Verkauf des Funkhauses geht ins Finale

(c) Clemens Fabry
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Der ORF will ein Drittel des Funkhauses in der Argentinierstraße an die Vorarlberger Baugruppe Rhomberg verkaufen. Das Radiokulturhaus und der Peichl-Trakt bleiben bestehen. Der Stiftungsrat muss noch zustimmen.

Der Zeitplan überrascht. Beobachter waren sich einig, dass sich die aktuelle ORF-Geschäftsführung mit dem Verkauf des Funkhauses noch bis in den Herbst Zeit lassen werde. Um zu verhindern, dass vor der Bestellung des neuen ORF-Chefs im Sommer noch große Unruhe entsteht. Doch Alexander Wrabetz und der kaufmännische Direktor Richard Grasl haben anders entschieden und am Dienstag die 35 Vertreter im ORF-Aufsichtsrat über ihre Verkaufspläne informiert.

Neun Kaufinteressenten gab es zuletzt, den Zuschlag erhält nun die Vorarlberger Baugruppe Rhomberg. Weil das Angebot das „finanziell beste“ sei, wie Wrabetz und Grasl in ihrem Schreiben an den Stiftungsrat betonten. Angaben zum Kaufpreis wurden keine gemacht, der geplante Verkausferlös von 20 Millionen Euro soll aber weit übertroffen worden sein. Die Baugruppe Rhomberg übernimmt die Gesamtliegenschaft in der Argentinierstraße im vierten Wiener Gemeindebezirk ohne den östlich gelegenen Radio-Sendesaal, den mittigen Peichl-Trakt und die westlichen Studios. Den sogenannten Kulturtrakt und den Peichl-Trakt behält der ORF. Somit werden das Radiokulturhaus mit dem großen Sendesaal und seinen Nebenflächen, die Radiostudios und das Hörspielstudio auch in Zukunft genutzt, erklärte die ORF-Führung in ihrem Antrag an den Stiftungsrat. Im Peichl-Trakt soll das Hauptstadtstudio entstehen, „bestehend aus dem Landesstudio Wien und einem Stadtstudio für zentrumsnahe Aktivitäten unserer Redaktionen“. Somit wollen Wrabetz und Grasl auch die vielen Kritiker aus dem Haus sowie aus der österreichischen Kulturszene milde stimmen. Es werde nun nur ein Drittel des Funkhauses verkauft, zwei Drittel erhalten, sagte Wrabetz im Vorfeld der „Presse“. Die Baugruppe Rhomberg plant, den sogenannten Holzmeister-Trakt zu sanieren und Wohnungen darin zu errichten. Zu den bekanntesten Bauprojekten des Unternehmens zählen das Bregenzer Festspielhaus oder das Star Inn Hotel am Wiener Hauptbahnhof.

Noch ist der Verkauf nicht durch, der Stiftungsrat muss ihm in der kommenden Sitzung am 23. Juni erst zustimmen. Bis dahin soll auch der Beirat der Rhomberg Bau GmbH den Kauf genehmigen. Mit dem Verkauf in dieser Form steht nun auch endgültig fest, dass die Redaktionen der Radiosender Ö1 und FM4 auf den Küniglberg übersiedeln. Das Landesstudio Wien bleibt hingegen in der Stadt, so hatte sich das auch Wiens Bürgermeister, Michael Häupl, gewünscht.

Neos für öffentliches ORF-Hearing

Die Stiftungsräte werden am 9. August einen neuen Generaldirektor für den ORF bestellen, Wrabetz wird sich ein drittes Mal bewerben. Im Vorfeld der Bestellung regt sich nun Kritik und werden Änderungswünsche vorgebracht. Neos-Parteichef Matthias Strolz hat am Dienstag seinen Vorschlag für eine wesentliche Änderung bei der Bestellung bekräftigt. Nach dem „Trauerspiel“ um die Bestellung des Rechnungshof-Präsidenten wollen die Neos die Regierung per Dringlichem Antrag im Parlament zu einem „neuen Stil“ bei staatsnahen Postenbesetzungen bewegen. Strolz forderte in einer Pressekonferenz ein öffentliches Hearing für den Job des ORF-Generaldirektors, das auf ORF III übertragen werden soll. Damit soll „Postenschacher hinter verschlossenen Türen“ verhindert werden. Bundeskanzler Kern will Strolz mit dem Dringlichen Antrag zur Diskussion am Mittwoch ins Parlament holen.

Strolz will, dass die öffentliche Anhörung der Bewerber schon für die kommende ORF-Bestellung eingeführt wird. Dazu müsste noch vor dem Sommer eine Gesetzesänderung durchgeführt werden oder ein Beschluss des Stiftungsrates erfolgen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2016)

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