Privatsender: ORF-Gebühren lieber senken

ORF-Gebäude
ORF-Gebäude(c) Clemens Fabry
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Der ORF solle intelligenter sparen, statt Gebühren zu erhöhen, so die Privaten.

Am 15. Dezember wird im ORF-Stiftungsrat der Finanzplan beschlossen – und über den laut ORF-Gesetz fälligen Gebührenantrag abgestimmt. Bei einem Budgetloch von 42 Millionen Euro im Jahr 2017 ist zu erwarten, dass Generaldirektor Alexander Wrabetz eine Erhöhung der ORF-Gebühren beantragen wird. Der Verband Österreichischer Privatsender hat sich nun erneut gegen eine Gebührenerhöhung ausgesprochen: Eine solche wäre gar nicht notwendig, würde der ORF intelligent sparen, war die zentrale Botschaft bei einem Mediengespräch am Dienstag.

„Wir streiten ab, dass es eine Finanzlücke gibt“, sagte Puls-4-Chef Markus Breitenecker. „Gehörige Einsparungspotenziale“ ortete er etwa im Rechtebereich: Der ORF kaufe fast alle Erstausstrahlungsrechte für Blockbuster, Serien und Top-Show-Formate, dazu die meisten Premium-Sport-Events. Würde der ORF die richtigen Programmschwerpunkte setzen, könnte er die Gebühren sogar senken, so Breitenecker.

Teures Sportprogramm

Berechnungen des VÖP zufolge seien die Kosten für das Sportprogramm in Relation zur Sendedauer am höchsten: Durchschnittlich 99.000 Euro koste eine Stunde Sport und damit deutlich mehr als das Unterhaltungs- (rund 29.000 Euro) oder Kulturprogramm (25.500 Euro). Eine Stunde Information sei mit rund 18.000 Euro sogar am günstigsten zu produzieren. Eine Änderung der Programmstruktur bringe damit nicht nur viel Einsparungspotenzial, sondern könnte dem ORF auch helfen, seinen öffentlich-rechtlichen Auftrag besser zu erfüllen.

Denn auch da sehen die Privatsender Handlungsbedarf: Der Anteil „anspruchsvoller Sendungen“ sei in den letzten Jahren auf 36 Prozent gesunken, die ORF-Radios sendeten zusammen zu drei Vierteln Unterhaltung. Im Finanzplan des ORF kritisierte der VÖP u. a., dass die Gehaltssteigerungen zu hoch angesetzt seien. Der ORF verurteilte in einer Aussendung diese „Ferndiagnosen“: Sie entbehrten „jeglicher faktischen Grundlage“ und seien nichts als ein „Lobbyingpapier der größten TV-Konzerne Europas, um die Kolonialisierung des österreichischen Medienmarktes weiter voranzutreiben“. Wrabetz will dem Stiftungsrat im Dezember jedenfalls auch seine eigenen Sparmaßnahmen präsentieren. (kanu/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2016)

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