Fellner-TV: "Wir starten als Mäuslein unter Elefanten"

Wolfgang Fellner.
Wolfgang Fellner.(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Launig diskutierten u. a. Neo-Fernsehmacher Wolfgang Fellner und Noch-ORF-Finanzdirektor Richard Grasl über die Mühen und die Zukunft des Fernsehens.

Selten noch hat man bisher gesehen, dass sich Wolfgang Fellner kleinmacht. Am Mittwoch konnte man es bei den Medientagen erleben – als Mittel zum Zweck. Unter dem Motto „TV Over All“ ging es da auf dem Podium unter anderem um die Schieflage am Markt zugunsten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens: „Wir starten als Mäuslein unter Elefanten“, sagte Fellner und fügte hinzu, dass „die Wettbewerbsverhältnisse in Print geradezu paradiesisch sind im Vergleich zum Fernsehen.“ Während „eine staatliche Mediengruppe“ (gemeint ist der ORF) etwa 600 Millionen Euro (aus den Gebühren) bekomme, habe sein Medienhaus nur 400.000 Euro Förderung für oe24.TV erhalten, das an kommenden Montag on air geht. Sein Sender habe ein Budget von nur zehn Millionen Euro zur Verfügung.

In Österreich gehe es zu „wie im tiefsten Kommunismus“, legte Fellner nach: „Alles ist staatlich geregelt“ – sogar wie viel Werbung man machen dürfe. „Eine derartige Schieflage zwischen Privaten und einem öffentlich-rechtlichen Dinosaurier gibt es auf keinem anderen Sektor.“ Da freilich gab es Widerspruch: „Bis 31. Dezember sage ich: Das stimmt so nicht“, konterte der scheidende ORF-Finanzdirektor Richard Grasl, der mit launigen Bemerkungen für Unterhaltung sorgte. Auf die Einstiegsfrage, was er denn gestern im Fernsehen geschaut habe, sagte er: „Ich bin bei ,Kreuz & Quer‘ hängen geblieben – da ging's ums Aussteigen.“ Auch Fellner hatte „Kreuz & Quer“ geschaut: „Ich bin gleich eingeschlafen.“

Verschlafen wollen aber weder die Öffentlich-Rechtlichen noch die Privatsender auf die zuletzt immer stärker werdende internationale Konkurrenz – Netflix, Amazon und Co. reagieren. Immer mehr Streamingangebote drängen auf den Markt. Dass sie das lineare Fernsehen verdrängen werden, glaubt vorerst aber keiner der Diskutanten: „Streaming, das ist additive Nutzung“, sagte etwa Katja Hofem von ProSiebenSat1, die ihre Sendergruppe auch nicht unter Druck sieht, „sonst würden wir nicht morgen den siebten Sender starten.“

Kabel eins Doku geht heute on air

Heute, Donnerstag, startet ProSiebenSat1 mit Kabel eins Doku den ersten reinen Doku-Kanal im deutschsprachigen Fernsehen als Free-TV-Angebot. Für 2016 hat der Sender nach eigenen Angaben 630 Stunden neues Lizenzprogramm erworben. Zum Auftakt startet im Hauptabend die Doku-Reihe „Der Wilde Westen – Die wahre Geschichte“ mit Hollywoodstar Robert Redford. Kabel eins Doku Austria zeigt außerdem werktags ab 18 Uhr aktuelle News-Updates.

Klassisches Fernsehen wächst also weiter – trotzt der Streaming-Konkurrenz. Netflix oder Amazon Prime seien in Nischen, bei Special-Interest-Serien, sehr erfolgreich, wo sich klassisches Fernsehen schwertut, so Hofem. Ein Massenprogramm sei Video-on-Demand aber nicht. Holger Enßlin von Sky Österreich verteidigte naturgemäß solche Angebote: Durch die digitale Revolution entstehe im Fernsehen zusätzliches Wachstum, meinte er: Für die Zuschauer werde es einfacher, das zu sehen, was sie wollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2016)

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