Große Veränderungen stehen in der Verlagsgruppe News an: Geschäftsführer Horst Pirker übernimmt die Mehrheitsanteile von Bertelsmann-Tochter Gruner+Jahr. Die Deutschen ziehen sich zurück.
Dass der Montag ein entscheidender Tag für die Verlagsgruppe News werden dürfte, wussten die meisten Mitarbeiter im Verlagshaus am Donaukanal. Bei der Eigentümer-Versammlung sollte über die Zukunft des Medienhauses entschieden werden. Im Foyer des Hauses in der Taborstraße zeigten Schilder den Eigentümervertretern den Weg. Kurz nach der Sitzung berief Geschäftsführer Horst Pirker alle Führungskräfte zu einer Versammlung und verkündete Spannendes: Horst Pirker übernimmt mit sofortiger Wirkung die Anteile von Bertelsmann-Tochter Gruner+Jahr. Das deutsche Verlagshaus ist zu 56 Prozent an dem österreichischen Medienhaus beteiligt.
Alle anderen Beteiligungen bleiben vorerst unberührt, sagen Insider. Der im Mehrheitseigentum der Raiffeisen-Gruppe stehende Kurier-Verlag behält weiterhin seine 25,3 Prozent der Anteile, die "News"-Gründer Wolfgang Fellner und Helmuth Fellner 18,7 Prozent.
Schrieb 2014 einen Verlust von 5,4 Millionen Euro
Der Umsatz der News-Gruppe betrug zuletzt um die 90 Millionen Euro. Das Eigenkapital war nach dem Verlust von 5,4 Millionen Euro im Jahr 2014 in den roten Bereich gerutscht. 2015 dürfte sich der Verlust in einer ähnlichen Größenordnung bewegen, dazu kommen vier bis fünf Millionen Euro an Rückstellungen und Wertberichtigungen. Zuletzt wurde deshalb von den Eigentümern unter der Federführung von Gruner+Jahr Eigenkapital in einer zweistelligen Millionenhöhe zugeschossen.
Zugleich liefen die vergangenen acht Monate unter dem Projektnamen "G-H-W" die Verhandlungen über den Verkauf der Gruner+Jahr-Anteile an Pirker. Hinter der Abkürzung stehen die Standorte von Bertelsmann, Gruner+Jahr und der News-Gruppe: Gütersloh-Hamburg-Wien.
Der Vertrag zur Übernahme der Beteiligung wurde am Montag unterzeichnet. Danach wurden die anderen Gesellschafter der Verlagsgruppe, nämlich die "Kurier"-Mediengruppe, die 25,3 Prozent an der VGN hält, und die Fellner-Brüder, die über eine reine Finanzbeteiligung 18,7 Prozent der Anteile besitzen, sowie Führungskräfte und Mitarbeiter der News-Gruppe informiert.
Gruner+Jahr zieht sich aus unrentablen Ländern zurück
Für Gruner+Jahr ist der Ausstieg aus Österreich der nächste Schritt im Transformationsprozess. Aus unrentablen Ländern wie Polen, Russland, Rumänien, Ungarn oder den USA hat man sich in den vergangenen Jahren bereits zurückgezogen. Bertelsmann und seine Zeitschriften-Tochter konzentrierten sich auf den digitalen Umbau und mit Titeln wie "Barbara" oder "Stern Crime" auf den Ausbau des Magazin-Angebots im Kernmarkt Deutschland.
"News" soll weitergeführt werden
Das Sorgenkind "News", das zuletzt einen Verlust von vier bis fünf Millionen zum Ergebnis des Verlags beisteuerte, will Pirker trotz Bedenken anderer Gesellschafter weiterführen. Anzeigen, Umsätze, Auflagen und Leserzahlen des Titels hatten sich zuletzt stabilisiert. Und das operative Ergebnis des Verlags dreht seit März dieses Jahres erstmals.
2016 ist zwar noch ein geringer Verlust möglich, spätestens 2017 soll es nach Jahren der Durststrecke aber wieder schwarze Zahlen geben. Dafür muss die Magazingruppe noch Ergebnisse aus einem sogenannten "Health Check" des Beratungsunternehmens Czipin umsetzen. Von Sparen, effizienterem Ressourceneinsatz, intelligenten Lösungen und einer möglichen Neuordnung des Anzeigengeschäfts ist dabei verlagsintern die Rede.
Zur Person
Horst Pirker (*1959 in Lind im Drautal) ist Jurist und Betriebswirt. 1984 begann er bei der „Kleinen Zeitung“. Ab 1997 war er im Vorstand der Styria Medien AG (heute: Styria Media Group; u. a. mit „Presse“, „Kleiner Zeitung“), von 1999 bis 2010 war Pirker Styria-Vorstandsvorsitzender. 2004–2010 leitete er als Präsident auch den Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ). 2012–2014 war Pirker Geschäftsführer der Firma Saubermacher, im Mai 2014 kehrte er ins Verlagswesen zurück und wurde Geschäftsführer der Verlagsgruppe News (u. a. „News“, „Trend“, „Profil“, „Woman“). Dort übernimmt er nun mit seiner I-MAG Beteiligungs-GesmbH die Mehrheit.
(awa/i.w./APA)
