„Kurier“-Chef: „Gegen Fellner-Methoden auftreten“

2006 gründete Wolfgang Fellner die Boulevardzeitung ''Österreich''.
2006 gründete Wolfgang Fellner die Boulevardzeitung ''Österreich''.(c) APA (Roland Schlager)
  • Drucken

„Österreich“-Gründer Wolfgang Fellner attackiert „Kurier“-Herausgeber Helmut Brandstätter und wirft ihm zu große Nähe zu Kanzler Christian Kern vor. Der Angesprochene wehrt sich lautstark und prüft rechtliche Schritte.

Wien. Wolfgang Fellner und Helmut Brandstätter werden keine Freunde mehr. Das ist nach dem vergangenen Wochenende noch gewisser als bisher. Schuld daran ist ein Text über den „Kurier“-Herausgeber in der Sonntagsausgabe von Fellners Gratisblatt „Österreich“.

In dem nicht namentlich gezeichneten Artikel wird behauptet, Brandstätter habe seinen 25-jährigen Sohn im Herbst „auf einem hoch bezahlten Job direkt im Büro des ehemaligen ÖBB-Chefs Christian Kern untergebracht“. Der Job für „Strategie“ sei eigens für den „Kurier-Filius“ geschaffen worden. Dies sei bedenklich, weil Brandstätter seither „in keinem einzigen Kommentar mehr ein wirklich kritisches Wort“ über den Kanzler verloren hätte. Weder Kern noch Brandstätter, dessen Sohn oder die ÖBB-Personalabteilung wurden um Stellungnahme gebeten. Brandstätter reagierte schon am Sonntag via Twitter auf den Artikel und wehrte sich am Montag in einem öffentlichen Statement, das er zuvor an die „Kurier“-Mitarbeiter geschickt hatte, gegen die Vorwürfe.

Ja, sein Sohn habe nach seinem Studium, „wie so viele seiner Generation, mehrere Praktika gemacht. In den ÖBB hat man ihm anschließend wegen seiner Spezialisierung auf internationale Themen eine Stelle angeboten. Nicht im Büro des damaligen Chefs, Christian Kern, nicht in der Strategie und auch nicht fürstlich bezahlt. Er bekam das aufgrund seiner Leistung, ich habe ihm nicht geholfen (. . .). Die Entscheidung fiel durch einen mir (. . .) nicht bekannten ÖBB-Mitarbeiter.“ Im „Österreich“-Artikel habe „nicht einmal der Name“ gestimmt. Brandstätters Sohn Jakob schreibt sich nämlich mit k, nicht mit c. Fellner verteidigte den Text am Montag. Seine Redaktion stehe „zu jedem Detail der erschienenen Berichte“, bis auf den Namensfehler.

„Verlogen und dumm“

Brandstätter nennt den Zusammenhang mit der angeblich freundlichen Schreibweise des „Kurier“ „besonders verlogen und dumm“. Das Blatt habe, „wenn nötig“ kritisch über die ÖBB und nach dem Kanzlerwechsel über die Regierung berichtet. Er werde mit seinem Anwalt Klagen prüfen, so Brandstätter. Er hoffe, dass nun die Zeit gekommen sei, „wo sich in Österreich eine Koalition der Anständigen bildet. Politiker und Chefs von Unternehmen, die Fellner-Methoden kennen und unter diesen auch schon gelitten haben, sollten jetzt endlich gegen diese Methoden auftreten.“

Wieso schießt Fellner gerade jetzt so gegen Brandstätter und Kern? Abgesehen von der eingangs erwähnten Hassbeziehung, die die beiden haben, schießt Fellner auf diese Weise gegen die zuletzt von Brandstätter und anderen Qualitätsmedien vorgebrachte Kritik zurück, dass die Politik den Boulevard überproportional mit Anzeigen finanziert. Der Text wird aber auch als Kritik an Kern gelesen, der eine andere Medien- und Inseratenpolitik als sein Vorgänger Faymann verfolgen dürfte. Fellners Blatt profitierte jahrelang von der großzügigen Vergabe der öffentlichen Hand.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

ZEITUNG �OESTERREICH�: WOLFGANG FELLNER
Medien

„Kurier“-Chefredakteur wehrt sich gegen „Österreich“

Die Boulevardzeitung „Österreich“ behauptet, der Sohn von „Kurier“-Chefredakteur Brandstätter habe einen „Versorgungs-Job“ bei der ÖBB bekommen. Hintergrund ist der Streit um die Neuverteilung der Presseförderung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.