ORF-Wrabetz: "Königsmord selten gut für alle Beteiligten"

Richard Grasl und Alexander Wrabetz.
Richard Grasl und Alexander Wrabetz.APA/ERWIN SCHERIAU
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Der ORF-Chef eckt mit seinem Gegenkandidaten an. Richard Grasl denkt über einen dritten Spartensender nach. Der ORF solle kein Social-Media-Haus sein.

ORF-Chef Alexander Wrabetz weist Kritik von Ex-ORF-Direktor Wolfgang Lorenz zurück. Lorenz hatte eine Neuaufstellung des ORF, einen Wechsel an der ORF-Spitze und mehr Mut in der Information gefordert. "Das Ganze ist Teil einer Wahlkampfinszenierung. Es ist aber ein Affront gegenüber Hunderten Kollegen, die täglich Kilimandscharo-artige Arbeit leisten", sagte Wrabetz den "Vorarlberger Nachrichten".

Die ORF-Journalisten seien in ihrer Tätigkeit frei und ließen an Pointiertheit nichts zu wünschen übrig. "Wir haben eine objektive Berichterstattung, die auch aneckt. Das ist der richtige Weg", so der ORF-Generaldirektor. Angesprochen auf seinen Gegenkandidaten Richard Grasl verwies Wrabetz auf Shakespeare: "Wir haben in Bregenz Hamlet gesehen. Er zeigt, dass Königsmord selten gut für alle Beteiligten ausgeht. Man kann aber jemanden, der Ehrgeiz hat, nicht davon abhalten, sich zu bewerben."

Der ORF-Finanzdirektor reagierte im Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten" ebenfalls auf die Lorenz-Kritik. "Die Stellung des ORF ist in den letzten Jahren gesunken, seine signifikante Rolle in Österreich ist reduziert. Wir müssen wieder die Themenführerschaft und auch humanitäre Verantwortung übernehmen. Wir müssen Diskurs erlauben, Meinungen aufeinanderprallen lassen und gleichzeitig den konstruktiven Journalismus stärken", ließ Grasl dabei Verständnis für den früheren Programmdirektor anklingen.

Grasl will mehr regionale Berichterstattung

Für den Fall seiner Bestellung zum Generaldirektor kündigte Grasl gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten" den Ausbau des Regionalprogramms im ORF-Fernsehen an. "Ich möchte wie die BBC eine kurze Sendung in den späteren Abendstunden rund um die ZiB2 einführen. Also fünf Minuten, in denen die wichtigsten wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Ereignisse aus den jeweiligen Bundesländern zusammengefasst werden. Das wäre echt regionalisiert, nicht wie das Frühstücksfernsehen, wo ich auch im Burgenland sehe, was in Vorarlberg los ist." Das neue Frühstücksfernsehen hält der ORF-Finanzchef für verbesserbar. "Nur regionalisierte Geschichten zu senden und weltweite Ereignisse auszublenden, ist nicht optimal. Wir müssen dort sein, wo was los ist."

Außerdem denkt Grasl über einen zusätzlichen Spartenkanal neben ORF III und ORF Sport + nach. "Es soll ein reiner Österreich-Kanal werden, wo wir Informationssendungen, Dokumentationen und Filme zeigen sowie besser auf die Ressourcen der Landesstudios zurückgreifen. Auch könnten wir Programme wie das Österreich-Bild dort weiterverwerten und den Kanal anderen Marktteilnehmern - Fernsehsendern, Verlagshäusern - öffnen." Starten könnte dieser Kanal schon 2017. "Ich will nicht wie Alexander Wrabetz, dass der ORF ein Social Media Haus wird. Schließlich soll der ORF genau das Gegenteil sein, er soll hinterfragen, analysieren, vertiefen, einzuordnen - und sein wichtiges Asset, die regionale Berichterstattung, stärken."

(APA)

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