Alexander Wrabetz: Der General will noch einmal

ALEXANDER WRABETZ
ALEXANDER WRABETZ(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Der Amtsinhaber könnte mit einer soliden Bilanz und seinem Ohr für die Politik ein drittes Mal ORF-Chef werden.

Vor zehn Jahren hat Alexander Wrabetz seine damalige Chefin, Monika Lindner, mit einem Überraschungscoup aus dem ORF-Chefsessel gehebelt. Das war seine bisher wohl energischste Aktion. Der 56-jährige Jurist und dreifache Vater ist ein bedachter Manager, der niemanden vor den Kopf stößt. Das hat den Nachteil, dass er bei heiklen Themen zögerlich handelt. Es hat aber auch einen Vorteil für Wrabetz: Er sitzt alles aus. Spätestens seit der damalige SPÖ-Bundeskanzler Werner Faymann erfolglos versucht hat, Wrabetz loszuwerden, gilt der ORF-General als Überlebenskünstler.

Politisch ist der ehemalige Bundesvorsitzende der Sozialistischen Studenten (VSStÖ) im roten Lager beheimatet. Seine Karriere führte ihn schon früh in den staatsnahen Bereich – zur ÖIAG, zur Voest Alpine Intertrading, zur Vamed. 1998 wurde er Kaufmännischer Direktor des ORF. Seine SPÖ-Mitgliedschaft hat Wrabetz zwar mit dem Amtsantritt als ORF-General 2009 ruhend gestellt, die Stimmen der roten Stiftungsräte sind ihm bei der ORF-Wahl am Dienstag aber sicher. Setzt er sich durch, wäre er der erste ORF-Chef, der dreimal hintereinander bestellt wird.

Er kann mit einer soliden Bilanz aufwarten: 2007 startete ein Spar- und Restrukturierungsprogramm, Personal wurde eingespart, das Geschäftsjahr 2015 über Plan abgeschlossen. Immer wieder aber gibt es Kritik an Personalentscheidungen – die (letztlich vereitelte) Bestellung von SPÖ-Stiftungsrat Niko Pelinka zu seinem Büroleiter im Jahr 2011 ist da nur der Gipfel. Wrabetz wird ein offenes Ohr in Richtung Politik bescheinigt. Sein Bruder Bernd arbeitet als Berater für SP-Bundeskanzler Christian Kern.

Als Opernfan hat Wrabetz den Kultursender ORF III lanciert, er hat auch den Spartenkanal ORF Sport plus und das Frühstücks-TV ermöglicht – und einen Song Contest, der in Erinnerung bleibt. (i. w.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2016)

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