Ein Sir der Zeitungswelt ist tot

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Zuerst „Kleine Zeitung“, dann „Presse“, wo er Geschäftsführer und Herausgeber war: Julius Kainz hat Österreichs Medienlandschaft geprägt. 81-jährig verstarb er.

Er war kein Mann, der die Bühne oder das Scheinwerferlicht suchte. Obwohl er sich auch da durchaus zu bewegen wusste. Und dennoch: Er war einer der ganz Großen in der Welt der österreichischen Medien- und Zeitungslandschaft. Julius Kainz, treuer Styrianer mit unglaublichen 42 Berufsjahren vom Werbeleiter zum Verlagsleiter und Geschäftsführer, Medienmensch, Verleger alter Schule, ein Sir der Zeitungswelt ist 81-jährig verstorben.

Als Kainz Ende 1991 vom neuen Eigentümer Styria aus Graz als Geschäftsführer nach Wien zur „Presse“ entsendet wurde, sah sich der gebürtige Südsteirer an seinem neuen Einsatzort nicht nur mit Wohlwollen, eher mit Skepsis oder Besorgnis empfangen. Er selbst empfand jedenfalls die wirtschaftliche Situation, in der sich Österreichs Qualitätszeitung Nummer eins damals befand, als besorgniserregend. Und so völlig falsch dürfte er mit seiner Einschätzung wohl nicht gelegen sein. Jedenfalls machte er in seiner unaufgeregten, besonnenen Art die „Presse“ während der darauffolgenden Jahre wirtschaftlich (wieder) konkurrenzfähig und fit, um die nicht einmal in Ansätzen voraussehbaren Herausforderungen, die da noch kommen sollten, bestehen zu können. Dass dabei nicht alles zu 100 Prozent gelingen konnte, war natürlich auch einem analytisch nachdenklichen Mann wie Kainz klar.

Liebe zur „Presse“

So schmerzhaft sich für Betroffene Spar- und Kürzungsprogramme gestaltet haben, Kainz war einer jener Verleger, denen es nie in den Sinn gekommen ist, dass ein Medium wirtschaftlich konkurrenzfähig zu machen sich im Reduzieren von (Personal-)Kosten erschöpft. Ihm war die „Presse“ seit jeher ein echtes Anliegen gewesen, seine große Affinität, manche verwenden sogar den Begriff Liebe, zu dieser Zeitung wurde von manchen in der „Kleinen Zeitung“ in Graz mit scheelen Augen gesehen, als er noch deren Geschäfte führte – und das tat er über Jahrzehnte höchst erfolgreich.

Kainz stand auf der Kommandobrücke der „Kleinen Zeitung“, als es galt, dem Angriff von Hans Dichands „Kronen Zeitung“ vor allem auf den steirischen, aber auch den Kärntner Lesermarkt zu begegnen. Wie später bei seinem Auftrag zur wirtschaftlichen Genesung der „Presse“ waren auch damals nicht alle sicher, dass ihm dies mit der „Kleinen Zeitung“ gelingen werde. Es gelang ihm mit Bravour.

Doyen der Herausgeber

Doch wieder zurück zum Wirken von Kainz in und für die „Presse“: Unter seiner Ägide nahm diese Zeitung Abschied vom größeren Rheinischen Format und stieg auf das sogenannte Berliner Format um – in dem „Die Presse“ bis in das Jahr 1963 erschienen war. Der Vierfarbendruck hielt Einzug, Qualität wurde insgesamt weiterhin großgeschrieben. Unter der wirtschaftlichen Leitung von Kainz nahm Thomas Chorherr Abschied von der Chefredaktion und wechselte in die Herausgeberschaft, ihm sollte Kainz selbst Jahre später als Herausgeber der „Presse“ folgen, bevor er 2005 zur Freude seiner Familie dann den Ruhestand antrat. Die Zeit sei wie im Flug vergangen, sagte er bei seinem Abschiedsfest.

Kainz wurde für sein berufliches Wirken mit zahlreichen Ehrungen bedacht. Besonders hat sich der Selfmademan, der aus der Katholischen Landjugend gekommen ist, über den Titel Kommerzialrat gefreut, wie Vertraute angeben. Und ja, es gab auch ein Berufsleben außerhalb der Styria: Von 1979 bis 1988 war Kainz zusätzlich Präsident des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ), fünf Mal hintereinander wurde er in diese Funktion gewählt. Nicht ohne Grund: In dieser Zeit gelang Kainz durch die ihm eigene Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit für den Verband der positive Abschluss eines Vertrags mit der Lotto- und Totoverwaltung. 2002 kürte der Verlegerverband ihren Doyen zu ihrem Ehrenpräsidenten.

Als „medienpolitische Instanz“ würdigte ihn VÖZ-Präsident und „Kurier“-Geschäftsführer Thomas Kralinger auch am Dienstag: „Julius Kainz hat mit Tatkraft die Medienlandschaft mitgestaltet und sich mit Leidenschaft für die Anliegen der Pressebranche eingesetzt. Der VÖZ trauert um einen Medienmenschen, dessen Handeln von einem starken moralischen Kompass geprägt war.“ Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl hob hervor, Kainz sei ein „intelligenter und menschenfreundlicher Unternehmergeist“ gewesene, „dem die Verbindung zu ,seiner Kirche' lieb und teuer war“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.09.2016)

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