Sky Arts: Zuerst Fotografie, dann Wagner

Die Jury von „Master of Photography“: der Brite Simon Frederick, die Deutsche Ruth Blees Luxemburg und der Italiener Oliviero Toscani (v. li.).
Die Jury von „Master of Photography“: der Brite Simon Frederick, die Deutsche Ruth Blees Luxemburg und der Italiener Oliviero Toscani (v. li.).(c) Alessandro Gaja for Sky Arte
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Der Bezahlsender Sky startet am Donnerstag seinen Kulturableger Sky Arts: mit der Casting-Show „Master of Photography“ und der Live-Übertragung des „Ring des Nibelungen“.

Die Ära der Casting-Shows ist vorbei. Da kann auch die ambitioniert gestaltete Sendung „Master of Photography“ nicht viel ausrichten. Zwölf Fotografen, Professionisten wie Amateure, treten ab heute, Donnerstag, gegeneinander an, um den Hauptgewinn (150.000 Euro, eine Ausstellung, ein Katalog) dieses speziellen Foto-Contests zu bekommen. Acht Wochen lang müssen sie verschiedene Motive fotografieren und werden dabei von einer dreiköpfigen Jury bewertet. Auf der Richterbank sitzt unter anderem Fotograf Oliviero Toscani, der in den Achtzigern mit Schocksujets wie dem des sterbenden Aidskranken David Kirby für Kontroversen sorgte. Moderiert wird die aufwendig gestaltete Show von Schauspielerin Isabella Rossellini.

Eigentlich ist „Master of Photography“ die passende Show für die Generation Instagram. Dem Zuseher soll hier subtil vermittelt werden, dass Fotografierkunst mehr ist, als ständig auf den Auslöser des Smartphones zu drücken und einen Filter über das Bild zu legen. Doch die Show bleibt seltsam steif. Wenn am Ende jeder Folge ein Kandidat hinausgewählt wird, nachdem ihm unsanft erklärt wurde, weshalb sein Foto der Woche nicht gut genug war, berührt das nicht. Obwohl Tränen fließen, die billigste Zutat aller Casting-Shows. In Folge eins müssen die Teilnehmer die Schönheit Roms einfangen, sie schwärmen aus in die ewige Stadt und liefern ihre unterschiedlichen Motive. Das könnte interessant sein. Ist es aber nicht. Vielleicht, weil das Medium Fernsehen nicht dazu geeignet ist, das Medium Fotografie zu erklären.

Starke Konkurrenz für Arte

Dennoch ist die Show aufwendig gemacht. Der Bezahlsender Sky muss sich nicht schämen, damit seinen neuen Rund-um-die-Uhr-Kunstkanal Sky Arts (nämlich heute, Donnerstag, um 21 Uhr) aus der Taufe zu heben. Es ist allerdings nicht bekannt, was man in der Chefetage des deutsch-französischen Kultursenders Arte dazu sagt. Der öffentlich-rechtliche Sender bekommt hier nicht nur inhaltlich starke Konkurrenz durch den Bezahlsender, sondern muss sich auch damit abfinden, dass mit „Master of Photography“ eine seiner Ideen aufgegriffen und – hochglänzender – umgesetzt wurde. Schon 2011 war auf Arte mit „Photo for Life“ ein ganz ähnliches Fotografen-Casting zu sehen, Toscani war auch damals mit an Bord. Vielleicht steht auf dem neuen Sender Sky Arts ja bald eine Sendung zum Thema „Das Plagiat in der Kunst“ auf dem Programm. In der Startphase konzentriert sich der neue Kunstkanal aber erst einmal auf Wagner und Bayreuth. Erstmals in der Fernsehgeschichte wird, so heißt es in der Presseaussendung, der komplette „Ring des Nibelungen“ live aus dem Bayreuther Festspielhaus übertragen. Auf „Rheingold“ (26. Juli, 17.30 Uhr) folgen „Die Walküre“ (27. 7., 16.45 Uhr), „Siegfried“ (29. 7., 16.45 Uhr) und „Götterdämmerung“ (31. 7., 16.45 Uhr).

Neben dem Wagner-Schwerpunkt stehen vor allem preisgekrönte Dokumentationen und Filme auf dem Programm. Schon am Freitag ist das hochgelobte Amy-Winehouse-Porträt „Amy“ zu sehen, heute der Film „Das Salz der Erde“, Wim Wenders' filmisches Porträt des Fotografen Sebastião Salgado. Ab August gibt es auch eine eigene Literatursendung namens „Kapitelweise“, in der deutschsprachige Autoren porträtiert werden. Überhaupt ist Sky Arts ein Kunstkanal, der nur im deutschsprachigen Raum abrufbar sein wird. Zunächst bis 23. Jänner 2017 wird der Sender für alle Sky-Kunden automatisch freigeschaltet. Auch auf den mobilen Plattformen Sky Go und Sky On Demand wird man alle Sendungen abrufen können. Erst im neuen Jahr muss, wer Sky Arts nutzen will, extra zahlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2016)

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