ORF-Kontroverse über Riefenstahls "Olympia"

Lichtdom während der Abschlussveranstaltung der Olypmischen Sommerspiele in Berlin 1936.
Lichtdom während der Abschlussveranstaltung der Olypmischen Sommerspiele in Berlin 1936.ORF/Ullstein Bild
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Der Sender ORF III zeigt am 6. August "Olympia 1936" von Leni Riefenstahl. ORF-Publikumsrätin Blimlinger kritisiert die Ausstrahlung der Nazi-Propaganda. Der Sender reagiert und verlängert die einordnende Doku davor.

Am 5. August beginnen die Olympischen Spiele in Rio. Der ORF hat sich ein Rahmenprogramm zu den Spielen überlegt - und zeigt einen Tag nach der Eröffnung auf ORF III den Film "Olympia" von Leni Riefenstahl. "Mit Verwunderung und Irritiation" beobachtet das die ORF-Publikumsrätin und Rektorin der Akademie der Bildenden Künste, Eva Blimlinger. In einem Beschwerde-Mail an Senderchef Peter Schöber und alle Publikumsräte kritisiert sie die unreflektierte Ausstrahlung des Films, trotz der vorab zur Erklärung programmierte Intro, das sei mit 15 Minuten zu kurz.

"Es ist nicht nur vermeintlich kein Dokumentarfilm sondern es ist schlicht und ergreifend keiner, sondern ein inszenierter nationalsozialistischer Propagandafilm. 15 Minuten können wohl nicht ausreichen um hier fundierte Erklärungen und Analysen zu liefern. Es ist ein NS-Propagandafilm in dem rassistische Ideologie konstituierend ist und die in der Ankündigung gestellte Frage ,War Riefenstahl Propagandistin oder lediglich politisch naiv?' zeigt, dass hier nicht viel Aufklärung in den 15 Minuten zu erwarten ist, wenn diese Frage tatsächlich diskutiert wird." Blimlinger ergänzt: "Der ORF ist nicht dazu da unkommentiert NS-Propagandafilme zu zeigen. Vielleicht wäre eine Auseinandersetzung darüber, wie sehr dieser Film die Sportberichterstattung bis heute ästhetisch prägt, zielführender um zu erklären wie Sport als politisches Instrument funktioniert und wie NS-Ästhetik bis heute wirkmächtig ist."

Senderchef Schöber reagierte noch am Montag auf die Kritik von Blimlinger und verteidigte die Programmentscheidung. "Ganz bewusst will ORF III Kultur und Information anlässlich der diesjährigen Olympischen Sommerspiele das Spannungsfeld Politik – Sport – Inszenierung und politischer/propagandistischer Missbrauch von Großereignissen thematisieren." Daher habe man diesen ein Programmschwerpunkt mit insgesamt sechs Dokumentationen zum Thema geplant, darunter sei auch die erklärende ORF-Doku "Olympia 1936 - Der verratene Traum" und eine Dokumentation über „Leni Riefenstahl“. An sich sei er überzeugt davon, dass der Film über "Olympia" "sehr gut eingebettet", aber Schöber will die Kritik ernst nehmen.

Das geplante Intro, in dem sich Regisseur Robert Dornhelm, Medienwissenschaftler Fritz Hausjell und Historikerin Karin Moser kritisch mit der Produktion und ihrer Wirkung auseinandersetzen, wird auf knapp 30 Minuten erweitert.

(awa)

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