Die kurze Leine zwischen ORF und Ländern

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Das Land Salzburg sucht einen neuen ORF-Landesdirektor. Magazin-Chefin Langer wird genannt – und sagt ab.

In drei Wochen bestellt der Stiftungsrat einen neuen ORF-Chef. Einen Monat später werden die restlichen Posten der Geschäftsführung (Direktoren für Finanzen, Radio, TV etc. und neun Landesdirektoren) vergeben. So knapp vor der Wahl will offenbar niemand mehr verbergen, wie nah sich Politik und ORF-Verantwortliche wirklich sind. Das zumindest zeigt die folgende Posse aus Salzburg: In den „Salzburger Nachrichten“ erklärte Matthias Limbeck, der vom Land Salzburg entsandte Stiftungsrat, das Bundesland brauche einen neuen ORF-Landesdirektor. Der aktuelle, Roland Brunhofer, sei „der richtige Mann zur richtigen Zeit“ gewesen. „Er hat sehr gute Arbeit geleistet. Doch jetzt ist es Zeit für andere Aussichten und andere Qualitäten.“ Zum Hintergrund: Brunhofer, früher Journalist und Moderator von „Oberösterreich heute“, wurde 2012 geholt, als Salzburg noch von der SPÖ regiert wurde, nun will die ÖVP einen Direktor, der ihr nähersteht. Zudem sollen sowohl ORF-Chef Wrabetz als auch Gegenkandidat Richard Grasl Brunhofer nach Wien holen wollen.

Schon im Jahr 2011 hat der damalige Kärntner Landeshauptmann, Gerhard Dörfler (BZÖ/FPÖ), zwei Tage vor der Bestellung durch den ORF-Stiftungsrat Karin Bernhard per Aussendung zur Landesdirektorin erklärt und mitgeteilt, dass er sich mit Wrabetz auf Bernhard geeinigt habe. Dabei haben die Landeshauptleute bei der Bestellung von Landesdirektoren nur ein Anhörungs-, kein Mitbestimmungsrecht. Die Empörung über Dörflers Aussage damals war laut, aber bald vorbei – und Bernhard ist noch heute Landesdirektorin, trotz des Farbwechsels in Kärnten.

Zurück nach Salzburg: Stiftungsrat Limbeck erwähnte, dass unter anderem die ORF-Magazin-Chefredakteurin und gebürtige Salzburgerin Waltraud Langer (55) als Nachfolgerin für Brunhofer im Gespräch sei. Kritik an diesen Aussagen und an „politischen Besetzungen“ übte der ORF-Redakteursrat. Waltraud Langer konterte zunächst via Twitter: „Ich lege Wert auf die Feststellung, dass ich eine parteipolitisch unabhängige ORF-Journalistin bin und das nicht zu ändern gedenke.“

Langer: „Ich bleibe in Wien“

Der „Presse“ bestätigte Langer am Montag, dass sie „in den vergangenen Monaten von mehreren relevanten Personen gefragt wurde, ob ich Interesse hätte. Und das freut mich auch. Ich bin Salzburgerin – Landesdirektorin dort zu sein, wäre eine Auszeichnung. Trotzdem habe ich mich überwiegend aus privaten Gründen entschieden, dass ich in Wien bleibe. Außerdem leite ich als Chefredakteurin der Magazine einen sehr spannenden Bereich.“ Sie wehrt sich dagegen, dass Punzierungen quasi automatisch erfolgen, und wünscht sich, dass künftig die Qualifikation an oberster Stelle steht.

Am Montag nahm auch TV-Direktorin Kathrin Zechner zu Gerüchten um ihre Person Stellung und stellte klar, sie werde sich nicht um die ORF-Generaldirektion bewerben. „Ich bin Fernsehdirektorin mit jeder Faser meines Könnens.“ (awa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2016)

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