Mal an. Dass Finanzdirektor Richard Grasl ernsthaft überlegt, gegen Wrabetz anzutreten, weiß man in der Branche. Und dass das die Beziehung der zwei Geschäftsführungskollegen beeinflusst, stritt Wrabetz am Dienstag vor Journalisten nicht einmal mehr ab: „Es wäre unrealistisch, würde ich sagen, da sei nichts, und jeder im Raum sieht, es schwebt etwas in der Luft. Das hält uns aber nicht davon ab, gut zusammenzuarbeiten.“ Wie etwa gerade beim Verkaufsfinale des Funkhauses. Es sei aber gut, „dass es nur noch 60 Tage bis zur Wahl dauert“.

Wrabetz gab zudem einen groben Ausblick auf seine Pläne für die nächste Amtszeit als ORF-Chef. Ein wichtiger Punkt sei die Personalentwicklung. Bis 2021 werden 1000 der 3000 Mitarbeiter des ORF in Pension gehen. „Die meisten davon werden wir nachbesetzen, wenn auch nicht mit identischem Jobprofil. Es entstehen ganz neue Berufsbilder. Für uns stellt sich die Frage, wie wir die Besten der Generation gewinnen.“ Gleichzeitig werde sich die Struktur der Senderflotte verändern. Am schwerwiegendsten werde das für ORF eins sein, da „US-Kaufserien und Filme an Bedeutung verlieren werden und ersetzt werden müssen“. Die Frage sei, wodurch. Er denke an eigenproduzierte Serien, Kabarett- und Comedy-Sendungen sowie Dokus.

„Keine Rückkehr zum System Mück“

Wrabetz will künftig die Rechte der ORF-Redakteure „verbessern und stärken“ und den Journalisten bei Personalentscheidungen mehr Rechte einräumen. Einen Informationsdirektor oder einen zentralen Chefredakteur schließt er auch für die Zukunft aus. Er wolle nicht „zum System Mück“ zurück. Ab sofort will der Sender mit dem sogenannten Futurelab 261 (die Zahl bezieht sich auf die Seehöhe des Küniglbergs in Metern) junge Technologieunternehmen finanziell und medial unterstützen. Geplant sind bis dato Kooperationen mit dem Nachrichtendienst Updatemi und der Grußbotschaftsplattform Greetzly.

Zumindest mit diesem letzten Vorhaben stößt der ORF bei der Konkurrenz der Privatsender auf Kritik. In einer Aussendung monierte der Privatsenderverband VÖP am Mittwoch, dass der ORF dafür Geld aufwenden würde, das dann nicht mehr für das Programm zur Verfügung stehe. Zudem handle es sich bei der Investition in Start-ups in deren Anfangsphase „immer um riskante Investments“. Auch inhaltlich und strategisch sei die Entscheidung zu hinterfragen. „Wie die Vermarktung von Grußbotschaften von Stars einen Beitrag zur Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags des ORF leistet, erschließt sich dem VÖP nicht.“ (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

ORF-Kultursommer 2016: Das wird ein Fest!
Medien

ORF-General Wrabetz: "US-Serien werden an Bedeutung verlieren"

Der Generaldirektor stellt sich der Wiederwahl und präsentiert erste Pläne für seine dritte Amtszeit. Vor allem ORF eins habe Veränderungsbedarf.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.