Mächtiger TV-Boss muss das Feld räumen

File photo of Roger Ailes, chairman and CEO of Fox News  in Pasadena
File photo of Roger Ailes, chairman and CEO of Fox News in PasadenaREUTERS
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Roger Ailes, Gründer und Chef des erzkonservativen Senders Fox News, trat wegen sexueller Belästigung mehrerer Mitarbeiterinnen zurück. Ailes hatte Fox News zum Propagandasender der Republikaner gemacht.

New York/Wien. Weder der polternde Donald Trump noch die glitzernde Möchtegern-First-Lady Melania und auch nicht Trump-Tochter Iwanka lieferten am Donnerstag die „hottest story“ des republikanischen Parteitags in Cleveland. Der Mann, der das Hauptgesprächsthema der Tausenden Journalisten und mehr als 2000 Delegierten war, heißt Roger Ailes – er ist einer der mächtigsten Amerikaner überhaupt. Der langjährige Chef und Gründer des einflussreichen konservativen TV-Senders Fox News trat am Donnerstag zurück, nachdem die Gerüchteküche tagelang gebrodelt hatte.

Der stets unberührbar scheinende Ailes mit seinen Freunden in den höchsten republikanischen Machtzirkeln ist nun über einen Skandal gestürzt: Der 76-Jährige ist vor zwei Wochen von der populären Fox-News-Moderatorin Gretchen Carlson verklagt worden. Sie wirft ihm sexuelle Belästigung vor. Jahrelang habe er sie bedrängt und belästigt, sagte sie. Weil sie hartnäckig alle Annäherungsversuche zurückgewiesen habe, habe Ailes schließlich die Reporterin gefeuert. Carlsons Klage hat offenbar ein jahrzehntelanges Schweigen bei Fox beendet. Der Sender startete eine interne Untersuchung, worauf mehrere Journalistinnen zu Protokoll gaben, vom allgemein gefürchteten, autoritären Chef sexuell bedrängt worden zu sein. Darunter auch Star-Moderatorin Megyn Kelly.

Trumps enger Freund

Ailes hat in den USA Mediengeschichte geschrieben: Er machte Fox News zu einem der erfolgreichsten und populärsten TV-Kanäle der USA. „Er führte Fox News wie einen Hochgeschwindigkeitszug“, schreibt die „New York Times“. Ailes habe einen neuen Stil in die Berichterstattung gebracht – jenen aggressiven, frechen, deutlich gefärbten Meinungsjournalismus, der heute zunehmend en vogue sei.

Tatsächlich machte Ailes Fox News nicht nur zum Propagandasender der Republikaner, sondern auch zum Medium, der mächtige Republikaner schuf: Trump etwa verdankt viel seinem Freund. Fox News wurde zum Sprachrohr des Baumagnaten, der Sender bot ihm durch nahezu tägliche Telefoninterviews eine wichtige mediale Plattform.

„Ailes führte Fox wie eine politische Mission“, schreibt die „New York Times“. Erzkonservative Gäste dominierten die Prime Time, die Nachrichten hatten stets eine eindeutige politische Färbung. Ailes selbst war lang als politischer Berater tätig gewesen, unter anderem arbeitete er für den früheren Präsidenten Richard Nixon.

Wie es nun mit dem Sender ohne Ailes weitergehen wird, steht in den Sternen. Denn Ailes erfand 1996 Fox News auf Wunsch von Medienmogul Rupert Murdoch. Der 86-Jährige soll nach all den Skandalen von seinem Urlaubsort in Frankreich aus persönlich Ailes Abgang befohlen haben. Auf den Rückzug seines langjährigen Freundes reagierte er jedenfalls betont distanziert: „Ich danke Ailes für seine brillante Arbeit. Und ich werde dafür sorgen, dass Fox News weiterhin eine starke Stimme bleibt.“ (basta.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2016)

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