Nachruf: Abschied von Willy Wonka und „Fronkensteen“

FILES-ENTERTAINMENT-US-FILM-WILDER
FILES-ENTERTAINMENT-US-FILM-WILDER(c) APA/AFP/MYCHELE DANIAU (MYCHELE DANIAU)
  • Drucken

Hollywood verliert einen brillanten Komiker: Gene Wilder ist im Alter von 83 Jahren gestorben.

Die jüngere Generation kennt Gene Wilder wohl vor allem als das Gesicht eines beliebten Internet-Memes: Gekleidet in einen lila Mantel, einen Zylinder und eine überdimensionierte Schleife stützt er da den Kopf auf die Hand und grinst schelmisch; mit sarkastisch-herablassenden Texten versehen – etwa „Du hast gerade maturiert? Erzähl mir mehr von deiner Reife“ – wurde das Bild zehntausendfach im Netz geteilt. Dabei ist Wilder in der Szene, aus der das Bild stammt, alles andere als herablassend: Als visionärer Chocolatier Willy Wonka führt er durch seine Fabrik und zeigt den Kindern, die eines der begehrten Goldenen Tickets ergattert haben, die allergeheimste seiner Maschinen. „Wollt ihr das sehen?“, fragt er mit diesem schelmischen, verschmitzten Grinsen, bevor er das Gerät anwirft.

„Willy Wonka und die Schokoladenfabrik“ (1971) machte Gene Wilder zum Star. In Erinnerung bleiben wollte der Amerikaner mit dem wilden Lockenschopf, der 1933 als Jerome Silberman in Wisconsin als Sohn russischer Einwohner geboren wurde, aber lieber für eine andere Rolle: In der Horrorkomödie „Frankenstein Junior“ spielte er einen Physiker, der sich mit allen Mitteln von seinem Großvater, dem berüchtigten Wissenschaftler, distanzieren will – „It's pronounced Fronkensteen“, betont er stets –, dann aber doch dessen Experimente weiterführt. Das Drehbuch, das Wilder gemeinsam mit Regisseur Mel Brooks geschrieben hatte, wurde für einen Oscar nominiert. Brooks war es auch, der Wilders Talent entdeckt und ihm seine erste Hauptrolle in einem Spielfilm angeboten hatte.

Das war die Rolle des hysterischen Buchhalters Leo Bloom in der Broadway-Satire „The Producers“ (1968), später spielte er u. a. auch in Brooks Westernparodie „Der wilde wilde Westen“ und in Woody Allens „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten“. Wilders Rollen waren oft liebenswerte Charaktere mit einem kleinen Knacks, seine Komik entsprang dabei stets einer gewissen Ernsthaftigkeit, ja Melancholie: „Ich bin ein Schauspieler, kein Clown“, pflegte er zu sagen.

Nun ist der Schauspieler, Komiker, Autor und Regisseur im Alter von 83 Jahren gestorben. Er war „ein wahrhaft großes Talent unserer Zeit“, schrieb Mel Brooks auf Twitter, und der Komiker Jim Carrey fügte hinzu: „Wenn es einen Himmel gibt, hat er ein Goldenes Ticket.“ (kanu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wilder spielte unter anderem in "Charlie und die Schokoladefabrik".
Film

Schauspieler Gene Wilder ist tot

Wilder zählte in den 1970er und 1980er-Jahren zu Hollywoods bekanntesten Komikern. Er wurde 83 Jahre alt.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.