Ex-"Cumhuriyet"-Chef will neues Medium gründen

Can Dundar, former editor-in-chief of Cumhurryiet, Turkey’s main opposition newspaper which was raided by Turkish police on Monday, is pictured after an interview with Reuters in Berlin
Can Dundar, former editor-in-chief of Cumhurryiet, Turkey’s main opposition newspaper which was raided by Turkish police on Monday, is pictured after an interview with Reuters in Berlin(c) REUTERS (AXEL SCHMIDT)
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Can Dündar will von Deutschland aus weiter über die Lage in der Türkei informieren: "Gemeinsam können wir etwas tun, um zu zeigen, dass die Regierung Journalisten nicht daran hindern kann, Informationen zu verbreiten".

Der frühere Chefredakteur der regierungskritischen türkischen Zeitung "Cumhuriyet", CanDündar, will in Deutschland ein neues Medium gründen, um über die Lage in der Türkei zu informieren. "Es gibt Hunderte türkische Journalisten, die aufgrund der jüngsten Repressionen ohne Arbeit sind", sagte Dündar am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP in Straßburg.

"Gemeinsam können wir etwas tun, um der Regierung zu zeigen, dass sie die Journalisten nicht daran hindern kann, Informationen zu verbreiten", fügte er hinzu.

Dündar war im Mai nach der Veröffentlichung eines Artikels über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes an die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien zu fünf Jahren und zehn Monaten Gefängnis verurteilt worden. Im Februar wurde er bis zum Berufungsverfahren auf freien Fuß gesetzt.

Im Juli verließ Dündar die Türkei und lebt seither in Deutschland, wo er eine Kolumne für die Wochenzeitung "Die Zeit" verfasst.

In der jüngsten Ausgabe klagt er, der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan habe der Gewaltenteilung ein Ende gesetzt und sich "zum Alleinherrscher über Legislative, Exekutive und Judikative" gemacht. Nun werde Erdogan versuchen, das von ihm angestrebte Präsidialsystem durchzusetzen. Mit den Stimmen der nationalistischen Oppositionspartei MHP strebe er ein Referendum über die Verfassungsänderung an.

"Im Schatten der Galgen ins Referendum"

Gleichzeitig versuche der Präsident, neue Konflikte zu schüren. "Er hat vor, in den Wintermonaten die Opposition vollständig auszuschalten und im Frühjahr ohne jeden Widerstand, im Schatten der Galgen ins Referendum gehen zu können", schrieb Dündar. Eine Zunahme der Gewalt nütze der Regierung: "Von der angespannten Lage erntet Erdogan Stimmen."

Dessen Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) hat im Parlament zwar die absolute Mehrheit, verfügt aber nicht über genügend Mandate, um im Alleingang die Verfassung zu ändern.

>> Can Dündars Kolumnen in der "Zeit"

(APA/dpa)

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